Schlesisches Namenbuch/043
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I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische | |
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Iwand/Iwan (Görlitz Liegnitz Beuthen [5]).
Das Vorkommen in Oberschlesien und der Russe Yban 1395 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 19) lassen zwar an die russ. Form Iwan für Johann denken, doch deuten die alten Belege zusammen mit dem ebenfalls bezeugten Gawein auf Ursprung aus der höfischen Artusritterepik (Hartmann v. Aue: Iwein!) Die Form (-an) ist die Wolframsche (vgl. Kegel S. 44 ff.!) Vor allem das vornehme Brüderpaar: Ivanus et Waliwanus fratres de Provin 1296, Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 10, S. 50 (Walwan = Gawein, vgl. Kegel S. 114 ff.). Als Familienname ca. 1372 in Liegnitz: Nicclos Ywan (GB I 1a); Dominus (!) Iwan 1301 Breslau (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 3, 5). Ferner Ritter Gawinus (de) Abscacz 1332 (Urkundenbuch Liegnitz) Nr. 97); Hannos Gawen, hewbtman von Liegnitz 1396/1409 (Stadtbuch I). Vgl. auch Jungandreas: Festschr. f. Th. Siebs 1933. Gawinus Eustachii, Kastellan in Liegnitz 1351 (Urkundenbuch Liegnitz Nr. 180).
Kintscher (Glatz [9] Sagan [l7] Neisse Görlitz [6]), Küntscher (Görlitz).
Die Formen Künischer 1756 in Glatz(!) und Könuscher nebst Komisch in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deutschen Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 33, 59) führen zurück auf den beliebtesten weiblichen Taufnamen deutscher Abkunft: Kunigunde, den Namen von Heiligen und Fürstinnen, dessen Kurz- od. Koseform Künne ebenfalls als Familienname fortlebt (Görlitz [5]), entrundet Kinne (Neisse oft, Beuthen [4]). In Liegnitz z. B. sind von 1350-1399 27 Kunigunde nachweisbar gegenüber 14 Hedwig, 9 Gertrud und 5 Adelheid. Zur Form vgl. Alscher, Hielscher usw. - Belege: Kunegunde von dem Tincze 1347 Breslau = Cunne von dem Tincze 1348 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 33); Cunne von bancz 1352 Breslau = Kynne (y = ü) von bancz 1369 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 33); Petir schryber, Frau: Cunne bzw. Könusch 1384 Liegnitz (Bahlow, Diss. 114). Peter mit der Kunne neben Peter mit der Kethe 1393 Görlitz; Heynke Waynknecht, Frau: Konusch 1371 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 33). Familienname Konuscher in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 59).
Konrad (Liegnitz [19] Görlitz [6] Hg [3]), Conrad (Görlitz [30] Liegnitz [33] Sagan [15] Schweidnitz, Hirschberg [19]).
Der altdeutsche Taufname Kuonrât (kühn im Rate), im ganzen Mittelalter beliebt. „Der früheste Träger (dieses Fürstennamens), der uns geläufig ist, war der fränkische König Konrad I; von ihm übernehmen ihn zunächst der stammverwandte Salier (Konrad II.) und dann die Staufer (Konrad III. und IV. und Konradin), die ihm Fortleben und weiteste Verbreitung über Fürsten und Volk sicherten“. (Edw. Schröder, Dt. Namenkunde, 1938, S. 76).
In Schlesien gab es vier Herzöge dieses Namens, die man unterschied als: Konrad der Wysse, der Swarcze, der Rote, der Kale. Vgl. auch unter: Kuhnert, Kühn, Kunze, Kunick, Kühnel.
Kühn (Görlitz [96] Liegnitz [46] Hirschberg [23] Oppeln [6] Beuthen [10] Neustadt [0!]).
Kurz- od. Koseform zum altdeutschen Taufnamen Konrad (Kunrad), im 14. Jahrh. beliebt, im 15. Jahrh. schon außer Gebrauch. Das Adjektiv „kühn“ kommt nur ausnahmsweise in Betracht, vgl. das unter Feige Gesagte. - Belege für Cune (Cüne) und Cuneman (heute Kühnemann) = Cunrad siehe bei Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 14/15 und bei Bahlow, Diss. S. 106 u. 108. Seit d. 15. Jahrh. nur noch als Familienname: Peter Kune von Jenkensdorff 1417/18 Görlitz; Hannus K. v. J. 1421/22 Görlitz; Martin K. v. J. 1421/22 Görlitz; Veczencz Küne 1431/32 Görlitz; Herman Küne 1397 Liegnitz. Als Taufname ferner: Küne Gleczer 1356 Sagan (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 298), Küne Wychow ebd.
Kühnel (Görlitz [19] Liegnitz [11] Öls [8] Ratibor Neisse Beuthen [7]), Kühnelt, Kiehnelt. Kurz- od. Koseform mit l-Suffix von Konrad, vgl. Kühn! - Beleg: Cünel Czegenwürgel = Cuncze Cz. 1363 Glatz.
Kuhnert/Kunert (Liegnitz [27] Görlitz [21] Sagan [18] Grünberg [7] Hirschberg [10] Öls [14] Brieg [12] Beuthen [20] Oppeln [12] Ratibor [13] Neisse oft, Neustadt [14]), selten Kunath, Kunoth, Kurnoth, daraus zsgz. häufiger Kuhnt (Görlitz [33] Liegnitz [11] Hirschberg [15]), Kunth (G [3]), mit Dentalverlust Kuhn (Görlitz [8] Liegnitz Ratibor [7] Hirschberg [4]).
Entstellt aus Cunad, der wendischen Form des altdeutschen Taufnamen Konrad (Kunrad), vgl. Familienname Berndt « Bernad = Bernhard. Vgl. daneben die schlesischen Ortsnamen Kuhnau, Kuhna,