Bolkenhain/Geschichte der Bolkoburg/E-Book: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. November 2008, 14:33 Uhr

(Titel ≡)

Geschichte

der

Bolkoburg bei Bolkenhain.


Nach archivalischen Quellen bearbeitet von

Heinrich Schubert

Lehrer an der Augustaschule in Breslau.





2. Auflage.


Schweidnitz.

Verlag von Georg Brieger.

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Vorwort.

Seitdem die Stadt Bolkenhain in das schlesische Eisenbahnnetz hineingezogen worden ist, hat sich mit der Zahl ihrer Besucher auch das Interesse an der Geschichte der unmittelbar über ihr gelegenen, höchst romantischen Bolkoburg wesentlich gesteigert. Dem geschichtlichen Bedürfnisse können hier jedoch weder die veralteten und zum Teil mit Hosemannschen Fabeln vermischten „Bolkenhainschen Denkwürdigkeiten von B. G. Steige, Hirschberg 1795“ und die „Vaterländischen Bilder von K. A. Müller, 2. Aufl., Glogau 1844“ genügen, noch viel weniger aber die „Chronik von Bolkenhain von Dr. Teichmann“ und zwei neuere, wesentlich nur auf Steigescher Grundlage beruhende literarische Erzeugnisse, von denen das eine der Geschichte der Bolkoburg 12 und das andere 9 Seiten in kleinstem Oktav widmet.

Aus diesem Grunde übergebe ich hiermit eine nach archivalischen Quellen bearbeitete „Geschichte der Bolkoburg“ der Öffentlichkeit. Indem ich bemerke, daß das Material dazu fast ausschließlich dem Königl. Staatsarchive zu Breslau und den Veröffentlichungen des „Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens“ entnommen ist, erfülle ich gleichzeitig die angenehme Pflicht, Herrn Archivrat Dr. Pfotenhauer für die mir jederzeit freundlichst erwiesene Unterstützung meinen ergebensten Dank öffentlich auszusprechen.

Möge das Schriftchen viele Freunde finden und den Besuchern der ehrwürdigen Bolkoburg ein getreuer Ratgeber und Führer durch die wechselvollen Zeiten derselben werden!

Breslau, den 1. April 1895.

Heinrich Schubert.

Inhaltsverzeichnis.

  Seite

1. Die Bolkoburg zur Zeit der Bolkonen. Bis 1392

5

2. Die Bolkoburg wird Pfandbesitz

7

3. Die Bolkoburg in den Händen der Familie von Salza. Von 1532 bis 1570

16

4. Die Bolkoburg wird erbliches Eigentum

22

5. Die Bolkoburg im Besitze der Familie von Zedlitz. Von 1598 bis 1703

26

6. Erbstreitigkeiten um die Bolkoburg und ihr Übergang an das Stift Grüssau im Jahre 1703

32

7. Die Bolkoburg im Besitze des preußischen Staates. Seit 1810

45
(5 ≡)

1. Die Bolkoburg zur Zeit der Bolkonen.

Bis 1392.

In dem am Nordabhange des Riesengebirges sich hinziehenden gürtelförmigen Gebirgslande, das in nördlicher Richtung allmählich zur Ebene übergeht, befindet sich fast in der Mitte des Kreises Bolkenhain ein anmutiger Talkessel, aus dem sich inselartig ein von NO nach SW gerichteter Bergrücken erhebt. Am Ostabhange desselben liegt die Bergstadt Bolkenhain, die im Jahre 1276 zum erstenmal urkundlich erwähnt wird und damals Hain hieß. Die Westseite jenes Bergrückens fällt steil zum Tale der Wütenden Neisse ab, und auf seiner Höhe liegt die ausgedehnte Ruine der Bolkoburg, die einst die Zitadelle der Stadt war und mit ihrem etwa 50 m hohen Bergfried, „Hungerturm“ genannt, eine der interessantesten Ruinen Schlesiens ist.

Ihr Vorhandensein wird 1277 urkundlich bezeugt; denn Herzog Boleslav II. († 1278) urkundet im genannten Jahre in „Hain casro nostro“. Wie aber diese Burg zu jener Zeit beschaffen war, darüber fehlen natürlich alle Nachrichten. War auch der Bergfried als Kern der ganzen Feste aus Stein erbaut, so wurden doch die Nebengebäude zunächst unstreitig aus dem Holze, das die nahen Waldungen lieferten, aufgeführt. Selbst die umgebenden Mauern waren anfänglich wohl nur aus diesem Material hergestellt, bis allmählich Bauten aus dem Gestein des Berges, einem stark mit Quarzadern durchsetztem Schiefer, die Holzbauten verdrängten.

Der Bau, dessen Reste wir heute noch schauen, ist ursprünglich wahrscheinlich von dem Herzoge Bolko I. († 1301) gegen das Ende des 13. Jahrhunderts errichtet worden, und Stadt und Burg haben dann nach ihm den Namen erhalten. Spätere Besitzer der Burg, namentlich die aus dem Geschlecht von Salza und Matthias von Logau, haben mit Benutzung von älteren Grundmauern wesentliche Umbauten vorgenommen, weshalb Lutsch die Erbauungszeit unserer Burg in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts verlegt.

Die älteren geschichtlichen Nachrichten über die Bolkoburg, die Steige in seinen „Bolkenhainschen Denkwürdigkeiten“ gibt, die Müller in den „Burgen Schlesiens“ wiederholt, und

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die bis in die neueste Zeit vertrauensselig nachgeschrieben wurden, sind höchst unglaubwürdig. Die verschiedenen Glieder einer Familie Reichenbach, die bei allen diesen Autoren als Burggrafen der Bolkoburg aufgezählt werden, sind nichts als plumpe Erfindungen des bekannten Lügenschmiedes Abraham Hosemann, der verschiedene Städte Schlesiens, darunter auch Bolkenhain, für gutes Honorar mit seinen Lügenchroniken begabt hat, aber schon von seinem Zeitgenossen Henel von Hennenfeld († 1656) erkannt und kurzweg der verlogenste aller Zweifüßler genannt worden ist.

Auf sicherem historischen Untergrunde zur Geschichte der Bolkoburg bewegen wir uns erst vom Jahre 1353 ab, zu welcher Zeit Bolko II. Herr der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer war. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, adoptierte er die Tochter seines ums Jahr 1343 verstorbenen Bruders Heinrich, namens Anna, und setzte sie zur Erbin seiner Fürstentümer ein. Um in den Besitz dieses Gebietes zu gelangen, warb der böhmische König Karl IV., der zum zweitenmal Witwer geworden war, um Annas Hand, und nachdem die Vermählung beider am 27. Mai 1353 stattgefunden hatte, verschrieb Bolko II. am 3. Juli seiner Nichte Anna und damit zugleich ihrem Gemahl Karl IV. die beiden Fürstentümer unter der Bedingung, daß er selbst bis zu seinem Tode im Besitze derselben bleiben, auch seine Gemahlin Agnes auf Lebenszeit die unbeschränkte Regierung derselben behalten sollte. In dieser Verschreibung kommt nun auch die Stadt Bolkenhain vor, wenngleich der dazu gehörigen Burg nicht ausdrücklich Erwähnung getan wird.

Am 14. April 1364 aber schloß König Karl IV. einen Erbvertrag mit seinem Eidam, dem Markgrafen Otto von Brandenburg, und in der darüber ausgestellten Urkunde wird ausdrücklich „Hayn hus und stat“, d. i. die Stadt Bolkenhain mit der Burg, genannt.

Die Herzöge übergaben ihre Landesburgen Burgverwaltern oder Burggrafen mit der Verpflichtung, die Burgen nebst dem dazu gehörigen Gebiete zu beaufsichtigen und in verteidigungsfähigem Zustande zu erhalten, die Justizpflege auszuüben und die Steuern einzuziehen. So hatte Bolko II. die Bolkoburg dem Burggrafen Hans von Logau übergeben, den wir in einer Urkunde vom 11. Oktober 1369 erwähnt finden, worin Karl IV. nach dem 1368 erfolgten Tode Bolko II. der Herzogin-Witwe Agnes den Besitz der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer als Leibgedinge bestätigt und die Mannen und Städte derselben ihrer Freiheiten versichert.

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Wann dieser Hans von Logau in den Besitz des Burglehns Bolkenhain gelangt ist, ist urkundlich nicht mehr nachzuweisen, wohl aber, wann er es abgegeben hat; denn am Aschtage (19. Februar) 1371 bekennt und bestätigt die Herzogin Agnes, daß „er das Burglehen auf dem Hause zum Hain, wie er es von Herzog Bolko, ihrem Gemahl, zu dessen Lebzeiten erhalten“, mit allen Zugehörungen an Gotsche Schoff verkauft hat. Zeugen: Nickel Bolz, Friedrich von dem Pechwinkel, Reinisch Schoff, Gunzel von der Swine (Schweinhaus), Nickel von dem Zeisberge, Wenzel von Niebelschütz und Peter von Niebelschütz, Landschreiber.

Dieser neue Besitzer des Burglehns war Gotsche Schoff, der jüngere, Herr der Burg und Herrschaft Kynast, der etwa 1346 geboren war und 1420 starb und bei der Herzogin Agnes in großer Gunst stand. Da er seinen Wohnsitz auf dem Kynast behielt, setzte er auf der Bolkoburg einen Burghauptmann, den vorher erwähnten Gunzel (Kunze) von Schweinhaus, ein, der jedoch noch in demselben Jahre bei einem Ritterspiel in Prag ums Leben gekommen sein soll.

Wie lange Gotsche Schoff die Bolkoburg besessen hat, läßt sich ebenfalls nicht genau ermitteln; wahrscheinlich trat nach dem am 2. Februar 1392 erfolgten Tode der Herzogin Agnes, durch welchen König Wenzel, der Sohn Karl IV., unumschränkter Herr der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer wurde, ein Besitzwechsel ein.


2. Die Bolkoburg wird Pfandbesitz.

Nachdem die Bolkoburg unmittelbar an die böhmische Krone gefallen war, änderten sich die Verhältnisse gewaltig. Zunächst wurde die bestehende Einrichtung der Burggrafschaften aufgehoben, da die von den böhmischen Königen ernannten Landeshauptleute die Obliegenheiten der früheren Burggrafen übernahmen. Gleichzeitig nahm aber auch das Verhältnis der Burglehnsinhaber zu den böhmischen Königen insofern einen ganz neuen Charakter an, als die Burg mit ihrem Gebiete nunmehr den Besitzern pfandweise gegen Erlegung einer bestimmten Pfandsumme, Pfandschilling genannt, auf bestimmte Zeit überlassen wurde. Bei Wiedereinlösung oder anderweitiger Vergebung des Burglehns wurde die Pfandsumme zurückgezahlt. Daß nunmehr böhmische Edelleute als Burginhaber an die Stelle der schlesischen traten, ist selbstverständlich.

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Im Jahre 1399 war Benesch (Benedikt von Donyn Pfandinhaber unserer Burg und kaufte Montag nach Georgi 28. April) von seinem Bruder Stephan den Wald, Ruhbank genannt. 1407 feria IV. nach Aegidii (7. September) ließ er seiner Ehefrau Katharina 600 Mark Prager Groschen auf die Burg zu Bolkenhain nebst Zugehörungen auf und dazu namentlich den Schleushof in der Stadt und die Senfmühle. Zeugen: Janko von Chotiemicz, Landeshauptmann, Nickel von Reibnitz, Gunzel von Swin und Sigmund Pogarell. 1408 feria VI. post Assumpt. Mariae (17. August) verkaufte derselbe Donyn an Heinrich Czirnaw (Tschirnau) 10 Mark Zins für 100 Mark Prager Groschen (d. h. er lieh sich 100 Mark Prager Groschen für 10 Mark Zinsen, also zu 10 Prozent) auf alles, was er zu Bolkenhain besaß, wozu seine Ehefrau Katharina ihre Zustimmung gab.

Im Jahre 1412 starb Benesch von Donyn, und von seiner hinterlassenen Witwe erwarb in demselben Jahre Janko von Chotiemicz, Landeshauptmann zu Breslau und Schweidnitz, das königliche Haus und die Stadt Bolkenhain mit allen Zugehörungen und dem Landgeschoß, ausgenommen den Wald, Ruhbank genannt, für 1100 Schock Groschen Prager Münze. „Will er den Wald Ruhbank noch an sich lösen, so soll dies mit 500 Schock Groschen Prager Münze geschehen.“ Der König Wenzel bestätigt diesen Verkauf am Freitage vor dem Pfingstfeste (20. Mai) 1412 und behält sich das Recht vor, alles für 1600 Schock Groschen Prager Münze wieder einzulösen.

Schon nach fünf Jahren ging das Burglehn wieder in andere Hände über; denn 1417 an St. Georgi Tag (23. April) bekennt Sigmund von Pogarell, Hauptmann der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer, daß Janko von Chotiemicz auf Fürstenstein ihm und seinen Erben Haus und Stadt Bolkenhain mit allen Zugehörungen verkauft hat. Nach königlicher Bestimmung soll der ganze Besitz nach Sigmunds Tode an seinen Sohn Prizlaw, und wenn dieser ohne Leibeserben stürbe, an dessen Bruder fallen.

Von den nun folgenden, für ganz Schlesien verderblich gewordenen Hussitenkriegen wurden ohne Zweifel auch die Stadt und Burg Bolkenhain berührt. Wenn aber Steige in seinen „Bolkenhainschen Denkwürdigkeiten“ auf Seite 72 und 73 meldet, die Husitten hätten 1428 die Burg eingenommen und die Stadt gründlich ausgebrannt, so liegt hier eine Verwechselung mit den Ereignissen aus dem Jahre 1444 vor, die weiter unten erwähnt werden sollen. Richtig ist nur, daß 1430 nach Johannis die Hussiten infolge eines mit ihnen geschlossenen Waffenstillstandes