Neu Lubönen/Flucht
Erinnerungen nach 60 Jahren an die Flucht aus Memelwalde
Ihnen unsere Achtung und Ehrfurcht stets gebührt.
Von der Ostsee bis zur Rominter Heide. Vom Memelland bis Masuren.
Abgenommen hat man uns alle Uhren.
Eine Kirchenglocke, zwischen zwei Bäumen vor der Lagerkommandantur, war unsere Uhr.
Der Tag begann und endete mit Kirchenglockentönen.
Eine Oberkommandantur residierte in einem großen Gutshaus mit großen Parkanlagen,
Westlich von Brakupönen, in Richtung Warkallen.
Wir machten Feuer mit Glaslinsen aus Zieleinrichtungen der Kriegstechnik
Und Pulverstangen aus Panzergranaten, weil wir Streichhülzer nicht hatten.
Unsere Mütter haben tote Soldaten und Tiere begraben,
Bunker, Schützengräben und Granattrichter verfüllt.
Wir haben schwer gebüßt für Naziverbrechen,
Als Faschisten wurden wir beschimpft,
Hier konnten die Sieger an Müttern und Kindern sich rächen.
Einige entwichen aus dem Lager allein.
Den Standort der Posten verrieten Machorkaschwaden (Tabakrauch).
Die Häscher jedoch holten sie oft ein.
Sie wuren nach Kussen ins Straflager gebracht.
Von dort zu entweichen haben noch weniger geschafft.
Wie mir bekannt war einer davon Alfred Kohnke aus dem Samland.
Die Brandstifter hatten sich in Sicherheit gebracht und uns alleine gelassen.
So lernten wir den Krieg und seine Folgen hassen.
Mütter und Kinder in größter Not.
Hungernd und krank, schwer gearbeitet für wenig Brot.
Reiche Ernte machte der Tod.
Im Lager wurden Rinder und Schweine gehalten.
Wir fuhren Ochsen- und Pferdewagen, mit Stalldung oder Baumaterial beladen.
Frauen den Pflug auf den Feldern führten.
Wir Kinder die Pferde an der Leine hielten.
Auf den Feldern wurden Disteln gestochen und Kartoffeln gehackt.
Der Hunger machte uns zum Dieb.
Auf Lastwagen wurde der größte Teil davongefahren.
Wohin, haben wir nie erfahren.
Der Rest auf Haufen gesammelt, von Posten bewacht,