Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/109: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
K (1 Versionen) |
K (Formatierung geändert) |
||
(6 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Chronik Spamer|108|111|110| | <noinclude>{{Chronik Spamer|108|111|110|fertig}}</noinclude> | ||
{| | |||
|- | |||
| valign="top" | | |||
:Viel Vergnügen machte mir das Singen, | |||
:Worin gern ich um den Vorzug rang, | |||
:Und ich konnte auch noch höher dringen, | |||
:Als die Schmehl, die sonst am höchsten sang. | |||
:Denn wir beide pflegten uns zu brüsten, | |||
:Daß wir immer bei der Dorfcapell' | |||
:Waren die zwei besten Discantisten, | |||
:Da wir beide sangen hoch und hell. | |||
:Wenn sie aber endlich mußte schweigen, | |||
:Blickte sie mich immer an mit Neid, | |||
:Daß ich höh're Töne konnte reichen, | |||
:Und der Sieger wurde in dem Streit. | |||
:Nicht so große Freude, als am Singen, | |||
:Hatte ich dagegen am Clavier; | |||
:Dazu mußte mich der Lehrer zwingen, | |||
:Darum bracht' er's auch nicht weit mit mir. | |||
:Aber mehr, als am Pianoforte, | |||
:Hatte ich an meinem Rumpelbaß, | |||
:Den ich spielte als Capell-Consorte | |||
:Bei Concerten, immer meinen Spaß. | |||
:Während sich mein Vater auf acht Tage | |||
:Hatte nach der Rabenau entfernt, | |||
:Hatte ich nach allgemeiner Sage | |||
:Meinen Baß passabel schon erlernt. | |||
:Als mein Vater war zurückgekehret, | |||
:Und am ersten Mittagstische saß, | |||
:Hat auf einmal er Musik gehöret, | |||
:Violinen vier und einen Baß. | |||
:Da er nun die Fulder Musikanten | |||
:Honoriren wollte vor der Thür', | |||
:Wir uns reichlich schon belohnet fanden | |||
:Dadurch, daß er hielte uns dafür. | |||
:Seine Ueberraschung war uns Freude | |||
:Und er dankte freundlich für die Ehr'; | |||
:Auch erinn're ich mich noch bis heute, | |||
:Daß er den Bassisten lobte sehr. | |||
:Denn da er von Hause weggegangen, | |||
:Hatte ich doch dieses Instrument | |||
:Noch zu spielen gar nicht angefangen; | |||
:Dennoch strich ich's tapfer und behend. | |||
:Zu dem Lehrer Schmehl war ich gegangen | |||
:Eine Woche deßhalb in die Lehr', | |||
:Wurde nun ein Stückchen angefangen, | |||
:Spielte gleich ich's mit nach dem Gehör. | |||
:Konnten weiter Niemand wir erreichen, | |||
:Spielten im Concerte uns'rer Vier, | |||
| valign="top" | | |||
:Schmehl und Bruder Theodor die Geigen, | |||
:Ich den Baß und Vater das Clavier. | |||
:Oefters nahm der Vater auch die Flöte | |||
:Oder auch die Harfe in die Hand, | |||
:Da er außer dem Clavier auch jede | |||
:Dieser beiden andern wohl verstand. | |||
:Doch noch stärker hat es dann geklungen, | |||
:Wenn auch Jeder brauchte seine Kehl', | |||
:Und wenn mit uns in die Wett' gesungen | |||
:Haben meine Mutter und die Schmehl. | |||
:Unter diesen angeführten Spielen | |||
:Hab' ich die der Knaben nicht versäumt, | |||
:Denn ich wuchs nicht an auf unsern Stühlen, | |||
:Und war auch nicht allzu fest gezäumt. | |||
:Alle unterdörfer Knaben waren | |||
:Damals uns, den oberdörfern feind, | |||
:Darum hatten sich auch beide Schaaren | |||
:Zu dem Kampfe brüderlich vereint. | |||
:Nahm einmal aus unserem Vereine | |||
:Einer in das Unterdorf den Weg, | |||
:Und verließ sich nicht auf seine Beine, | |||
:Dann bekam er richtig seine Schläg'. | |||
:Und um dieses wieder wett zu machen, | |||
:Und zu rächen die gekränkte Ehr', | |||
:Fielen wir im Oberdorf wie Drachen | |||
:Ueber jeden Unterdörfer her. | |||
:Höret, sprach ich drum einmal zu Allen, | |||
:Als wir liefern wollten eine Schlacht, | |||
:Einen Einzelnen zu überfallen, | |||
:Das ist feig! Es sei der Bund gemacht: | |||
:Jeder, der allein die Straße wandelt, | |||
:Soll in Frieden seiner Wege gehn; | |||
:Wer von heut an feindlich ihn behandelt, | |||
:Werde mit Verachtung angesehen! | |||
:Nur so lang sich die Parteien messen, | |||
:Soll die Feindschaft fernerhin bestehn; | |||
:Aber gänzlich sei sie auch vergessen, | |||
:Wenn wir aus dem Kampf nach Hause gehn! | |||
:Dieser Vorschlag wurde angenommen | |||
:Gerne von der ganzen Knabenschaft, | |||
:Und hat dadurch alsobald bekommen | |||
:Von dem Tage an Gesetzeskraft. | |||
:Anfangs, als die beiden Heereshaufen | |||
:Sich bekämpften mit den Händen bloß, | |||
:War es nur ein ordnungsloses Raufen, | |||
:Denn sie waren beide führerlos. | |||
|- | |||
|} |
Aktuelle Version vom 3. Dezember 2008, 17:17 Uhr
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
Inhalt | |
GenWiki E-Book | |
<<<Vorherige Seite [108] |
Nächste Seite>>> [110] |
Datei:Chronik Spamer.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: fertig | |
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.
|
|
|