Memel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Februar 2010, 07:57 Uhr


Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Memel
Einleitung
Memel, Kreis Memel, Ostpreußen. /// Litauisch heißt der Ort Klaipėda.
Allgemeine Information
1905: Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reiches, an der Mündung der schiffbaren Dange in das Memeler Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee verbindet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Osterode-Memel und Memel-Bajohren, hat zwei evangelische, eine englische und eine katholische Kirche, Synagoge und (1905) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr.41) 20.687 Einwohner, davon 862 Katholiken und 899 Juden.
An gewerblichen Etablissments bestehen eine Fabrik zur Herstellung chemischer Produkte, zwei Schiffswerften, ferner Eisengießereien, Maschinenfabriken, eine Seifenfabrik, Zellulose-, Zigaretten-, Essig-, Kerzen- und Tauwerkfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennereien. Der Handel wird durch ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, durch 12 Konsulate fremder Länder und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 223,5 Mill.Mark) unterstützt und ist bedeutend in Holz, Leinsaat, Flachs, Hanf, Steinkohlen, Dungmitteln und Fischen (besonders Heringen) etc. Die Reederei zählte 1904 außer einer größern Anzahl von Küstenfischerei-Fahrzeugen etc. 15 Dampfschiffe zu 8.168 Registertonnen Raumgehalt. In dem geräumigen, durch Molen geschützen und mit einem Leuchtturm versehenden Hafen belief sich der Seeverkehr 1903 auf 570 angekommene Seeschiffe zu 201.110 Registertonnen und 598 abgegangene zu 207.550 Registertonnen.
Memel ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos und einer Rettungsstation für Schiffbrüchige und hat ein Gymnasium, Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Navigationshauptschule, ein Waisenhaus und ein Aussätzigenheim. Zum Landgerichtsbezirk Memel gehören die vier Amtsgerichte Heydekrug, Memel, Prökuls und Ruß. In der Nähe die großen Dörfer Bommelsvitte und Königlich Schmelz und das Forsthaus Försterei mit Seebad.
Quelle: Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.13., S.585-586.
Name
Die Stadt liegt in der kurischen Landschaft Pilsaten.
In skandinavischen Quellen wird der Ort im 2. Jahrhundert n.Chr. Aldajaborg genannt. Aldeska war der schalauische Name der Memel (Fluss).
Memel bezieht sich auf das Haff und den Unterlauf des Memel-Flusses.
- kurisch "memelis, mimelis" = stiller, langsamer, schweigender
- lettisch "mēms" = stumm, sprachlos (vgl. dazu den lettischen Fluss Mēmele)
Klaipėda beschreibt die Lage des Ortes. Frei übersetzt: flacher, offener Grund.
- kurisch "klais" = flach, offen, frei
- kurisch "ped" = Fuß, Fußsohle
Zum heutigen Gebrauch des Namens Memel siehe auch: Das memelländische Erbe.
Einwohner
1939. 41.297
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Bei der Gründung der Stadt 1253 wurde der Bau von drei Kirchen durch Bischof Heinrich von Kurland ins Auge gefasst: St. Marien sollte Burgkapelle sein, St. Johannis Stadtkirche werden und St. Nikolaus dem Gottesdienst der Landbevölkerung bestimmt seit. St. Marien verschwand mit dem Eingehen der Burg.
Evangelische Kirchen
Wählen Sie bitte ein Kirchspiel aus:
- Johanniskirche, für die Memeler Stadtbevölkerung.
- Jakobuskirche, auch Landkirche genannt, für die Memeler Landbevölkerung.
- Reformierte Kirche, hier gehörte auch später die Gemeinde der Englischen Kirche zu.
- Parochie Vitte, nur kurze Zeit im Norden von Memel bestehend.
- Englische Kirche (English Church)
- Baptistengemeinde
- Christliche Gemeinde
Katholische Kirche
- Katholische Kirche, für Stadt und Landbereich Memel.
Synagoge
Hier fehlen noch Informationen.
- Adressbuch 1931
Gemeindesynagoge Kehrwiederstraße, Vorsteher: W. Nafthal
Alte Synagoge, Synagogenstraße, Vorsteher: Leon Scheinhaus
Beth-hamidrasch, Baderstraße, Vorsteher: A. M. Kaplan
Synagogengemeinde Memel
Rabbiner Dr. L. Lazarus,
Rabbiner J. Rabinowitz,
Kantor u. Lehrer: Joseph Kahn.
Vorstand:
W. Nafthal, Bernhard Scheinhaus, Jacob Jawschitz, Dr. H. Jacobsohn, Joseph Schulmann
Repräsentanten:
Leon Scheinhaus, Dr. Kallenbach, W. Ehmann, Isaak Jawschitz, Moses Friedmann, A. Hannemann, S. Maisels, H. Markuschewitz, A. Rosenthal, Ing. Rubin, S. Rudeitzky, A. Stoch, Jakob Werblowsky.
Juden in Memel
- Eine Liste jüdischer Bewohner des Memellandes finden Sie auf der Seite Juden im Memelland.
Bearbeiter: Holger Schimkus
Zur Zeit in Bearbeitung!
Die Juden waren bereits im 15. Jahrhundert in Memel zu finden. Erstes gefundenes Dokument über eine jüdische Präsenz in der Stadt stammt von 1567. Am 20. April 1567 erließ Graf Albrecht unter dem Einfluss der Priester einen Befehl, wonach alle Juden innerhalb von 21 Tagen Memel zu verlassen hatten. Die nächsten 76 Jahre sollte es so bleiben. Es wurde für Juden verboten in Memel zu leben oder sogar über Nacht dort zu bleiben. Erst im Jahre 1643, als sich der Verkehr und Handel in der Stadt entwickelte, war es den jüdischen Kaufleuten erlaubt, in der Stadt zu bleiben. Kamen sie an Freitagen in die Stadt und insbesondere während der kurzen Wintertage, durften sie über Sabbat bleiben, aber am Sonntag hatten sie Memel wieder zu verlassen. In jenen Tagen galt die aus dem Jahr 1613 erteilte Regel, wonach es für einen Bürger oder Händler Memels verboten war, offene oder verborgene Kontakte mit Juden zu haben, weil das Judentum im Gegensatz zum Christentum stand und nicht ernst genommen wurde.
Im Jahre 1662 erteilte Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg Privilegien an mehrere Juden. Er wollte den Handel mit Memel erweitern. Diese Privilegien beinhalteten die Erlaubnis sich in der Stadt niederzulassen.
Einer von ihnen war ein niederländischer Jude namens Moshe Jacobson de Jonge (Der Jüngere), ein Genie in Bezug auf den Handel. Er ließ sich im Jahr 1664 in Memel nieder. Er entwickelte den Handel mit Holz, Pelze und vor allem mit Salz, organisierte Reedereien und gründete eine Werkstatt für Reparaturen und den Bau von Schiffen. Er erhielt die Erlaubnis, jüdische Arbeiter zu beschäftigen, unter ihnen ein Schlachter und ein jüdischer Lehrer für seine Kinder. Es wurde ihm auch erlaubt, einen Gebetsraum in seinem Haus einzurichten.
Nach mehreren Jahren erfolgreicher Tätigkeit verlor Moshe Jacobson sein ganzes Vermögen als Folge von zu vielen Spekulationen mit Salz und war gezwungen, mit allen seinen Mitarbeitern nach Holland zurückzukehren.
Juden wurde der Zugang zu Memel für viele weitere Jahre verboten, und sie durften nicht einmal die Waren dort verkaufen. Dieses Verbot wurde einmal im Jahr öffentlich proklamiert, und bis 1670 wurden diese amtlichen Mitteilungen an kommunalen Gebäuden angeschlagen. Es war den jüdischen Kaufleuten nur während der jährlichen Messe erlaubt, Ware aus Litauen und Russland, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse und teure Pelze zu importieren, und deutsche Ware zu kaufen. Die Messe wurde im Sommer veranstaltet und dauerte 14 Tage. Unter den Käufern waren die reichen polnischen Landwirte und Freiherren von Kurland. Während des Krim-Krieges, als Russland auf allen Seiten mit Ausnahme der Grenze zu Preußen geschlossen war, wurden 14.248 Juden auf der Messe von 1854 registriert. Ein besonderes Handelsgut der russischen Kaufleute waren hebräische Bücher die während der Messen verkauft wurden. Darunter der "Talmud" und rabbinische Literatur, wenn sie in Deutschland gedruckt waren oder aus privaten Bibliotheken der deutschen Juden stammten, die sie nicht mehr brauchen.
Der Markt für hebräische Bücher entwickelte sich durch die wenigen jüdischen Druckmaschinen in Russland sowie die von Zensur verursachten Schwierigkeiten. Im Jahre 1720 erhielt J. M. Friedländer die Erlaubnis, hebräische Bücher auf der Messe zu verkaufen. Nach einiger Zeit eröffnete Avraham Goldberg, ein jüdischen Verleger aus Berlin, eine Buchhandlung auf der Messe. Als Rabbiner Seminare in Deutschland eingeführt wurden, nahm der Bedarf für religiöse Bücher zu und der Buchhandel in Memel hörte auf. Nach dem polnischen Aufstand 1863 und der Bau der Eisenbahn nach Memel verlor der Handel seine Bedeutung.
Das System von Privilegien für die "geschützten" Juden (Schutz Juden) war weit verbreitet, auch in den Zeiten des liberalen König Friedrich der Große (1740-1798).
Als im Jahre 1777 der jüdische Philosoph Moses Mendelsohn Memel wegen einer geschäftlichen Angelegenheit besuchte, blieb er in Königsberg, weil er nicht die Erlaubnis bekam, in Memel über Nacht zu bleiben. Erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts hat die liberale Gesetzgebung der Stein-Hardenberg die Aufhebung der strengen Beschränkungen bewirkt. Die seit dem Mittelalter gegen die Juden gerichteten Beschränkungen waren nun vorbei. Trotzdem sollten noch einige Jahrzehnte vergehen, bis sich preußische Juden in Memel, in der letzten Ecke des Königreiches niedergelassen haben und weit entfernt von den Hauptverkehrsadern sich ein normales Miteinander entwickelte.Im Jahr 1815 gab es bei einer Bevölkerung von etwa 10.000 Menschen nur 35 Juden in Memel. Russischen Juden, die für ihre Unternehmen nach Memel kommen wollten, konnten das nicht wegen des Mangels an Bethäuser und andere religiöser Institutionen. Die Nutzung der vorhandenen Einrichtungen war nur Juden mit preußischer Staatsbürgerschaft erlaubt.
Im Laufe der Zeit kamen immer mehr russische Holzhändler vor den hohen Feiertagen nach Memel um bis Januar dort zu bleiben. Sie kamen mit dem Wagen und sogar mit Wagen und mit Pferden bespannt in der Stadt und brachten Köche und Metzger mit sich. Auch brachten sie Geflügel mit, während Fleisch, Schafe und Rinder aus der Nähe von Städten Litauens nach Memel geschmuggelt wurde.
Ber Cohen mit seinen drei Söhnen Yosef, Aharon und Shmuel waren die ersten jüdischen Familie die die Einbürgerung für Memel erhielten. Sie brachten den Schächter Yosel Vald, mit an ihren neuen Wohnsitz. Sie alle stammten aus der litauischen Stadt Tavrig (Taurage). Einige Jahre später übergab Herr Vald seine Tätigkeiten an seinen Schwiegersohn Yeshaiah Wohlgemuth, der nach einiger Zeit Rabbiner wurde. Später wurden die Söhne Yosel Vald zu bedeutenden Mehl und Holzhändler.
Im Jahr 1855 gab es 289 Juden in Memel, und im Jahre 1867 ist die Zahl sogar auf 887 gestiegen. Im Jahr 1856 wurden in Memel 11 jüdische Kinder (9 Jungen und 2 Mädchen) geboren und eines starb.
Im Jahr 1857 wurden 16 Kinder geboren (7 Jungen und 9 Mädchen), 3 von ihnen starben.
Bevor in Memel ein jüdischer Friedhof gegründet wurde, kamen die in Memel verstorbenen Juden von ihren Angehörigen in eine der Städte in Preußen und begruben sie dort. Wenn auch mit großen Schwierigkeiten verbunden, auch in einer der litauischen Städte.
Die Geschichte besagt, dass ein jüdischer Kaufmann, der plötzlich in Memel starb, für die Beerdigung in seinem Mantel und einer Pfeife im Mund auf einen Wagen sitzend, mit Begleitpersonen auf beiden Seiten nach Litauen überführt wurde.
Im Jahre 1858 forderte die preußische Regierung die Vereinigung der russischen und deutschen Gemeinden in Memel. Nach einem preußischen Gesetz vom 23. Juli 1847 wurde die Autonomie der Juden erteilt. Alle Juden gehörten zur Gemeinschaft und mussten Steuern zahlen. Grundlage war das Einkommen, das zu einem gewissen Prozentsatz versteuert wurde. In einigen Fällen wurden die Steuern durch die Polizei abgeholt. Wer die Einkommensteuer nicht zahlte, wurde auch von der Zahlung der Steuer an die Gemeinde befreit. Die Gemeinde wurde von einer Versammlung von Vertretern der 16 Personen, die für 6 Jahre gewählt wurde, geleitet. Die Versammlung wählte den Gemeindeausschuss von 3-5 aus ihren Mitgliedern, die in Gemeinschaftsangelegenheiten zur deutschen Verwaltung und Regierung Kontakt zu halten hatte. Die Gemeinschaft wurde offiziell am 9. Mai 1862 genehmigt, ebenso wie die Regelungen der "Chewra Kaddischa". Aber in der Tat existierten weiterhin zwei verschiedene Gemeinden. Russische Juden und Juden in Deutschland, und jeder von ihnen mit ihren eigenen religiösen und bildungspolitischen Fragen. Die Mitglieder der ersten Ausschusssitzung wurden Dr.Lazar, S. Glazer und Meir Levi, und später kamen Kon Moritz und Julius Abelman dazu. Bis 1900 waren Dr. Lazar, Julius Hirsch, Dr. Fürst, J. Levental, S. Borchardt und Leopold Alexander Vorsitzende des Ausschusses.
1875 wohnten 1.040 Juden in Memel
Die Beziehungen zwischen den Juden in Memel und ihre christlichen Nachbarn waren in der Regel normal. Trotzdem wurden die Juden nicht in kommunalen und gewerblichen Institutionen beschäftigt. Aufgrund der Tatsache, dass die Antisemiten nicht gegen den preußischen Juden ankämpfen konnten, die gleiche Rechte hatten, planten sie gegen die Juden, die nicht über preußische Staatsbürgerschaft verfügten und vertrieben sie im Jahr 1880 aus der Stadt. Die Zahl der Ausgeschlossenen erhöhte sich von Jahr zu Jahr bis 1885, als die Regierung eine Anordnung veröffentlichte, dass alle ausländischen Bürger Memel vor dem 15. Oktober des gleichen Jahres in kurzer Zeit zu verlassen haben. Unter den Menschen, die von dieser Regelung betroffen wurden, waren Juden. Sie lebten 20 und sogar 40 Jahre in Memel, hatten sich aber nie die preußische Staatsbürgerschaft beantragt. Es wäre leicht gewesen, sie zu erhalten. Nach einer Quelle sind danach nur etwa 200 Juden in Memel geblieben. Der Mann, der sehr aktiv war bei der Verhinderung dieses harten Dekrets wurde der Rabbiner von Memel Dr.Yitzhak Rülf (1834-1902), der viele Menschen in Berlin kontaktierte, aber nur Kanzler Bismarck helfen könnte. Der Rabbi wandte sich dreimal an Bismarck was zu einem Kompromiss führte, wonach die Stadt eine Liste der jüdischen Kaufleute aufzustellen hatte, die in Memel Handel treiben würden und diesen Menschen ein Bleiberecht einzuräumen. Durch die Rückführung eines Teils der russischen Bürger von Memel in den Jahren 1880-1886 ging die Zahl der Juden von 1214 (Jahr 1880) bis auf 861 im Jahr 1890 zurück. Etwa 100 Familien, jüdische Kaufleute aus Litauen, blieben in Memel und diese wurden zu den wichtigsten Menschen in der Stadt. Sie hielten die Handelsbeziehungen mit Russland aufrecht. Aber die Rechte der Juden waren eingeschränkt und sie standen unter ständiger Aufsicht der Behörden.
Über 700 Personen, Männer, Frauen und Kinder, wurden aus den Kreisen Memel und Heidekrug (Silute in litauischer Sprache) vertrieben. Von denen waren die meisten Arbeiter und Handwerker. Viele von ihnen konnten aus verschiedenen Gründen nicht in ihre russische Heimat zurück und es wurde notwendig, ihnen bei ihrer Emigration nach Übersee zu helfen.
- Die alte Stadt Memel, Friedrichsmarkt (1915)
Vor allem jüdische Kaufleute wohnten in diesem Quartier. Als der 1. Weltkrieg im Jahre 1914 begann wurde eine Verordnung erlassen, dass alle jüdischen Bürger Russlands innerhalb einer Woche nach Rügen vertrieben werden sollen. Die jüdische Gemeinde, das lokale Handels-Büro, Bürgermeister der Stadt und dem Gouverneur der Region bemühten sich um die Eindämmung dieses harten Dekrets. Als Ergebnis kam heraus, dass jeder Jude in der Lage war, eine Bürgschaft vorzulegen und eine Empfehlung von zwei deutschen Staatsbürgern, die zeigten dass er kein Spion war. Unter diesen Bedingungen durfte die Jüdische Familie in der Region verbleiben. So sind die meisten der "Fremden" von der Vertreibung verschont geblieben.
- Bildung und Religion
Die erste religiöse Institution für Juden in Memel etabliert war der Friedhof, wo im Jahre 1823 die ersten jüdischen Verstorbenen begraben wurden. Im Jahre 1835, auf Initiative und mit dem Management von Mordechai Vazbutzky und Meir Lifshitz, wurde die "polnische" Synagoge und die "Mikwe" für die reichen Holzhändler aus Polen und Russland gebaut, die während der Herbstmonate in Memel lebten. Die Synagoge wurde auch für die hohen Feiertage genutzt.
Für vierzig Jahre stand S. Bloch an der Spitze dieser Synagoge. Er war auch in der Gemeinde aktiv. Rabbi Dr.Yitzhak Rülf, der in Memel als Rabbi der deutschen Gemeinde von 1865-1898 diente, war der Initiator und in allen Bildungs-, Kultur-und Wohlfahrtsarbeit in der Stadt in diesen Jahren beteiligt. Vor der Gründung der autonomen Gemeinschaft nach preußischen Recht, studierten jüdische Kinder, die russische Staatsbürgerschaft besaßen, bei einem "Melamdim" (Tora Lehrer), vor allem die aus Litauen kamen.
Die Reichen beauftragten einen Privat - "Melamed" (Lehrer für Kleinkinder) für ihre Kinder, die weniger Reichen beschäftigten einen "Melamed" für zwei oder drei Familien und die "Armen" und schickten ihre Kinder auf eine "Cheder" (religiöse Schule), die meist von der Gemeinde und den Eltern bezahlt wurden und nur eine kleine Summe für die Finanzierung erforderte.
Erst zu Beginn der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts haben die Juden begonnen, ihre Kinder auf öffentliche Schulen zu schicken. Im Jahre 1879 gründete Rabbi Rülf eine Schule für arme Kinder (Armenschule), von denen die meisten keine Möglichkeit hatten, auf anderen Wegen eine Bildung zu erhalten. Der Ausschuss für die Unterstützung russischer Juden in Berlin hatte 50.000 Mark für die Erhaltung dieser Volksschule gespendet. Die Behörden akzeptierten die Ausbildung in Hebräisch und ihre Grammatik, Deutsch, Mischna und Talmud, die an dieser Schule gelehrt wurden.
Am Anfang waren die Bedenken gegenüber dieser Schule groß. Viele Juden Memels verhielten sich reserviert und hatten Sorgen, da sie das Wachstum eines jüdisch-russischen Proletariats in der Stadt befürchteten. Ein geeignetes Gebäude für die Schule wurde mit Hilfe einer großen Spende der Freifrau von Hirsch von Paris errichtet.
Im Jahr 1898 verließ Rabbi Dr.Y.Ruelf Memel und Rabbiner Dr. Imanuel Carlebach wurde sein Nachfolger. Dann richtete die Gemeinde eine "religiöse Schule für jüdische Kinder" ein. Die Israelitische Religionsschule, bestehend aus zwei Klassen für Jungen und zwei für Mädchen.
Viele reiche Eltern initiierten die Gründung einer privaten religiösen Schule und waren bereit, es zu finanzieren. Die Schule hatte vier Klassen für Jungen, fünf für Mädchen und eine gemeinsame vorbereitende Klasse. In der Vorbereitungsklasse lernte man für ein Jahr und in den anderen Klassen, für zwei Jahre. Die Lehrer in den oben genannten Schulen waren: Dr. I. Carlebach (Direktor), Heinemann, Dobrowolski, Berman, Frau Carlebach und Frau Gitkin. In dieser Schule wurde Hebräisch, Bibel, Mischna und Talmud unterrichtet. Diese beiden Schulen wurden unter der Aufsicht durch einen Ausbildungsausschuss der Gemeinde gestellt, dessen Mitglieder S. Bloch, Moritz Cohen, A. Aizenstadt, Dr. med. Hurwitz waren.
Standesamt
Zugehörige Ortschaften
Zum Standesamt Memel gehörten 1907 folgende Ortschaften:
Standesamtsregister
Die Standesamtsregister von Memel sind unvollständig erhalten im Litauischen Historischen Staatsarchiv in Wilna. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.
- Geburten 1875-1895, 1897-1902, 1904-1906, 1908-1909, 1911-1915
- Heiraten 1874, 1877-1889, 1892-1895, 1897-1898, 1900-1909, 1911-1914, 1916-1917, 1920-1939
- Sterbefälle 1874-1889, 1891-1906, 1909, 1911-1913, 1915
Hierbei ist nicht sicher, ob die einzelnen Jahrgänge vollständig oder nur teilweise erhalten sind !
Die Heiratsregister 1920-1939 sind nicht verfilmt, aber sollen im Litauischen Historischen Staatsarchiv vorhanden sein.
Friedhöfe
Städtischer Friedhof
Der Städtische Friedhof von Memel findet sich auf einer eigenen Seite.
Bewohner
Folgende Familien bzw. Personen lebten in Memel oder stehen mit diesem Ort in Verbindung:
Persönlichkeiten
Johann Peter Mählers: Einleitung in die Lieder-Geschichte des jülich und bergischen Gesangbuchs, Mülheim/Rhein 1762:
M. Simon Dach, ein gekrönter Poet, geboren in Memel 1605, den 29. Juli. Wurde anfangs Conrector an der Dom-Schule, hernach Prof. Poesios zu Königsberg in Preußen. Starb 1659, den 15. April. In denen geistlichen Liedern war er unvergleichlich und in denen Uebersetzungen der Psalmen ungemein glücklich.
Auszug aus: Hans Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten, in: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4, 1922. (Datum jeweils nach dem russischen und gregorianischen Kalender).
Baehr, August Jakob, Kaufmann in Memel, zum adjung. Litzentbesucher in Pillau, 27.2./9.3.1760. Boehm, Jakob Benjamin, Cand. theol. u. Dozent im Friedrichskollegium, zum Rektor der Latein Stadtschule in Memel, 4./15.9.1760. Galwien, Peter, Fischer, zum Lotsen in Memel, 24.4./5.5.1762. Hoffmann, Johann Heinrich, Akzisebuchhalter in Memel, 12./23.4.1759. Holdschue, Friedrich Ämil, Präzentor in Koadjuthen, zum Präzentor in Ruß, 24.4/5.5.1759,; zum Pfarrer daselbst, 11./22.6.1759. [Ein Sohn Ämilius Holdschue, * Koadjuthen 1764, war zuerst litauischer Präzentor in Memel, wurde 1797 Adjunkt des Pfarrers Veithöfer an der Landkirche in Memel, nach dessen am 8.11.1798 erfolgten Tode sein Nachfolger und + 9.2.1818. Hübner, Christian Ephraim, Präzentor in Memel, zum Pfarrer in Kinten, 14.6.1758, [* Königsberg 29.1.1722, Alststdt. Schule daselbst, Universität Königsberg 27.3.1741. Christian Ephraim Hübner, wohl Sohn des vorherg. 27.1.1792 zum Pfarradjunkt in Kinten ordin., 1821 entlassen. Karr, Balthasar, zum Lizent-Packhausbuchhalter in Memel, 17./28.4.1759. Klein, Peter, Postreiter in Memel, zum Strandreiterin Karkelbeck bei Memel, 8./19.7.1760. [Strandreiter Klein erbaut 1772 eine Windmühle in Nimmersatt. Korsch, Johann, zum Lotsen in Memel, 30.3./10.4.1758. Niencke, Paul, Torkommissar, zum Visitier bei der Lizentkammer in Memel, 4./15.4.1761. Rump, Kaufmann, zum Schiffsbesucher in Memel, Marienwerder, 7./18.3.1758. Schultz, Karl Albrecht, Akzisebuchhalter in Memel, zum Akzisekontrolleur daselbst, 12./23.4.1759. [hatte 1758 das Gütchen Prussischken in Berahmung und zahlte 20 Taler Zins, aber "ist total ausgeplündert und gänzlich ruiniert, auch fast alle Gebäude abgetragen". Veithofer, Martin, Stud., zum litauischen Präzentor in Memel, 23.5.1758 [ein Salzburger, * bei Goldeck 15.4.1730, 1771 Adjunkt des Pfarrers Hassenstein an der Landkirche in Memel, nach dessen am 28.11.1773 erfolgten Tode sein Nachfolger, + 8.11.1798. Zimmermann, Baggermeister, zum Lotsen in Memel, 30.3./10.4.1758.
Krohn, Paul Günter, * Memel 26.3.1929, literaturwissenschaftlicher Publizist in der DDR, Herausgeber, Lyriker, Ressortleiter im Kollektiv für Literaturgeschichte des Verlages Volk und Wissen, Sohn eines Beamten und einer Fischerstochter. (Siehe: Meyers Taschenlexikon, Schriftsteller der DDR, Leipzig 1974).
Geschichte
Allgemeiner Kurzabriss
Memel wurde 1252 unter den Mauern der Memelburg gegründet und bekam lübisches Recht. Ein Drittel der Stadt gehörte dem Bischof von Kurland, zwei Drittel besaß der livländische Schwertorden. Letzterer übertrug 1326 seinen Anteil dem Deutschen Orden, der 1328 die ganze Stadt erhielt und sie 1404 aufs neue befestigte. In den Kriegen mit den Litauern und Polen im 13.-15.Jahrhundert hatte die Stadt viel zu leiden, brannte wiederholt ab, war eine Zeitlang im Besitz der Schweden und wurde 1757 von den Russen besetzt. 1762 Memel wieder preußisch. Nach der Schlacht bei Jena (1806) weilten zu Anfang 1807 König Friedrich Wilhelm III und Königin Luise hier, und am 28.Januar 1807 schlossen hier Preußen und England Frieden. Am 27.Dezember 1812 wurde Memel infolge der Kapitulation zwischen Trabenfeld und Paulucci von den Russen besetzt. Memel erhielt erst 1875 Eisenbahnverbindung. Memel ist Geburtsort des Dichters Simon Dach (1605).
Quelle: Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.13., S.586.
- 1757.1.-6. Juli. Memel wird von 10.000 Russen belagert, 110 Häuser werden zerschossen.
- 1802.10.. Juni. Memel. Das preußische Königspaar trifft sich mit Kaiser Alexander I. von Rußland.
- 1807.8. Jan.-15 Jan. 1808.. Memel. König Friedrich Wilhelm III und Königin Luise in Memel.
- 1807. Febr. König Friedrich Wilhelm von Preußen flüchtet mit seiner Familie nach Memel.
- 1812.27. Dez. Memel. Die Russen rücken in die Stadt ein und werden als Befreier gefeiert.
- 1812.30. Dez. Der preußische General Yorck von Wartenburg, dem Napoleon Truppenteile übertragen hatte, schließt mit dem russischen General Diebitsch in der Mühle von Poscherun, unweit Tauroggen, eine Konvention ab, auf Grund deren das preußische Korps, das ihm unterstand, für neutral erklärt wurde und zwischen Memel und Tilsit unbehelligt Quartier nahm.
- 1851.23. Mai. "Jeder Zoll, den wir an der Grenze von Memel bis Krakau nachgeben, ruiniert diese ohnehin schon miserabel schwache Grenze und legt die ganze Ostküste bis nach Stettin bloß" (Friedrich Engels an Karl Marx).
- 1875.12. Febr. Bonn. + Friedr. Wilh. Argelander, Astronom (* Memel 22.3.1799).
- 1920.10. Febr. die letzten deutschen Truppen verlassen Memel.
- 1920.16. Febr. Frankreich übernimmt im Namen der Westalliierten die Verwaltung des Memellandes.
- 1923.10. Jan. Einfall litauischer Freischaren in das von Franzosen als Besatzungsmacht verwaltete Memelland (Annexion des Memellandes).
- 1923.16. Febr. Die Botschafterkonferenz der Alliierten beschließt, die Gebietshoheit für das Memelgebiet an Litauen zu übertragen.
- 1932. 6. Febr. Im Memelgebiet kommt es zu einem litauischen Staatsstreich.
Reiseführer 1831
"Memel, die nördlichste Stadt Preussens, wurde schon 1250 angelegt und Klaipeda genannt, sie gehört nach wie vor in vielfacher Hinsicht zu den bedeutendsten Städten der Provinz. Sie liegt am Einfluss der Dange in die Ostsee, und ist nicht mehr befestigt, jetzt grösstentheils wohlgebaut, in die Alt- und Friedrichsstadt getheilt und hat einen guten Hafen, 3 Vorstädte, unter ihnen die vor dem Brückenthore, Crameist genannt, mit der katholischen Kirche, 4 Thore, die schöne Lindenstrasse, 3 evangelische Kirchen, 1 katholische-Kirche, 1 Synagoge, 1 Industrieschule, 1 Stadtschule, 1 Mädchenschule, eine Anstalt für verwahrloste Kinder, ein Hospital usw. Im Ganzen zählt man 27 öffentliche Gebäude, unter ihnen Zeughäuser, die Börse, das Theater usw. und 750 Privat-Wohnhäuser und gegen 10000 Einwohner. Im Jahre 1830 wurden hier 897 Kinder geboren und 1007 Personen starben. Hier ist ein Kreisamt, ein Land- und Stadtgericht, ein Intendanturamt, ein Oberpostamt, ein Hauptzollamt, eine Hafen-Polizei-Commission, ein Lootsen-Commando usw. Wichtig ist der Handel mit Getreide, Hölzern und anderen Waaren, auch unterhält die Stadt einige bedeutende Tuchmanufacturen und verschiedene andere Fabriken und Werkstätten. Ein Musikverein fördert die Kunst und den Geschmack im Gebiet der Töne; mehrere beliebte Vergnügungsörter in der Umgebung, als Tauerlauen, Amalienthal, Mesceiken usw., werden fleissig besucht, während die Lindenstrasse in der Stadt selbst einen angenehmen Spazirgang darbiete. Die Anpflanzung der doppelten Lindenreihe verdankt die Stadt einem aus Holland gekommenen Kaufmann. Sehr merkwürdig ist der Leuchtthurm in seiner jetzigen Beschaffenheit, 13 Lampen, von denen jede 100 Thl. kostet, sind von schönen in Eisen gehaltenen Spiegelgläsern umfasst, und verbreiten ihr wohlthätiges Licht, weit hinaus sichtbar, den Schiffen des vielbefahrenen Binnenmeeres. Die ehemalige Citadelle erbaute Eberhard, Landmeister in Liefland 1250, sie bestand aus 4 Bastionen, von denen die Südbastion den Ausgang aus dem kurischen Haff, die Nordbastion den Seehafen bestrich.
Im Jahre 1830 befanden sich hier folgende Consuln: von Dänemark, Herr Müller; von England, Herr Frederik Chatfield; von Hannover, Hr. Geissler; von den Niederlanden, Herr Hefftmann; von Oldenburg, Herr Föderau; von Portugal, derselbe; von Russland, Herr Pachert; von Schweden, Herr Wiesenhüter (Viceconsul). In der Nähe der Stadt ist das Fischerdorf, die Vitte, bekannt durch seine schönen Neunaugen Gasthöfe: das Hotel de Russie, die Sonne, das deutsche Haus, das weisse Ross, der Lorbeerkranz, der goldene Löwe, der schwarze Adler usw. Wir können nicht umhin, ehe wir diesen Artikel beschliessen, die Besorgniss anzusprechen, dass wegen der Aufnahme des Hafen von Liebau und anderer Verhältnisse Memel verlieren muss an früherer Bedeutung. 1830 liefen ein 696, und gingen ab 694 Schiffe. Banquiers: Arons, Meier, Simson."
Quelle: Zedlitz-Neukirch, Leopld v.: Wegweiser durch den Preussischen Staat in die angrenzenden Länder und die Hauptstädte Europa´s, Duncker und Humblot 1831, S. 368f
Ab 1939
- 1939.22. März. Der Ministerrat Litauens stimmt dem Ersuchen Hitlers zu, das Memelland mit seiner deutschen Bevölkerung dem Deutschen Reich zurückzugeben (Artur Axmann: Hitlerjugend, Koblenz 1995). Die erforderlichen Dokumente sind bereits vorher vom litauischen Außenminister Juozas Urbsys und dem deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop unterzeichnet worden.
- 1939.23. März. Memel. Wiedervereinigung des Memelgebietes mit dem Deutschen Reich. Hitler trifft an Bord des Panzerkreuzers „Deutschland“ in Memel ein und wird von der Bevölkerung mit Beifallsstürmen begrüßt und gefeiert. Hitler macht eine Fahrt durch die Stadt und begibt sich dann wieder auf die Rückreise nach Berlin.
- 22.März 1939 Memel Marinegarnison. August 1939 Festungskommandantur unter Kapitän z.S. Hermann v. Bredow, der ebenfalls Kommandeur der Marine-Artillerie-Abteilung und Marineflakabteilung 217 war. Flottillenchef Weingaertner (Crew 28). Nachfolger Karl-Friedrich Merten (Sohn des ehemaligen Bürgermeisters in Elbing). Adjutant von beiden Oberleutnant z.S. Zimmermann. Nachfolgekommandant Albert Lauzemis aus Tilsit, der im März mit der U-68 mit der ganzen Besatzung im Mittelatlantik blieb.
- Anfang 1939 war Memel schon "judenfrei".
- Festungskommandant Kapitän z.S. Emil „Milo“ Ruhfus. "...ritt gerne, segelte gerne und pflegte sein Zuneigung zum weiblichen Geschlecht. Auch an ganz normalen Wochentage stach er mit der dem Standort gehörenden Segelyacht am Nachmittag in See. Er blieb dann in der Flaute meist nicht fern der Ansteuerungstonne am Spätnachmittag hängen und hatte deswegen das weiße Chefboot des Standortes an den Molenkopf befohlen, um das Bott einschleppen zu lassen. Beim Einschleppen begegnete dieser etwas auffällige Schleppzug mit nackten jungen Mädchen an Deck dann oft meinen zum Nachtschießen auslaufenden U-Booten und Fangbooten, die zwar die Mädchen und jungen Frauen gerne sahen und beobachteten, aber natürlich auch Vergleiche zu ihrer dienstlichen Beanspruchung stellten.“(S.515). Auf Mertens Veranlassung wurde Ruhfus nach Albanien versetzt und durch Kapitän z.S. Otto Loycke ersetzt. Ruhfus wurde von Tito-Partisanen ermordet. Sommer 1943 wurde Loycke durch Kapitän z.S.d.R. Götze abgelöst, der auf seinem Gefechtstand auf Gut Götzhöfen residierte. Er wurde nach dem Hitlerattentat durch Kapitän z.S. Johannes Möller abgelöst.
- Die Festung unterhielt eine Fahrbereitschaft und stellte die „Krümperwagen“, die alle namhaften Gäste von der Bahn abholte oder zum Zug brachte. Sie war auch Erholungsstation für die Frontpferde.
- Marineflakabteilung: Korvettenkapitän d.R. Ruthenberg
- Hafenkommandant: Meinert
- Schießlehrer der Kommandantenlehrgänge: Kapitänleutnant Collmann und Oberleutnant z.S. Gerhard Remus
- Personalfachmann: Oberleutnant z.S.d.R. Gustav Lange, U-Bootfahrer im 1.Weltkrieg
- Instandhaltung der Fahrzeuge: Flottillen-Ingenieur, Kapitänleutnant (Ing.) Schmidt
- Flotillenarzt: Dr. Werlhoff
- Marinepfarrer: Schmidt aus dem Saarland
- Chef des Stabes: Korvettenkapitän Walter Zander, ab September 1943 Korvettenkapitän Franzius, danach Kapitänleutnant d.R. Kohlmorgen (ehemaliger Handelsschiffsoffizier).
- Schießlehrer auf den U-Booten: Kapitänleutnant d.R. Busetti v. Moltini, Besitzer einer kleinen chemischen Fabrik, ehemaliger k.u.k. Seeoffizier, 60 Jahre alt; Kapitänleutnant Hänig, ehemaliger Obersteuermann und Kommandant auf einem Schul- und Versuchsboot, später ersetzt durch Kapitänleutnant Heinz Walkerling
- Zeitweise zugeteilt: Ortungsschule 4 mit Sonargeräten ausgestattete Fischdampfer
- Zugeteilte Handelsschiffoffiziere: u.a. Kapitän Bundesen von der MS Oranjefontein
- Keine Heeresdiensstellen in Memel, jedoch ein Heeresadjutant beim Festungskommandanten
- Flottille-Wappen: geschaffen auf Verlassung von Kommandant Merten nach dem Entwurf eines Funkgefreiten.: Hakenkreuz unter Türmen und Tor der Stadt Memel, geschnitzt von einem ortsansässigen Holzschnitzer in Großausführung, an einem Junitag 1943 in einer Feierstunde an der Eingangspforte des Flottillengeländes angebracht. Die Flottille nannt sich nun „24. U-Flottille Memel“. Oberbürgermeister Brindlinger ließ eine aus Birke geschnittene Plastik eines springenden Delphins mit einer herzlichen Widmung für die Flottille anfertigen. Diese fand später auf der MS Daressalam, später auf der MS Oranjefontein einen Platz in der Messe, ist aber in den Kriegswiiren verloren gegangen.
- Kampfkommandant: General der Infanterie Gollnick, Eichenlaubträger, hatte sich im Oktober 1944 mit seiner Befehlsstelle im Keller des Lituckis-Speichers eingerichtet
- Oberbürgermeister: Dr. jur. Wilhelm Brindlinger (Jurist aus Heydekrug)
- Stadtdirektor: Gerber
- "Die Schul-U-Boote liefen jeden Werktag um 7 Uhr morgens mit den Zielschiffen und Fangbooten in die Schießquadrate eben südlich der Memelmündung entlang an der Kurischen Nehrung aus, und hatten meist bis zum Nachmittag gegen 15 Uhr ihr Tagespensum erreicht. Dann kamen sie in den Hafen, gingen sofort längsseits der auf dem Strom liegenden Klarmachschiffe und übernahmen die Torpedos für das Nachtschießen, während die Fangboote die wieder aufgefischten Torpedos an der anderen Seite längsseits der Klarmachschiffe zur Wiederklarmachung abgaben. Mit der Dämmerung lief dann der ganze Schießverband wieder aus und kehrte nach Erledigung des Nachtschießens gegen Mitternacht bis 1 Uhr morgens wieder zurück, so daß nach dem Torpedowechsel und Verholen die Nachtruhe recht spät einsetzen konnte. An den Sonnabenden wurde nicht geschossen." (S. 506f)
- In Schmelz befand sich ein Riesenlager (8.000 Tonnen) des Marinearsenals Kiel, das für alle dampfgetriebenen Fahrzeuge der Kriegsmarine Präszisions-Kesselrohre lagerte, wovon die Kommandantur nichts wusste und erst bei der Evakuierung im August 1944 erfuhr. Da zu dieser Zeit das Memelland evakuiert war, hatte man keine Arbeiter mehr diese Schätze zu retten. „Aber woher die Menschen nehmen, um die Rohre zu verladen? Da gab es ein Stalag bei Heydekrug, wie man mir erzählte. … Wir benötigten täglich bis auf weiteres 200 Mann zum Verladen und bekamen sie sogar pünktlich am nächsten Morgen gestellt, mit zwei uralten Landsern als Bewachung. … Wir bekamen genügend Waggons gestellt, nur konnte sie die Reichsbahn nicht nach dem Westen abnehmen, so daß wir zusätzlich an Schiffsverladung denken mußten." (S. 540)
Quelle: Merten, Karl-Friedrich: Nach Kompaß, Die Erinnerungen des Kommandanten von U-68, Ullstein 2006, S. 503ff Kapitel „Memel“ (Zitate in Kursivschrift)
Evakuierung ab Juli 1944
- „Erich-Koch-Wall“: Alle entbehrlichen Menschen, die noch einen Spaten halten konnte, wurden aufgerufen, sich freiwillig zum Schanzen zu melden (Gräben für die Soldaten ausheben). Der Frontverlauf im Juli 1944 war nicht mehr auszumachen, kaum reguläre Soldaten, nur die Hitlerjungen schanzten an der Minge (Fluss) 4 km von der Frontlinie entfernt ohne militärische Bedeckung. 6000 Königsberger Hitlerjungen wurden am 29.Juli 1944 daher mit den Transportschiffen MS Weilheim und MS Messina aus dem Memelland evakuiert. Versprengte Soldatentrupps tauchten immer öfter in der Stadt auf, meist betrunken und in Frauenbegleitung. In den letzten Julitagen 1944 erschienen auch ganze Einheiten mit Waffen.
- Memel galt als der „Luftschutzkeller des Reiches“, weshalb dort unglaubliche Mengen an Vorräten gelagert wurden.
- Das Kühlhaus war bis an den Rand voll mit Butter, Speck und Fleisch. Um es für ganz Deutschland zu retten braucht es zwei Kühlschiffe: die MS Goya und die MS Angelburg, die je zwei Reisen machen mussten. Das Zuviel an Waren wurde auch mit der Reichsbahn abtransporteiert. Es gab scharfe Bestimmungen gegen Plünderungen, da jedoch keine Menschen mehr da waren, die hätten plündern können, gab es jetzt für die Zurückgebliebenen alles im Überfluss, vor allem Fleisch von den Höfen und Brot einer in Betrieb belassenen Bäckerei.
- Die Personen-Evakuierung der Stadtbevölkerung lief über das Haff mit der MS Kurisches Haff, teilweise auch mit den beiden Kühlschiffen. Die Landbevölkerung verließ das Memelland Mitte August mit Trecks. Zurück blieben 3000 Zivilisten, die jedoch Fahrscheine für die 24. U- Flottille unter der Führung von Walter Griese ausgehändigt bekamen. Die Schulen hatten bereits Sommerferien.
- Nach lang anhaltender trügerischer Ruhe, sickerte die Landbevölkerung wieder zurück um die Ernte einzubringen. Nachdem reguläres Militär geschickt worden war, fühlte sich die Landbevölkerung sicherer und war bald nahezu vollständig wieder zurück. Die Stadtbevölkerung hatte sich dagegen nur Eigentum aus Memel geholt und blieb weg. Ein russischer Bombenangriff hinterließ keine nennenswerte Schäden und traf vor allem die Nehrung.
- Im September 1944 sollte der Kreisbauernführer die Landbevölkerung zum Trecken auffordern. Der sträubte sich jedoch, so dass diese einen Tag zu spät auf die Flucht ging, an den Brücken der Ruß (Fluss) und der Memel (Fluss) wurden sie vor Tilsit abgeschnitten und „fürchterlich zugerichtet".
- In der Nacht zum 1. Oktober ging die Artillereikannonade los. Marineangehörige schickten ihre Familien mit der MS Heinz Horn weg. Kommandant Merten blieb mit Lüders auf dem Torpedofangboot TF-9 allein im Memeler Hafen zurück. Der Tag war unheimlich ruhig gewesen, nach Einbruch der Dunkelheit stand der gesamt östliche Himmel von Norden bis Süden in leuchtend roten Flammen.
- 9. Oktober 1944: MS Großdeutschland läuft ein
- 11. Oktober 1944: Der Russen-Angriff auf die Stadt begann am frühen Morgen und tobte fast zwei Stunden von Norden, Süden und Osten. Man verlud danach alles auf die MS Messina. Um Mitternacht begann die Beschießung von Staft und Hafen erneut. Ab nun war die Stadt praktisch "deutschenfrei".
Quelle: Merten, Karl-Friedrich: Nach Kompaß, Die Erinnerungen des Kommandanten von U-68, Ullstein 2006, S. 503ff Kapitel „Memel“ (Zitate in Kursivschrift)
Hafen
Straßen
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Adressbücher
Schulen
Eine Darstellung der Schulen in Memel finden Sie auf einer eigenen Seite.
Handel und Gewerbe
Bankbetriebe
Bank der Ostpr. Landschaft
Credit- und Spar-Verein
Deutsche Bank A.-G.
Dresdner Bank
Kreissparkasse
Landesbank der Provinz Ostpreußen
Raiffeisenbank
Sparkasse der Stadt Memel
Volksbank Memel
Bibliographie
Genealogische Bibliographie
- BLODE, Kurt u. Walter (Bearbeiter): Geschichte des Luisen-Gymnasiums Memel, 1978. (96 S. + Anhang. Mit Lehrer- und Schülerlisten)
- JAHN/SCHREIBER (Herausgeber): Die Selbstverwaltung der Kaufmannschaft in Memel: Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Memel 1929. (144 S. / Nachdruck vom VFFOW, Hamburg 1970; Mit Namenslisten der Mitglieder)
Historische Bibliographie
- SEMBRITZKI, Johannes: Geschichte der Königlich Preussischen See- und Handelsstadt Memel, Memel 1926². (381 S.)
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Verschiedenes
Dichtung
Simon Dach, dem lange auch das Gedicht Ännchen von Tharau zugeschrieben wurde, besingt 1655 seine Vaterstadt Memel:
Seht, diesen Weg bin oftmals ich
Das Schloß hinauf gegangen,
Woselbst mein frommer Vater mich
Mit aller Lieb' empfangen.
Mich auf dem Wall umhergeführt,
Dort, sprach er, schau doch, Lieber,
Ward vormals keine See gespürt,
Der Sandberg ging vorüber.
Jetzt kannst du sie und Segel sehn
In ihren Wellen fahren;
Dies ist bei meiner Zeit geschehn
Nur inner 30 Jahren. —
Und so ist aller Ding ein Ziel.
Hier, hätt' ich dann gesprochen,
Ward jährlich um das Fastnachtsspiel
Geritten und gestochen.
Viel Gärten sind zu jener Zeit
Hier, dünket mich, gewesen;
Mars hat dies alles für den Streit
Sich nun zum Wall erlesen.
Wie dort auch, wo die Pfarrgebäu
Und Schule damals stunden;
Jetzt, seht ihr, wird nur Wüstenei
Und Erde da gefunden.
Die Meinen wohnten letztlich dort,
Wie hat es sich verkehret.
Das Feuer, seh' ich, hat den Ort
Bis auf den Grund verzehret.
G'nug, wo mein Reim das Glück nur hat
Und wird nach mir gelesen,
Daß dennoch meine Vaterstadt
Mein Memel ist gewesen.
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Teilauswertung zu Memel: Memelland, OFB
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Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
GOV-Kennung | KLAEDAKO05NR | ||||||||||||||||||||||||
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Webseite | |||||||||||||||||||||||||
Karte |
TK25: 0292 |
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Zugehörigkeit | |||||||||||||||||||||||||
Übergeordnete Objekte |
Memel, Klaipėdos miestas, Klaipėdos miesto savivaldybė ( StadtStadtkreisStadtStadtgemeinde) Quelle Memel, Memel (Hlste. Dreifaltigkeit), Klaipėda (1907) ( Pfarrei) Quelle S.152/153 Memel/St. Johannis, Memel Stadt (1907) ( Kirchspiel) Quelle S.152/153 Memel/Jakobus (1907) ( Kirchspiel) Quelle S.152/153 |
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Untergeordnete Objekte |
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