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Der Gebietsumfang der Neumark ist seit ihrer Entstehung im 13. Jahrhundert in seinem Kern bis ins 20. Jahrhundert unverändert geblieben. Dieser Kern umfaßte als eigentliche Neumark das Gebiet nördlich der Warthe-Netze-Linie zwischen der unteren Oder im Westen und dem Flüßchen Drage im Osten, für das im Jahre 1290 erstmals der Name "Neue Mark über Oder" gebraucht wird; dazu trat noch im gleichen Zeitraum das südlich dieser Linie gelegene und im Westen und Süden von der Oder, im Osten von der Obra-Senke begrenzte Land Sternberg. Dieses Kerngebiet wurde im Jahre 1482 durch das Land | Der Gebietsumfang der Neumark ist seit ihrer Entstehung im 13. Jahrhundert in seinem Kern bis ins 20. Jahrhundert unverändert geblieben. Dieser Kern umfaßte als eigentliche Neumark das Gebiet nördlich der Warthe-Netze-Linie zwischen der unteren Oder im Westen und dem Flüßchen Drage im Osten, für das im Jahre 1290 erstmals der Name "Neue Mark über Oder" gebraucht wird (die späteren drei [[Vorderkreise]] [[Königsberg/Nm.]], [[Soldin]] und [[Landsberg/W.]], und die vier [[Hinterkreise]] [[Friedeberg/Nm.]], [[Arnswalde]], [[Dramburg]] und [[Schivelbein]]); dazu trat noch im gleichen Zeitraum das südlich dieser Linie gelegene und im Westen und Süden von der Oder, im Osten von der Obra-Senke begrenzte Land [[Sternberg]] (spätere Kreise [[Oststernberg]] und [[Weststernberg]]). Dieses Kerngebiet wurde im Jahre 1482 durch das Land [[Crossen]] mit [[Züllichau]], Bobersberg und Sommerfeld erweitert und überschritt damit erstmalig den Oderlauf in südlicher Richtung. Seit 1535, als die Neumark unter Markgraf Johann von Küstrin das einzigemal in ihrer Geschichte einen eigenen Staat bildete, gehörte auch der Kreis [[Cottbus]] dazu, der schon 1445 brandenburgisch geworden war und nur während der Franzosenzeit 1807 bis 1813 an das Königreich Sachsen abgetreten werden mußte. | ||
Nach dem Tode des Markgrafen Johann 1571 blieb die Neumark in ihrem bisherigen Umfang selbständige brandenburgisch-preußische Provinz mit eigener Regierung in Küstrin bis zur Neuordnung und Neueinteilung des Staates nach den Befreiungskriegen. Im Zuge dieser Verwaltungsreform im Jahre 1816 wurden die Kreise Dramburg und Schivelbein von der Neumark abgetrennt und zu Pommern gelegt, ebenso Teile des Kreises Arnswalde um Nörenberg und des Kreises Soldin nördlich von Lippehne; dagegen trat Pommern einige Dörfer des Kreises Pyritz in Umgegend von Bernstein an den neumärkischen Kreis Soldin ab. Im Süden wurde der Kreis Schwiebus, der von 1686 bis 1694 und dann endgültig seit 1742 zu Preußen gehörte, aber der Regierung in Glogau unterstellt war, mit dem neumärkischen Kreise Züllichau, der auch die neue Kreishauptstadt stellte, vereinigt. | Nach dem Tode des Markgrafen Johann 1571 blieb die Neumark in ihrem bisherigen Umfang selbständige brandenburgisch-preußische Provinz mit eigener Regierung in Küstrin bis zur Neuordnung und Neueinteilung des Staates nach den Befreiungskriegen. Im Zuge dieser Verwaltungsreform im Jahre 1816 wurden die Kreise [[Dramburg]] und [[Schivelbein]] von der Neumark abgetrennt und zu Pommern gelegt, ebenso Teile des Kreises [[Arnswalde]] um Nörenberg und des Kreises [[Soldin]] nördlich von Lippehne; dagegen trat Pommern einige Dörfer des Kreises Pyritz in Umgegend von Bernstein an den neumärkischen Kreis [[Soldin]] ab. Im Süden wurde der Kreis [[Schwiebus]], der von 1686 bis 1694 und dann endgültig seit 1742 zu Preußen gehörte, aber der Regierung in Glogau unterstellt war, mit dem neumärkischen Kreise [[Züllichau]], der auch die neue Kreishauptstadt stellte, vereinigt. | ||
Der 1816 unter Einschluß der bis dahin sächsischen Niederlausitz (Kreise Guben und Sorau) neugebildete Regierungsbezirk Frankfurt | Der 1816 unter Einschluß der bis dahin sächsischen Niederlausitz (Kreise [[Guben]] und [[Sorau]]) neugebildete Regierungsbezirk [[Frankfurt/Oder]], zu dem nunmehr das gesamte Gebiet der Neumark gehörte, behielt für die Landschaften nördlich der Warthe-Netze-Linie von Pommern bis zur Oder den jahrhundertealten Namen "Neumark" bei und verwendete ihn auch in den post- und bahnamtlichen Bezeichnungen der Ortschaften. Die Bevölkerung des weiten Gebietes, nieder- und mitteldeutschen Stammes mit einem starken Anteil von Kolonisten aus dem ganzen Deutschen Reich, ist in den langen Jahren der staatlichen Zusammengehörigkeit auch wirtschaftlich und kulturell zur Einheit verschmolzen und hat diese Einheit bewußt und treu gepflegt. Einschneidende Veränderungen in diesem einheitlichen Gebiet traten erst zwanzig Jahre nach dem ersten Weltkrieg ein, als 1938 die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst und die jahrhundertealten, gut neumärkischen Kreise [[Arnswalde]] und [[Friedeberg/Nm.]] von Brandenburg abgetrennt und dem neugebildeten pommerschen Regierungsbezirk Schneidemühl beigelegt wurden, und andererseits die Provinz Brandenburg beträchtlichen Gebietszuwachs erhielt durch die Einverleibung der bisher grenzmärkischen Restkreise [[Schwerin/Warthe]] und [[Meseritz]]/[[Bomst]] in die benachbarte Neumark. |
Version vom 14. Juni 2004, 14:45 Uhr
Was ist die Neumark?
Der Gebietsumfang der Neumark ist seit ihrer Entstehung im 13. Jahrhundert in seinem Kern bis ins 20. Jahrhundert unverändert geblieben. Dieser Kern umfaßte als eigentliche Neumark das Gebiet nördlich der Warthe-Netze-Linie zwischen der unteren Oder im Westen und dem Flüßchen Drage im Osten, für das im Jahre 1290 erstmals der Name "Neue Mark über Oder" gebraucht wird (die späteren drei Vorderkreise Königsberg/Nm., Soldin und Landsberg/W., und die vier Hinterkreise Friedeberg/Nm., Arnswalde, Dramburg und Schivelbein); dazu trat noch im gleichen Zeitraum das südlich dieser Linie gelegene und im Westen und Süden von der Oder, im Osten von der Obra-Senke begrenzte Land Sternberg (spätere Kreise Oststernberg und Weststernberg). Dieses Kerngebiet wurde im Jahre 1482 durch das Land Crossen mit Züllichau, Bobersberg und Sommerfeld erweitert und überschritt damit erstmalig den Oderlauf in südlicher Richtung. Seit 1535, als die Neumark unter Markgraf Johann von Küstrin das einzigemal in ihrer Geschichte einen eigenen Staat bildete, gehörte auch der Kreis Cottbus dazu, der schon 1445 brandenburgisch geworden war und nur während der Franzosenzeit 1807 bis 1813 an das Königreich Sachsen abgetreten werden mußte.
Nach dem Tode des Markgrafen Johann 1571 blieb die Neumark in ihrem bisherigen Umfang selbständige brandenburgisch-preußische Provinz mit eigener Regierung in Küstrin bis zur Neuordnung und Neueinteilung des Staates nach den Befreiungskriegen. Im Zuge dieser Verwaltungsreform im Jahre 1816 wurden die Kreise Dramburg und Schivelbein von der Neumark abgetrennt und zu Pommern gelegt, ebenso Teile des Kreises Arnswalde um Nörenberg und des Kreises Soldin nördlich von Lippehne; dagegen trat Pommern einige Dörfer des Kreises Pyritz in Umgegend von Bernstein an den neumärkischen Kreis Soldin ab. Im Süden wurde der Kreis Schwiebus, der von 1686 bis 1694 und dann endgültig seit 1742 zu Preußen gehörte, aber der Regierung in Glogau unterstellt war, mit dem neumärkischen Kreise Züllichau, der auch die neue Kreishauptstadt stellte, vereinigt.
Der 1816 unter Einschluß der bis dahin sächsischen Niederlausitz (Kreise Guben und Sorau) neugebildete Regierungsbezirk Frankfurt/Oder, zu dem nunmehr das gesamte Gebiet der Neumark gehörte, behielt für die Landschaften nördlich der Warthe-Netze-Linie von Pommern bis zur Oder den jahrhundertealten Namen "Neumark" bei und verwendete ihn auch in den post- und bahnamtlichen Bezeichnungen der Ortschaften. Die Bevölkerung des weiten Gebietes, nieder- und mitteldeutschen Stammes mit einem starken Anteil von Kolonisten aus dem ganzen Deutschen Reich, ist in den langen Jahren der staatlichen Zusammengehörigkeit auch wirtschaftlich und kulturell zur Einheit verschmolzen und hat diese Einheit bewußt und treu gepflegt. Einschneidende Veränderungen in diesem einheitlichen Gebiet traten erst zwanzig Jahre nach dem ersten Weltkrieg ein, als 1938 die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst und die jahrhundertealten, gut neumärkischen Kreise Arnswalde und Friedeberg/Nm. von Brandenburg abgetrennt und dem neugebildeten pommerschen Regierungsbezirk Schneidemühl beigelegt wurden, und andererseits die Provinz Brandenburg beträchtlichen Gebietszuwachs erhielt durch die Einverleibung der bisher grenzmärkischen Restkreise Schwerin/Warthe und Meseritz/Bomst in die benachbarte Neumark.