Hoher Meißner: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kothsborn-Quelle (Eisquelle) ==
== Kothsborn-Quelle (Eisquelle) ==
 
[[Bild: Hoher Meißner Eisquelle.jpg|thumb|right|430 px|<center>Die '''Eisquelle''' beim Frau-Holle-Teich</center>]]
=== Wiederentdeckung ===
=== Wiederentdeckung ===



Version vom 9. Juni 2012, 10:16 Uhr

Berarbeitet von Bernd Waldmann, Weißenbach

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Allgemeine Angaben

Das Dorf Dudenrode vor dem Massiv des Hohen Meißners
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Der Meißner von NO mit Kalbe und Kasseler Kuppe
Bergbausiedlung Schwalbenthal am Hohen Meißner
Bergmanns-Denkmal in Schwalbenthal

Das von vielen Märchen (Frau Holle) umrankte Vulkanmassiv des Meißners schiebt sich als gewaltiger bewaldeter Basaltbergrücken mit einem oberen Plateau von 2 x 5 km zwischen Wohra (Wehre) und Werra.
Der “König der hessischen Berge” gipfelt in zwei breitgezogenen Höhenkuppen. Die höchste Erhebung liegt im Norden bei Bransrode. Auf der Kasseler Kuppe wurde in einer Höhe von 753,6 Metern der Kasseler Stein errichtet. Die Kalbe (weiter südlich, 719 Meter) war lange Zeit vom Braunkohle-Tagebau bedroht.

Unterhalb der Kalbe liegt der idyllische „Frau-Holle-Teich” nicht weit von der ehemaligen Bergbausiedlung Schwalbental entfernt. Der von Steilwänden umrandete Kalbe-See ist der voll Wasser gelaufene Trichter des Tagebaus, dem das Hochmoor „Weiberhemd” größtenteils zum Opfer gefallen ist. Von Schwalbental kann man zu den „Seesteinen” (ein sogen. Blocksteinmeer) wandern. Beim „Viehaus” an der Südwestkante des Bergmassivs befinden sich Sendeanlagen des Hessischen Rundfunks, mit bis zu 220m hohen Funktürmen. Die Ausflugsgaststätte Gröling und das Naturfreundehaus ziehen viele Besucher an. Für die Freunde des Wintersports gibt es einen Ski-Lift, früher war sogar eine Sprungschanze vorhanden [1].

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die „Kitzkammer” (Säulenbasalt) bei Hausen, der Wanderweg „Kohlenstraße” von Bransrode zum Viehhaus und das Naturschutzgebiet „Bühlchen” am Nordrand des Berges. Von den Höhen bietet sich eine überwältigende Fernsicht nach Niederhessen und nordöstlich nach dem Eichsfeld. Die herbe Gebirgslandschaft kennzeichnen Brachlandstellen mit Wacholderbüschen, Kiefern und seltener Steppenflora.
In den Dörfern herrscht ausschließlich Fachwerkbau vor, meist fränkisch-thüringischer Art.

Name

Der Name Meißner hat zu vielen Deutungsversuchen geführt. Wissener ist wohl der ursprüngliche Name, der zum ersten Mal 1195 in einer Urkunde des Klosters Germerode als Gemarkungsname auftaucht. Nachfolgend die bekanntesten Erklärungsversuche:

  • Das Stammwort von Wissener ist ahd. wisa, was soviel wie Wiese bedeutet. Zusammen mit der Endung -er, ein verstümmeltes -berg, hieße der Wissener dann Wiesenberg.
  • Das Stammwort ist ahd. wizon, das bedeutet weissagen. Dann wäre der Berg personifiziert als „der Weissager”. Ulrich sieht darin einen Hinweis auf die Rolle des Meißners als Wetteranzeiger [2].
  • Wissener kommt von ahd. wiz = weiß. Auch in diesem Fall wäre der Berg als Person gesehen und hätte die Bedeutung „der Schneebringer” [3]. Die einfache Verhochdeutschung wäre dann „Weißner”. Diese Schreibweise gab es schon im 17. Jh. in amtlichen hessischen Schreiben.
  • Die letzte Deutung ist in der Meißnergegend stark verbreitet, weil sie von der Anschauung her besonders einleuchtend ist: Der Meißner ist der Berg, der im Winter zuerst mit Schnee bedeckt ist und im Frühjahr noch lange seine weiße Haube trägt, wenn im Werratal längst die Krokusse blühen.

Bergbau

Der Braunkohlebergbau begann am Hohen Meißner ab 1560, nachdem man in einem Bach Glanzkohlestückchen gefunden hatte, und dauerte bis 1929 ausschließlich untertage an. Die Kohle wurde beispielsweise für den Salzsiedebetrieb in Bad Sooden-Allendorf und das große Kraftwerk in Kassel gefördert. Die Bergbau-Verwaltung befand sich in Schwalbenthal. Ab 1952 wurde dort, wo sich jetzt der Kalbe-See befindet, die Kohle auch übertage abgebaut. Zuerst musste der Basaltpanzer entfernt werden, welcher hier etwa 150 Meter dick ist. Aus finanziellen Gründen wurde der Tagebau 1970 eingestellt. Vom Steinbruch des Basaltwerks Georg Köhler in der Gemarkung Weißenbach blieb am Nordabhang des Berges eine hohe Felswand, die aber inzwischen weitgehende von Abraumhalden verdeckt wird. [4]

Schwalbenthal

Hoch oben am Osthang des Meißners grüßt den Besucher aus dem Vorland schon von weitem ein in frischem Weiß gestrichenes Gebäude. Es ist das Gasthaus Schwalbenthal in 612 Meter Höhe. Es handelt sich um den glücklicherweise erhaltengebliebene Rest eines Dörfleins mit Ämtern, Schule, Wohnungen, Glockentürmchen und Friedhof.

Landau schreibt im Jahre 1842: „Schwalbenthal: Bergamt, 1.460 Fuß unter dem höchsten Punkt des Berges, 1.978 Fuß über dem Meer. Wohnungen der Beamten des Bergwerks und eine Gastwirtschaft.

  • 1584 entstand Schwalbenthal, das anfangs den Namen „Kohlenhaus” trug.
  • 1623 wurde Schwalbenthal von Tilly geplündert. Alle Gräte und Akten sollen zerstört worden sein.”

„Der Name (oft Schwalmenthal) ist ein auf die ursprünglich „das Kohlhaus” genannte Siedlung seit 1584 übergegangener Flurname, der sich als solcher eines in der Nähe gelegenen Waldstücks auch erhalten hat. Der Name hat natürlich mit Schwalben nichts zu tun.” (Prof. Ulrich).

Im Jahre 1842 bestand das Dorf aus zehn Häusern mit 55 Einwohnern, um 1880 waren auf Schwalbenthal rund 113 „Seelen” tätig, davon etwa 52 „Seelen” im Bergamt. Im Dorf wohnten in der Hauptsache die Steiger und Angestellten, während die Bergleute selbst aus den umliegenden Dörfern kamen. In der Gastwirtschaft fanden hin und wieder Festlichkeiten statt.

Helene Brehm berichtet uns 1924 sehr anschaulich von Schwalbenthal aus der Zeit von etwa 1870 bis 1885:
„Tostlos war die Einsmkeit des Winters, wenn sich der Wissener durchaus nicht dazu bequemen wollte, seine dichte, weiße Pelzkappe abzusetzen. Wintersport wurde damals noch nicht getrieben. An Werktagen brachten Berg- und Kohlenfuhrleute immerhin noch etwas Leben hinauf. Aber endlos dehnten sich die Sonntage in der Weltabgeschiedenheit und Stille des Berges. Dann war wohl der Bergbote, der die Postsachen aus Abterode heraufbeförderte, das einzige Bindglied zwischen Schwalbenthal und der unten liegenden Welt. Ein Aufatmen ging durch das Haus, wenn das Gebimmel der Türglocke die Ankunft des Boten kündete, der die Zeitung, vielleicht gar Briefe brachte.” [5]

Kothsborn-Quelle (Eisquelle)

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Die Eisquelle beim Frau-Holle-Teich

Wiederentdeckung

Bericht aus der HN (Hessische Nachrichten) vom 21. Juli 1956:
- Ein Abteröder macht diese nicht alltägliche Entdeckung -
Hoher Meißner. Eine Entdeckung nicht alltäglicher Art machte ein Abteroder Einwohner, der sich in seiner Freizeit mit geologischen und botanischen Dingen beschäftigt, am Meißner.

Angeregt durch ein altes geologisches Lehrbuch, kam er auf die Idee, die Kothsborn-Quelle unterhalb der Kalbe auf ihre Temperatur zu messen. Dabei stellte er fest, daß das Wasser auch jetzt im Monat Juli null Grad hat. Eine Erklärung hierfür zu finden ist nicht leicht. Diese ziemlich unbekannte Quelle wird, wie ein Kenner des Meißners, Gastwirt Schülbe vom Schwalbental sagte, im Volksmund Kothsborn-Quelle genannt.

Der Name soll von Gotts- oder Gottesborn herrühren. Sie liegt am Fuße der Kalbe, oberhalb der Straße vom Frau-Hollen-Teich nach Schwalbental, nahe dem ehemaligen Steinbruch, und quillt aus Basaltblöcken hervor. Bei oft wiederholten Messungen zeigte das Termometer immer null Grad. Wie die Eisquelle diese niedrige Temperatur hält, während die anderen Quellen am Meißner eine gleichbleibende Temperatur von 5 bis 8 Grad zeigen, kann mit Bestimmtheit nicht gesagt werden.

Auffällig ist jedenfalls ein starker kalter Luftzug, der aus der Quelle strömt. Vielleicht friert dadurch das Wasser in den Hohlschichten des Berges ein. Als Beweis für diese Annahme kann gelten, daß bei ansteigender Temperatur die Quelle stärker läuft. Die Kothsborn-Quelle, eine der wenigen Quellen am Meißner, die noch vom Bergbau ungestört dem dunklen Schoß des Berges entquillt, zeichnet sich durch einen guten Geschmack aus. Viele Wanderer und Touristen werden wohl nach dem Bekanntwerden diese im Farnkraut versteckte Quelle aufsuchen. Jedoch sollten sie dabe Rücksicht nehmen, nicht nur auf die Quelle, sondern auch auf die sie umgebende Pflanzenwelt.

Leserzuschrift zum HN-Artikel “Eisquelle”

Wegen der Verdunstungskälte

Zu unserem Bericht “Kothsborn-Quelle, im Juli null Grad” (HN vom Samstag, dem 21. Juli 1956) schreibt uns Herr Bernd Kanngießer aus Oberrieden:
“Der Beweis, der aufgeführt wurde, kann geologisch gesehen nicht stimmen, denn die Quelle läuft bei ansteigender Temperatur nicht stärker,sondern das Wasser wird kälter.
Die Voraussetzung des kalten Wassers der Quelle ist Verdunstungskälte (der Niederschläge), die zwischen den Basaltfelsen dahinströmt. Die Folge davon ist, daß unter der Basaltdecke eine Eisschicht lagert, die nie vergeht.

Im Westerwald bei Hadamar ist dies ebenso der Fall und man kann dort die Eisdecke sehen. Bei sinkender Außentemperatur steigt die Temperatur des Wassers. Bei steigender wird das Wasser kälter. Im Frühjahr und Herbst ist die Quelle am wärmsten. Im Winter beträgt der Durchschnitt 1 ½ bis 3 Grad.”

Anmerkung vom Weißenbächer Dorfschullehrer Theodor Waldmann
Der Name Bernd Kanngießer erscheint mir ein Pseudonym für den Lehrer i.R. Ziske zu sein, der jedes Jahr mehrere Wochen in Weißenbach verbringt und die Heimat erforscht. 14 Tage vor Erscheinung des obigen Artikels hat er mir erzählt, daß er die Kothsbornquelle auf ihre Temperatur hin sorgfältig untersuchat habe. In einem Steuerkataster von 1740 ist in einer Verschreibung auf diese Quelle hingewiesen.


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Der Friedrichstollen an der Kohlenstraße


Meißnerdörfer

Meißnerdörfer auf der Landkarte des Werra-Meißner Kreises

Beschreibung der Ortschaften im nördlichen Meißnervorland:

Weblinks


Quellen, Einzelnachweise

  1. Am steilen Abhang oberhalb des Frau-Holle-Teichs wurde 1926 die „Brinkmann-Schanze" errichtet.
    Seit 1952 gab es bei den „Seesteinen" auch noch die „Lindenbaumschanze".
  2. (Ulrich 1949, S. 108)
  3. (Schröder, WT, 2. Jg. 1925, H 4, S. 52)
  4. Text: Bernd Waldmann, Weißenbach
  5. Auszug aus dem Buch „Der Meißner" von Manfred Lückert, Rockstuhl, Bad Langensalza 2011, ISBN 978-3-86777-180-1