Forensische DNA-Genealogie: Unterschied zwischen den Versionen

aus wiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 41: Zeile 41:
Die folgenden Texte lassen sich am besten im Browser Google Chrome direkt übersetzen, indem man das entsprechende Symbol rechts in der Adressleiste anklickt.
Die folgenden Texte lassen sich am besten im Browser Google Chrome direkt übersetzen, indem man das entsprechende Symbol rechts in der Adressleiste anklickt.


* Lex Meulenbroek, Diederik Aben: [https://www.uitgeverijparis.nl/nl/reader/2000000102/2000001022 Forensische Opsporingsgerichte Genetische Genealogie (Forensic Investigative Genetic Genealogy; FIGG) - 25 vragen en antwoorden over deze baanbrekende opsporingsmethode.] (Forensische investigative genetische Genealogie (Forensic Investigative Genetic Genealogy; FIGG) - 25 Fragen und Antworten zu dieser bahnbrechenden Untersuchungsmethode)
* Lex Meulenbroek, Diederik Aben: [https://www.uitgeverijparis.nl/nl/reader/2000000102/2000001022 ''Forensische Opsporingsgerichte Genetische Genealogie (Forensic Investigative Genetic Genealogy; FIGG) - 25 vragen en antwoorden over deze baanbrekende opsporingsmethode.''] (Forensische investigative genetische Genealogie (Forensic Investigative Genetic Genealogy; FIGG) - 25 Fragen und Antworten zu dieser bahnbrechenden Untersuchungsmethode)
* Bode Technology: [https://bodetech.com/services/forensic-genealogy-service/ Forensic Investigative Genetic Genealogy]
* Bode Technology: [https://bodetech.com/services/forensic-genealogy-service/ Forensic Investigative Genetic Genealogy]
* Mengge Wang et al.: ''[https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1673852724001589#:~:text=Introduction.%20Forensic%20investigative%20genetic%20genealogy%20(FIGG)%2C%20also,provides%20vital%20clues%20for%20identifying%20unknown%20individuals. Forensic investigative genetic genealogy: expanding pedigree tracing and genetic inquiry in the genomic era]''. Journal of Genetics and Genomics, Volume 52, Issue 4, April 2025, Pages 460-472 (Forensische investigative genetische Genealogie: Ausweitung von Stammbaumrecherchen und genetischen Ermittlungen in der genomischen Ära)
* Mengge Wang et al.: ''[https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1673852724001589#:~:text=Introduction.%20Forensic%20investigative%20genetic%20genealogy%20(FIGG)%2C%20also,provides%20vital%20clues%20for%20identifying%20unknown%20individuals. Forensic investigative genetic genealogy: expanding pedigree tracing and genetic inquiry in the genomic era]''. Journal of Genetics and Genomics, Volume 52, Issue 4, April 2025, Pages 460-472 (Forensische investigative genetische Genealogie: Ausweitung von Stammbaumrecherchen und genetischen Ermittlungen in der genomischen Ära)

Version vom 28. Juni 2025, 12:18 Uhr

Die Forensische DNA-Genealogie, im Englischen Forensic Investigative Genetic Genealogy, kurz FIGG, ist eine Methode, mit der man Straftäter oder die Identität unidentifizierter Toter ermitteln kann. Im Fall der Straftäter wird dafür eine DNA-Spur vom Tatort verwendet.

Die Anfänge der Methode liegen in den USA. In weiteren Ländern gab es Pilotprojekte, die einzeln von Gerichten genehmigt wurden. U.a. in Kanada, Australien, Neuseeland, Schweden und Norwegen wurden alte Mordfälle geklärt, weitere Pilotprojekte laufen in den Niederlanden, Estland und Tschechien; in Großbritannien wird ein entsprechendes Gesetz erwogen.<ref name=":0">Lex Meulenbroek, Diederik Aben: Forensische Opsporingsgerichte Genetische Genealogie; vgl. Abschnitt "Weitere Informationen"</ref> In der EU treten Gesetze zur Forensischen DNA-Genealogie am 1. Juli 2025 in Schweden und Dänemark in Kraft.

Von der Forensischen DNA-Genealogie zu unterscheiden ist die Familiensuche oder das Familial Searching in der DNA-Datenbank der Polizei. Da die Polizei zur Identifikation von Personen mittels genetischem Fingerabdruck sogenannte Short Tandem Repeats (STR) untersucht (nicht Einzelnukleotid-Polymorphismen wie in der Genealogie), können nur sehr nahe Verwandtschaftsverhältnisse festgestellt werden, z.B. Eltern bzw. Kinder oder Geschwister. Dies ist auch in Deutschland möglich und findet statt, wenn eine Tatort-Spur in der DNA-Datenbank der Polizei einen "Beinahe-Treffer" ergibt, der auf ein enges Verwandtschaftsverhältnis zwischen der gesuchten Person und einer Person in der Datenbank und der Person hinweist.<ref>Bundestagsdrucksache 19/4087: Anwendung von Familial Searching im Rahmen von DNA-Analysen </ref>

Methode

Nur zwei DNA-Genalogie-Datenbanken erlauben diese Recherchen: Family Tree DNA und GEDmatch - und die Nutzer müssen aktiv zustimmen, dass ihre Daten für Polizeiermittlungen genutzt werden dürfen ("opt-in"). Das DNA-Kit mit der Spur vom Tatort wird den anderen Nutzern nicht als Match angezeigt (Einbahnstraßen-Abgleich).<ref name=":0" />

Für die Suche nach der Identität der Person, die die Spur hinterlassen hat, wird zunächst nach geeigneten Matches gesucht und diese in Cluster aufgeteilt, die je ein gemeinsames Vorfahrenpaar haben. Dieses wird gesucht, und anschließend das jüngste gemeinsame Vorfahrenpaar aller Matches und der gesuchten Person. So entsteht zunächst eine große Ahnentafel. Anschließend richtet sich der Blick wieder in der Zeit zurück Richtung Gegenwart: Von dem gemeinsamen Vorfahrenpaar aller Matches müssen alle Nachfahren ermittelt werden. So entsteht ein Stammbaum, in dessen jüngster Generation die gesuchte Person zu finden ist. Für diese Recherche durch einen Genealogen oder eine Genealogin werden alle üblichen genealogischen Quellen und auch andere Datenbanken als die oben genannten herangezogen, sowie weitere öffentliche Quellen wie Facebook, BeenVerified, etc.

Der Personenkreis wird mithilfe von Informationen aus den polizeilichen Ermittlungen noch weiter eingegrenzt, z.B. dem Geschlecht, dem Tatort (kann die Person zum Tatzeitpunkt dort gewesen sein oder war sie z.B. im Ausland?) oder dem Alter, das sich u.a. mithilfe der DNA oder aufgrund von Zeugenaussagen einschätzen lässt.

In dem so eingegrenzten Personenkreis führt die Polizei weitere Ermittlungen durch und nimmt zuletzt DNA-Proben von dem oder den Verdächtigen zum Abgleich mit der Tatortspur.

USA

Weltweit bekannt wurde die Forensische DNA-Genealogie durch die Ermittlung des "Golden State Killers", Joseph James DeAngelo Jr. 2018, 40 Jahre nach der letzten Tat. Dabei wurde die Polizei von der Genealogin Barbara Rae-Venter unterstützt, die zuvor schon in zwei anderen Fällen für die Polizei gearbeitet hatte. Sie berichtet über die Anfänge der DNA-Genealogie und ihre Ermittlungen in ihrem 2024 erschienenen Buch I know Who You Are (Buch, epub- und Kindle-E-Book)

Bis Dezember 2023 wurden in den USA 651 Fälle mit 318 Tätern geklärt, außerdem 464 Identitäten ermittelt.<ref>Wikipedia: Investigative genetic genealogy</ref>

Schweden

In Schweden konnte 2020 der Doppelmord von Linköping mittels Forensischer DNA-Genealogie geklärt werden, 16 Jahre nach der Tat. Die Ermittler wurden durch den Fall des "Golden State Killers" inspiriert. Möglich wurde der Erfolg, weil viele schwedische Familienforscherinnen und -forscher bereits die Datenbank FamilyTreeDNA nutzten (u.a. zur Aufklärung von Unregelmäßigkeiten bei Spenderkindern und Auslandsadoptionen), und weitere durch Aufrufe in den Medien dazu kamen.

Ab 1. Juli 2025 gilt ein Gesetz, das die Methode unter bestimmten Voraussetzungen zulässt <ref>Sveriges Riksdag: Biometri i brottsbekämpningen</ref>

  • Sie ist nur anwendbar bei Mord sowie schwerer Vergewaltigung von Erwachsenen und Kindern.
  • Alle anderen Ermittlungsmethoden müssen erfolglos gewesen sein.
  • Es muss DNA-Material in ausreichender Menge und Qualität vorliegen, das sicher vom Täter stammt.
  • Die biogeographische Herkunftsanalyse muss zeigen, dass die gesuchte Person aus einem Land stammt, in dem DNA-genealogische Recherchen zu einem Ergebnis führen können, d.h. aus dem es genug Daten in den o.g. Datenbanken gibt und Personenstandsdaten einsehbar sind.

Dänemark

In Dänemark gilt ab 1. Juli 2025 ein einschließlich der Voraussetzungen für die Anwendung ähnliches Gesetz wie in Schweden. Hier ist es anwendbar für Mord, Terrorismus oder andere besonders schwere Straftaten.<ref>Forslag til Lov om ændring af retsplejeloven (Genetisk slægtsforskning som efterforskningsmiddel i politiet) </ref>

Frankreich

Obwohl in Frankreich "Direct to Consumer" DNA-Tests verboten sind - und damit genealogische DNA-Tests - wurde 2023 mithilfe der Forensischen DNA-Genealogie der Fall des "prédateur du bois" ("Waldräuber") aufgeklärt<ref>Première en France : arrestation d'un criminel par la généalogie génétique</ref>.

Niederlande

In den Niederlanden wurden 2023 die Anwendung der Forensischen DNA-Genealogie in zwei Pilotfällen genehmigt: ein Mordfall und eine unidentifizierte Tote.<ref>Green light for the use of genealogy DNA databases</ref>

Weitere Informationen

Die folgenden Texte lassen sich am besten im Browser Google Chrome direkt übersetzen, indem man das entsprechende Symbol rechts in der Adressleiste anklickt.

Forensische DNA-Genealogie im Roman

Der britische Genealogie-Krimi-Autor Nathan Dylan Goodwin beschreibt in seiner Reihe Venator Cold Cases detailreich die Ermittlung von Mördern mithilfe der Forensischen DNA-Geneallgie, angeregt durch reale Fälle. Im Band "The Hollywood Strangler" gelingt die DNA-Analyse nur, weil der Pathologe Peter Speth bei Vergewaltigungsfällen immer eine zweite Probe genommen und eingefroren hat und diese trotz der langen Zeitspanne seit der Tat noch existiert. Bei dem Pathologen handelt es sich um eine gleichnamige, reale Person und das Geschehen ist identisch mit dem bei der Ermittlung des Golden State Killers.</nowiki><ref>How an N.J. pathologist may have helped solve the 'Golden State Killer' case</ref>

Einzelnachweise

<references />


Die Doppelhelix der DNA
Weitere Informationen zur DNA-Genealogie siehe Portal:DNA-Genealogie
1-zu-1-Vergleich zweier DNA-Kits bei Gedmatch.com