Mülheim an der Ruhr: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Mühlheim an der Ruhr]]''': historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...{{Begriffserklärungshinweis|Mülheim|Mülheim}}
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== Einleitung ==
==Name==
* Mulenheim, Mulhem, Mollem; mundartlich 1955: „Mölm“
 
==Landschaftslage==
Die Stadt liegt im Schnittpunkt des niederrheinischen Tieflands mit der Westfälischen Tieflandsbucht und dem Süderbergland in hügelig bewegter, von zahlreichen Industrie- und Wohnsiedlungen im Wechsel mit bäuerlichen Siedlungen regellos übersäten Landschaft. Alter Ortskern in 37 m Höhe auf dem rechten Ufer der unteren, für Schiffahrtszwecke 1955 bis Mühlheim kanalisierten Ruhr, 11 bis 12 km östlich deren Mündung in den [[Rhein]]. Das aus mehreren Gemeinden zu einer aufgelockerten, weitläufigen Großstadt zusammengewachsene Stadtgebiet erstreckt sich 1955 mit 4-9 km Radius beiderseits der [[Ruhr]]: mit den Ortsteilen [[Styrum]] und [[Dümpten]] im Nordwesten gegen [[Oberhausen]] und [[Duisburg]] hin (6-8 km) in die Mittlere Niederrheinebene (niedrigster Punkt in der Ruhraue 27 m), mit den Ortsteilen [[Heißen]], [[Fulerum]] und [[Winkhausen]] im 0sten gegen [[Essen]] hin (10 km) in das löß-lehmbedeckte, ehemals landwirtschaftlich ergiebige Ruhr-Emscherland (höchster Punkt der Stadt beim Flughafen 153 m) sowie mit den Ortsteilen [[Speldorf]], [[Broich (Mülheim)| Broich]], [[Saarn]] und [[Selbeck]] im Westen und Süden jenseits des hier flußaufwärts bis 80 m tief eingesenkten Wiesentals der Ruhr auf einen nordwestlichen Abdachungsriegel des Niederbergischen Hügellandes.
 
==Ortsursprung==
Wahrscheinlich bald nach der Christianisierung Errichtung einer kleinen Kirche (Hofeskapelle). Die umliegenden Ansiedlungen wuchsen zu [[Honschaft|Honschaften]] und schlossen sich später zum [[Kirchspiel]] etwa im Umfang des Stadtgebiets von 1955 zusammen. [[Mülheim]] zuerst erwähnt im [[Kloster Werden|Werdener Urbar]] um 1000, das Gericht in Mülheim 1093. Das Werdener Urbar nennt die Ortsteile [[Menden (Mülheim)| Menden]] (Mene-thinne) 811, [[Dümpten]] (Dumiti) 1000, [[Alstaden]] (Alstedon) 1200. Mülheim besaß schon früh Bedeutung in Verkehr und Wirtschaft; die [[Herrschaft Broich]] war im Hochmittelalter eine der mächtigsten Herrschaften Westdeutschlands, während die [[Herrschaft Styrum]] nie militärische Bedeutung erlangte.
 
==Stadtgründung==
Als bei der Einrichtung des [[Großherzogtum Berg|Großherzogtums Berg]] beabsichtigt wurde, bei Einführung der [[Munizipalverfassung]] die Gemeinde der ehemaligen [[Herrschaft Broich]]  zu trennen, erreichten der Bürgermeister und der bereits gebildete Munizipalrat die Vereinigung der ganzen ehemaligen Unterherrschaft, und der Innenminister verfügte im November 1807 auf Grund der Verordnung Murats vom 13.10.1807 über die Organisation der Munizipalverwaltung ihre Einrichtung in [[Mülheim an der Ruhr|Mülheim]];
* 1808 Stadterhebung  (Ursprung der städtischen Verfassung).
* 1846 Revidierte Städteordnung verliehen,
* 1851 Gemeindeordnung,
* 1856 Rheinische Städteordnung, ersetzt 1935 durch die Deutsche Gemeindeordnung, 1946 revidierte Deutsche Gemeindeordnung.
* 1908 Großstadt.
 
===Bezeichnung der Stadt===
1733  [[Städtgen]], 1790 offener [[Flecken]], 1820 [[Marktflecken]], 1808 [[Stadt]].
 
==Stadtsiedlung==
===Bauliche Entwicklung===
Stand 1955: Erste Siedlungskerne : der befestigte Edelhof Maurenhof (Murenhof), ferner Schloß Broich und Kloster Saarn. In der Handwerkersiedlung ist noch 1955 die Hauptrichtung der strahlenförmig zur Petrikirche angelegten älteren Straßenzüge zu erkennen. In dieser ehemaligen Altstadt herrschte 1939 das beschieferte bergische Fachwerkhaus mit vorkragendem Obergeschoß vor, durch Bomben größtenteils vernichtet. Die ältesten Mühlen standen an der Kahlenberger und Broicher Schlagd. Ortsteil Broich-Speldorf ist eine Gartenstadt. Kettenbrücke über die Ruhr um 1845 genannt. 3 Brücken für den Durchgangsverkehr: Schloßbrücke 1910, Mendener Brücke 1930, Raffelberg Brücken 1915-17. Reste alter Landwehren erhalten. Bebaute Fläche 1925: 1.310 ha.
 
===Gebäude===
Petrikirche (später ref. Kirche), romanischer Turm um 1.000, gotisches Langhaus wohl um 1300 angebaut, Haupt- und Seitenschiff zwischen Chor und Turm erneuert 1870-71 und 1913, zerstört 1943. Schloß Broich, links der Ruhr, zuerst erwähnt 1093, ältere Burganlage spätestens um 1100, ersetzt durch Hochschloß der [[Herrschaft Broich|Rapp
Herren von Broich]]  12. Jhdt., belagert 1240, bei Umbau durch die [[Limburg-Hohenlimburg, von|Herren von Hohenlimburg]] neuer Palas 14. Jhdt., weitere Belagerungen 1376, 1443, 1598 und 1605, Umbauten im 14., 17. und 18. Jh., um weiteren Verfall aufzuhalten, ist 1955 umfangreiche Wiederherstellung geplant.
 
Schloß Styrum erbaut als einfaches festes Haus 1289, Ausbau im 14., 15. und 17. Jh., Ausbau zum herrschaftlichen Adelssitz, barock, 1658, Verfall im 18. und 19. Jh., daher Abbruch bis auf 2 unbedeutende Türme und das Torhaus, danach völlige Erneuerung, Besitz des Großindustriellen August Thyssen seit 1890. [[Zisterzienser|Zisterzienserinnenkloster]] Maria Saal in Saarn, gegr. 1214, Neubauten der Wirtschafts- und Wohngebäude, Backstein 1729 und 1755, [[Säkularisation|säkularisiert]] 1808, Umbau zur Gewehrfabrik nach 1815 (verstaatlicht 1844, verlegt nach Erfurt 1862), 1955 Wohnungen. Klosterkirche (1955 kath. Pfarrkirche), geweiht durch den hl. Engelbert, Erzbischof von Köln, 1221, spätromanischer Chor abgebrochen, Neubau von Chor und Turm 1895. Lutherische Kirche in der Altstadt begonnen 1658. Weitere luth. Kirche 1879. Erste [[Synagoge]] um 1790, größerer Ersatzbau 1905, zerstört 1938. Wohnhaus Gerhard Tersteegens um 1500, jetzt wiederhergestellt. Geburtshaus Arnold Kortums, jetzt instandgesetzt. Kasernen vollendet 1899. Rathaus 1912-15. Stadthalle 1923/26, zerstört 1943. Mittelschule 1925/27. Altenhof (ev. Gemeindehaus) 1929/30. Polizeiamt 1936/38. Berufsschule erbaut 1951/52.
 
===Brände, Überschwemmungen===
Überschwemmungen 1890, 1925 und 1946.
 
===Zerstörungen 2.Weltkrieg===
* 1. Beschädigt wurden insgesamt 14.364 Gebäude (2.321 völlig zerstört, 6.699 leicht be-schädigt), darunter 13.116 Wohngebäude (1.955 völlig zerstört, 6.696 leicht beschädigt), ferner 16 Straßen- und Eisenbahnbrücken.
* 2. Fachwerkhäuser der Altstadt fast völlig zerstört. Petrikirche zerstört.
* 3. Zerstörungsgrad etwa 30%. 300.000 qm Trümmerfläche.
* 4. Durch Neubau, Wiederaufbau und Instandsetzung (seit 1947) wurden bis Ende 1953: 6.788 Wohnungen gewonnen. Trümmerbeseitigung 1950-52: 264.230 cbm.
 
==[[Bevölkerung]]==
===Ältere Einwohnerzahlen===
Kirchspiel Mülheim 1400: 1.200 Einwohner (E.), 1600 : 2.000 E., 1800: 11.000 E.
 
===Seuchen===
Cholera und Pocken 1866.
 
===[[Bevölkerungsverzeichnisse]]===
* [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]]: ref. Altstadtgemeinde Taufen ab 1658, Trauungen 1610-38 und ab 1654, Sterbefälle 1674-1718 (unvollständig) und ab 1773; luth. Taufen 1718-1887, Trauungen 1730-1887, Sterbefälle 1750-1887;
* [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]]: kath. Mülheim: Trauungen ab 1756; kath. Saarn: Taufen ab 1683, Trauungen ab 1744, Sterbefälle ab 1743.
 
===Berühmte Personen===
* Gerhard Tersteegen, Mystiker und Dichter, * 25.11.1697 Moers, + 03.04.1769 Mülheim, Seidenbandwirker.
* Karl Arnold Kortum, Arzt, * 05.07.1745 Mülheim, + 15.08.1824 Bochum, Dichter der „Jobsiade" (1785).
* Franz Dinnendahl, * 1775 Steele, t 1826 Essen, Begründer des [[Dampfmaschine|Dampfmaschinenbaus]] im Ruhrtal.
* Hermann Adam von Kamp, * 1796 Ruhrort, + 1867 Mülheim, erster Geschichtsschreiber Mülheims und Dichter (Alles neu macht der Mai, 1818).
* Wilhelm Kaulbach, Maler, * 1805 Arolsen, + 1874 München, verlebte Kindheit und Jugend in Mülheim.
* Wilhelm Oechelhäuser, * 26.08.1820 Siegen, t 25. 9. 1902 Niederwalluf am Rhein, Shakespeare-Forscher und -Übersetzer, Bürgermeister von Mülheim 1852-56.
* August Bungert, Dichter und Komponist, * 14.03.1845 Mülheim, + 26.10.1915 Leutesdorf a. Rhein.
* Karl von den Steinen, Völkerkundler und Forschungsreisender, * 07.03.1855 Mülheim, + 1929 Cronberg (Taunus).
 
===Jüngere Einwohnerzahlen===
Kirchspiel Mülheim 1807: 11.591 Einwohner (E.), Stadt Mülheim 1807: 5.368 E., vor 1820: 700 Häuser und 4.985 E.; um 1845: 750 Häuser und 9.556 E.; 1845: 10.098 E., 1867: 13.827 E., 1871: 1.575 Häuser und 14.267 E. (davon 9.835 ortsgebürtig; 7.090 m., 7.177 w.); 1880: 22.146 E., 1885: 2.399 Häuser und 24.465 E. (davon 12.230 m., 12.235 w. ; Eppinghofen 457 Häuser und 4.952 E.; Mellinghofen 228 Häuser und 2.384 E.; Muhrenkamp 17 Häuser und 167 E.); 1910 (nach den Eingemeindungen): 112.580 E., 1925: 127.400 E., 1933: 133.279 E., 1939: 136.828 E., 1945: etwa 88.000 E., 1946: 122.370 E., 1950: 149.589 E. - Ende 1949: 8.368 Flüchtlinge (= 5,5% der Bevölkerung). 1951: 153.600 E., 1952: 156.834 E., 1953: 162.035 E. in Mülheim. - Anteil der m. Bevölkerung 1871: 49,7%, 1900: 52,6%, 1925 : 50,1 %, 1946 : 45,3 %, 1952 : 47,6% m. - 1952: 14.056 Flüchtlinge (9% der Bevölkerung).
==[[Sprache]]==
Mülheim liegt in dem schmalen niederfränkischen Grenzgebiet, das den Übergang vermittelt zwischen der [[Mundart]] des [[ripuarisch|Ripuarischen]] und dem [[westfälisch|Westfälischen]]; man spricht: beter 'besser', koke 'kochen'; schlechte Tiee 'schlechte Zeiten', Wien 'Wein', aber Künd 'Kind', Huund 'Hund', chit 'ihr', ink 'euch'. Die [[Mundart]] wird als „Mölmsch Platt“ bezeichnet.
 
==Wirtschaft==
* [[Mülheim an der Ruhr/Wirtschaft]]  (Handel u. Gewerbe, Verkehr)
=== Wappen ===
=== Wappen ===
[[Bild:Wappen_NRW_Kreisfreie_Stadt_Mülheim.png]]
[[Bild:Wappen_NRW_Kreisfreie_Stadt_Mülheim.png]]

Version vom 15. Januar 2011, 16:34 Uhr

Mühlheim an der Ruhr: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...Vorlage:Begriffserklärungshinweis Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Düsseldorf > Mülheim an der Ruhr


Lokalisierung der Stadt Mülheim in Nordrhein-Westfalen

Name

  • Mulenheim, Mulhem, Mollem; mundartlich 1955: „Mölm“

Landschaftslage

Die Stadt liegt im Schnittpunkt des niederrheinischen Tieflands mit der Westfälischen Tieflandsbucht und dem Süderbergland in hügelig bewegter, von zahlreichen Industrie- und Wohnsiedlungen im Wechsel mit bäuerlichen Siedlungen regellos übersäten Landschaft. Alter Ortskern in 37 m Höhe auf dem rechten Ufer der unteren, für Schiffahrtszwecke 1955 bis Mühlheim kanalisierten Ruhr, 11 bis 12 km östlich deren Mündung in den Rhein. Das aus mehreren Gemeinden zu einer aufgelockerten, weitläufigen Großstadt zusammengewachsene Stadtgebiet erstreckt sich 1955 mit 4-9 km Radius beiderseits der Ruhr: mit den Ortsteilen Styrum und Dümpten im Nordwesten gegen Oberhausen und Duisburg hin (6-8 km) in die Mittlere Niederrheinebene (niedrigster Punkt in der Ruhraue 27 m), mit den Ortsteilen Heißen, Fulerum und Winkhausen im 0sten gegen Essen hin (10 km) in das löß-lehmbedeckte, ehemals landwirtschaftlich ergiebige Ruhr-Emscherland (höchster Punkt der Stadt beim Flughafen 153 m) sowie mit den Ortsteilen Speldorf, Broich, Saarn und Selbeck im Westen und Süden jenseits des hier flußaufwärts bis 80 m tief eingesenkten Wiesentals der Ruhr auf einen nordwestlichen Abdachungsriegel des Niederbergischen Hügellandes.

Ortsursprung

Wahrscheinlich bald nach der Christianisierung Errichtung einer kleinen Kirche (Hofeskapelle). Die umliegenden Ansiedlungen wuchsen zu Honschaften und schlossen sich später zum Kirchspiel etwa im Umfang des Stadtgebiets von 1955 zusammen. Mülheim zuerst erwähnt im Werdener Urbar um 1000, das Gericht in Mülheim 1093. Das Werdener Urbar nennt die Ortsteile Menden (Mene-thinne) 811, Dümpten (Dumiti) 1000, Alstaden (Alstedon) 1200. Mülheim besaß schon früh Bedeutung in Verkehr und Wirtschaft; die Herrschaft Broich war im Hochmittelalter eine der mächtigsten Herrschaften Westdeutschlands, während die Herrschaft Styrum nie militärische Bedeutung erlangte.

Stadtgründung

Als bei der Einrichtung des Großherzogtums Berg beabsichtigt wurde, bei Einführung der Munizipalverfassung die Gemeinde der ehemaligen Herrschaft Broich zu trennen, erreichten der Bürgermeister und der bereits gebildete Munizipalrat die Vereinigung der ganzen ehemaligen Unterherrschaft, und der Innenminister verfügte im November 1807 auf Grund der Verordnung Murats vom 13.10.1807 über die Organisation der Munizipalverwaltung ihre Einrichtung in Mülheim;

  • 1808 Stadterhebung (Ursprung der städtischen Verfassung).
  • 1846 Revidierte Städteordnung verliehen,
  • 1851 Gemeindeordnung,
  • 1856 Rheinische Städteordnung, ersetzt 1935 durch die Deutsche Gemeindeordnung, 1946 revidierte Deutsche Gemeindeordnung.
  • 1908 Großstadt.

Bezeichnung der Stadt

1733 Städtgen, 1790 offener Flecken, 1820 Marktflecken, 1808 Stadt.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Stand 1955: Erste Siedlungskerne : der befestigte Edelhof Maurenhof (Murenhof), ferner Schloß Broich und Kloster Saarn. In der Handwerkersiedlung ist noch 1955 die Hauptrichtung der strahlenförmig zur Petrikirche angelegten älteren Straßenzüge zu erkennen. In dieser ehemaligen Altstadt herrschte 1939 das beschieferte bergische Fachwerkhaus mit vorkragendem Obergeschoß vor, durch Bomben größtenteils vernichtet. Die ältesten Mühlen standen an der Kahlenberger und Broicher Schlagd. Ortsteil Broich-Speldorf ist eine Gartenstadt. Kettenbrücke über die Ruhr um 1845 genannt. 3 Brücken für den Durchgangsverkehr: Schloßbrücke 1910, Mendener Brücke 1930, Raffelberg Brücken 1915-17. Reste alter Landwehren erhalten. Bebaute Fläche 1925: 1.310 ha.

Gebäude

Petrikirche (später ref. Kirche), romanischer Turm um 1.000, gotisches Langhaus wohl um 1300 angebaut, Haupt- und Seitenschiff zwischen Chor und Turm erneuert 1870-71 und 1913, zerstört 1943. Schloß Broich, links der Ruhr, zuerst erwähnt 1093, ältere Burganlage spätestens um 1100, ersetzt durch Hochschloß der Rapp Herren von Broich 12. Jhdt., belagert 1240, bei Umbau durch die Herren von Hohenlimburg neuer Palas 14. Jhdt., weitere Belagerungen 1376, 1443, 1598 und 1605, Umbauten im 14., 17. und 18. Jh., um weiteren Verfall aufzuhalten, ist 1955 umfangreiche Wiederherstellung geplant.

Schloß Styrum erbaut als einfaches festes Haus 1289, Ausbau im 14., 15. und 17. Jh., Ausbau zum herrschaftlichen Adelssitz, barock, 1658, Verfall im 18. und 19. Jh., daher Abbruch bis auf 2 unbedeutende Türme und das Torhaus, danach völlige Erneuerung, Besitz des Großindustriellen August Thyssen seit 1890. Zisterzienserinnenkloster Maria Saal in Saarn, gegr. 1214, Neubauten der Wirtschafts- und Wohngebäude, Backstein 1729 und 1755, säkularisiert 1808, Umbau zur Gewehrfabrik nach 1815 (verstaatlicht 1844, verlegt nach Erfurt 1862), 1955 Wohnungen. Klosterkirche (1955 kath. Pfarrkirche), geweiht durch den hl. Engelbert, Erzbischof von Köln, 1221, spätromanischer Chor abgebrochen, Neubau von Chor und Turm 1895. Lutherische Kirche in der Altstadt begonnen 1658. Weitere luth. Kirche 1879. Erste Synagoge um 1790, größerer Ersatzbau 1905, zerstört 1938. Wohnhaus Gerhard Tersteegens um 1500, jetzt wiederhergestellt. Geburtshaus Arnold Kortums, jetzt instandgesetzt. Kasernen vollendet 1899. Rathaus 1912-15. Stadthalle 1923/26, zerstört 1943. Mittelschule 1925/27. Altenhof (ev. Gemeindehaus) 1929/30. Polizeiamt 1936/38. Berufsschule erbaut 1951/52.

Brände, Überschwemmungen

Überschwemmungen 1890, 1925 und 1946.

Zerstörungen 2.Weltkrieg

  • 1. Beschädigt wurden insgesamt 14.364 Gebäude (2.321 völlig zerstört, 6.699 leicht be-schädigt), darunter 13.116 Wohngebäude (1.955 völlig zerstört, 6.696 leicht beschädigt), ferner 16 Straßen- und Eisenbahnbrücken.
  • 2. Fachwerkhäuser der Altstadt fast völlig zerstört. Petrikirche zerstört.
  • 3. Zerstörungsgrad etwa 30%. 300.000 qm Trümmerfläche.
  • 4. Durch Neubau, Wiederaufbau und Instandsetzung (seit 1947) wurden bis Ende 1953: 6.788 Wohnungen gewonnen. Trümmerbeseitigung 1950-52: 264.230 cbm.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

Kirchspiel Mülheim 1400: 1.200 Einwohner (E.), 1600 : 2.000 E., 1800: 11.000 E.

Seuchen

Cholera und Pocken 1866.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: ref. Altstadtgemeinde Taufen ab 1658, Trauungen 1610-38 und ab 1654, Sterbefälle 1674-1718 (unvollständig) und ab 1773; luth. Taufen 1718-1887, Trauungen 1730-1887, Sterbefälle 1750-1887;
  • Kirchenbücher: kath. Mülheim: Trauungen ab 1756; kath. Saarn: Taufen ab 1683, Trauungen ab 1744, Sterbefälle ab 1743.

Berühmte Personen

  • Gerhard Tersteegen, Mystiker und Dichter, * 25.11.1697 Moers, + 03.04.1769 Mülheim, Seidenbandwirker.
  • Karl Arnold Kortum, Arzt, * 05.07.1745 Mülheim, + 15.08.1824 Bochum, Dichter der „Jobsiade" (1785).
  • Franz Dinnendahl, * 1775 Steele, t 1826 Essen, Begründer des Dampfmaschinenbaus im Ruhrtal.
  • Hermann Adam von Kamp, * 1796 Ruhrort, + 1867 Mülheim, erster Geschichtsschreiber Mülheims und Dichter (Alles neu macht der Mai, 1818).
  • Wilhelm Kaulbach, Maler, * 1805 Arolsen, + 1874 München, verlebte Kindheit und Jugend in Mülheim.
  • Wilhelm Oechelhäuser, * 26.08.1820 Siegen, t 25. 9. 1902 Niederwalluf am Rhein, Shakespeare-Forscher und -Übersetzer, Bürgermeister von Mülheim 1852-56.
  • August Bungert, Dichter und Komponist, * 14.03.1845 Mülheim, + 26.10.1915 Leutesdorf a. Rhein.
  • Karl von den Steinen, Völkerkundler und Forschungsreisender, * 07.03.1855 Mülheim, + 1929 Cronberg (Taunus).

Jüngere Einwohnerzahlen

Kirchspiel Mülheim 1807: 11.591 Einwohner (E.), Stadt Mülheim 1807: 5.368 E., vor 1820: 700 Häuser und 4.985 E.; um 1845: 750 Häuser und 9.556 E.; 1845: 10.098 E., 1867: 13.827 E., 1871: 1.575 Häuser und 14.267 E. (davon 9.835 ortsgebürtig; 7.090 m., 7.177 w.); 1880: 22.146 E., 1885: 2.399 Häuser und 24.465 E. (davon 12.230 m., 12.235 w. ; Eppinghofen 457 Häuser und 4.952 E.; Mellinghofen 228 Häuser und 2.384 E.; Muhrenkamp 17 Häuser und 167 E.); 1910 (nach den Eingemeindungen): 112.580 E., 1925: 127.400 E., 1933: 133.279 E., 1939: 136.828 E., 1945: etwa 88.000 E., 1946: 122.370 E., 1950: 149.589 E. - Ende 1949: 8.368 Flüchtlinge (= 5,5% der Bevölkerung). 1951: 153.600 E., 1952: 156.834 E., 1953: 162.035 E. in Mülheim. - Anteil der m. Bevölkerung 1871: 49,7%, 1900: 52,6%, 1925 : 50,1 %, 1946 : 45,3 %, 1952 : 47,6% m. - 1952: 14.056 Flüchtlinge (9% der Bevölkerung).

Sprache

Mülheim liegt in dem schmalen niederfränkischen Grenzgebiet, das den Übergang vermittelt zwischen der Mundart des Ripuarischen und dem Westfälischen; man spricht: beter 'besser', koke 'kochen'; schlechte Tiee 'schlechte Zeiten', Wien 'Wein', aber Künd 'Kind', Huund 'Hund', chit 'ihr', ink 'euch'. Die Mundart wird als „Mölmsch Platt“ bezeichnet.

Wirtschaft

Wappen

Wappen NRW Kreisfreie Stadt Mülheim.png

Allgemeine Information

Politische Einteilung

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Volkszählung

Projekt Auswertung der Mülheimer Volkszählung von 1861 des Stadtarchives, siehe: http://www.archive.nrw.de/Kommunalarchive/KommunalarchiveM-P/M/Muelheim/InformationenUndService/Projekte/Volkszaehlung1861.html

Genealogische Bibliografie

Archive und Bibliotheken

Archive

Verschiedenes

Zufallsfunde

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Kreise und kreisfreie Städte im Regierungsbezirk Düsseldorf (Bundesland Nordrhein-Westfalen)
Kreise: Kleve | Rhein-Kreis Neuss | Mettmann | Viersen | Wesel
Kreisfreie Städte: Düsseldorf | Duisburg | Essen | Krefeld | Mönchengladbach | Mülheim an der Ruhr | Oberhausen | Remscheid | Solingen | Wuppertal


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>MULEIMJO31KK</gov>