Personenstandsregister jüdischer Gemeinden: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Folge der Französischen Revolution erreichte die sog. Emanzipation der Juden seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch Deutschland und führte schrittweise zu ihrer rechtlichen Gleichstellung.Damit einher gingen Bestrebungen der deutschen Staaten, ihre jüdischen Bürger für fiskalische und militärische Ziele personenstandsmäßig zu erfassen. Ab Anfang bzw. Mitte des 19. Jh. entstanden meist bei den Amtsgerichten oder Bürgermeistereien die sogenannten „Juden-Matrikeln“, später die „Juden- und Dissidenten-Matrikeln“, die bis zum Einsetzen des staatlichen Personenstandswesens 1874/1876 geführt wurden und auf Meldungen der Vorsteher der Synagogengemeinden beruhten. | |||
Das NS-Regime nutzte diese Personenstandsnachweise in der Reichsstelle für Sippenforschung<ref>Ab 1940 ''Reichssippenamt'', vgl.{{Wikipedia-Link|Reichsstelle für Sippenforschung}}</ref>, das sie systematisch beschlagnahmte und zentral in Berlin zusammenzog, um sie für die Verfolgung der Jüdinnen und Juden auszuwerten. In der zweiten Jahreshälfte 1943 wurden sie zum Schutz vor Luftangriffen auf Schloss Rathsfeld am Kyffhäuser gebracht und dort von November 1944 bis April 1945 von der Duisburger Firma Gebrüder Gatermann offenbar mit bescheidenen technischen Möglichkeiten in schlechter Qualität verfilmt. Diese Filme wurden nach dem Krieg von der Firma Gatermann den für zuständig gehaltenen Stellen in verschiedenen westdeutschen Ländern zum Kauf angeboten. Die eingezogenen originalen jüdischen Gemeindeunterlagen und Matrikeln blieben nach dem Krieg verschollen.<ref>Vgl. [https://archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=13.01&bestandid=22310&_ptabs=%7B%22%23tab-einleitung%22%3A1%7D#einleitung Sächsisches Staatsarchiv, Geschichte des Bestands 22310 Familiengeschichtliche Sammlung des Reichssippenamtes, Jüdische Personenstandsunterlagen]</ref> | |||
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Für viele Synagogengemeinden sind diese Filme heute die einzige Quelle zu weiteren genealogischen Nachforschungen. Eine zentrale Übersicht existiert trotz der Bestandsgeschichte leider nicht. | |||
Daneben existieren in den Archiven aber auch weitere Originale von ''Juden-Matrikeln'', die entweder zusätzliche Abschriften darstellen oder vom NS-Regime nicht beschlagnahmt wurden. | |||
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Das [[Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt]] ([[Frankfurt am Main]]) enthält über 650 Personenstandsregister jüdischer Gemeinden http://www.juedischesmuseum.de/personenstandsregister.html: | Das [[Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt]] ([[Frankfurt am Main]]) enthält über 650 Personenstandsregister jüdischer Gemeinden http://www.juedischesmuseum.de/personenstandsregister.html: | ||
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== Einzelnachweise == | |||
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Version vom 20. November 2022, 17:46 Uhr
In der Folge der Französischen Revolution erreichte die sog. Emanzipation der Juden seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch Deutschland und führte schrittweise zu ihrer rechtlichen Gleichstellung.Damit einher gingen Bestrebungen der deutschen Staaten, ihre jüdischen Bürger für fiskalische und militärische Ziele personenstandsmäßig zu erfassen. Ab Anfang bzw. Mitte des 19. Jh. entstanden meist bei den Amtsgerichten oder Bürgermeistereien die sogenannten „Juden-Matrikeln“, später die „Juden- und Dissidenten-Matrikeln“, die bis zum Einsetzen des staatlichen Personenstandswesens 1874/1876 geführt wurden und auf Meldungen der Vorsteher der Synagogengemeinden beruhten.
Das NS-Regime nutzte diese Personenstandsnachweise in der Reichsstelle für Sippenforschung[1], das sie systematisch beschlagnahmte und zentral in Berlin zusammenzog, um sie für die Verfolgung der Jüdinnen und Juden auszuwerten. In der zweiten Jahreshälfte 1943 wurden sie zum Schutz vor Luftangriffen auf Schloss Rathsfeld am Kyffhäuser gebracht und dort von November 1944 bis April 1945 von der Duisburger Firma Gebrüder Gatermann offenbar mit bescheidenen technischen Möglichkeiten in schlechter Qualität verfilmt. Diese Filme wurden nach dem Krieg von der Firma Gatermann den für zuständig gehaltenen Stellen in verschiedenen westdeutschen Ländern zum Kauf angeboten. Die eingezogenen originalen jüdischen Gemeindeunterlagen und Matrikeln blieben nach dem Krieg verschollen.[2]
In der Regel liegen die Rückvergrößerungen zentral oder nach den Archivsprengeln aufgeteilt in den jeweiligen Landesarchiven vor, in einigen davon inzwischen digitalisiert. Für viele Synagogengemeinden sind diese Filme heute die einzige Quelle zu weiteren genealogischen Nachforschungen. Eine zentrale Übersicht existiert trotz der Bestandsgeschichte leider nicht.
Daneben existieren in den Archiven aber auch weitere Originale von Juden-Matrikeln, die entweder zusätzliche Abschriften darstellen oder vom NS-Regime nicht beschlagnahmt wurden.
Linkliste
Das Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt (Frankfurt am Main) enthält über 650 Personenstandsregister jüdischer Gemeinden http://www.juedischesmuseum.de/personenstandsregister.html:
- Personenstandsregister Mitteldeutschland (PDF, 35 KB)
- Personenstandsregister Ostdeutschland (PDF, 50 KB)
- Personenstandsregister in der Archivaliensammlung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt
Im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Ref. 33 Deutsche Zentralstelle für Genealogie befinden sich im Bestand 22310 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes, Jüdische Personenstandsunterlagen umfangreich verfilmte Personenstandsunterlagen jüdischer Gemeinden.
Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern, 18.-20. Jhd., Hauptstaatsarchiv Stuttgart, online einsehbar unter [1]
Für Westfalen und Lippe sind aus dem 19. Jahrhundert umfassende Zivilstandsregister überliefert, die im Projekt Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe online erfaßt und durchsucht werden können.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ab 1940 Reichssippenamt, vgl.Artikel Reichsstelle für Sippenforschung. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Vgl. Sächsisches Staatsarchiv, Geschichte des Bestands 22310 Familiengeschichtliche Sammlung des Reichssippenamtes, Jüdische Personenstandsunterlagen