Totenzettel
Auch bekannt unter den Begriffen: Trauerzettel oder Trauerbilder, Sterbezettel oder Sterbebilder, Totenzettel oder Totenbilder, Partenzettel.
Inhaltsverzeichnis
- Erste Totenzettel
- Versch. Bezeichnungen
- Brauchtum u. Anwendung
- Drucktechniken
- Aufbau von Totenzetteln
- Die Vorderseite -Textseite
- Die Rückseite - Bildseite
- Warum Sammeln
- Weblinks
Einleitung
Der Brauch Sterbezettel anzufertigen und zu verteilen kam in der ersten Hälfte des 18.Jh in Holland auf. Erste Totenzettel werden bereits aus dem 17. Jh. erwähnt. Als sogenannte Bidprendtjes wurden sie im heutigen Gebiet der Niederlanden, im Raum Amsterdam, verteilt. Diese Bidprendtjes wurden, wie auch heute noch, während oder unmittelbar nach den Beerdigungsriten an die Trauergäste, die den Verstorbenen auf seinem letzten Wege begleitet hatten, übergeben.
Vorläufer dieser Totenzettel, meist handgeschrieben, gab es bereits ein Jahrhundert vorher. Zu Beginn waren es die katholische Geistlichkeit und der Adel, denen man nach deren Tod mit diesen Trauerandenken gedachte. Später wurde diese Sitte auch allgemein üblich.
Von Holland aus breitete sich der Brauch über das ganze, vornehmlich katholische Europa aus. Zuerst in den Städten, später auch auf dem Lande wurden diese Totenzettel gedruckt und verteilt. Besonders die Kriege 1866 und 1870/71 "förderten" in Deutschland, hier besonders auf dem Lande, diesen Brauch. Man gedachte und ehrte damit den auf den Schlachtfeldern dieser Kriege verbliebenen Männern und Söhnen, die ihre Ruhestätte in fremder Erde, weit entfernt von der Heimat fanden.
Totenzettel enthalten in der Regel den Namen, das Geburts- und Sterbedatum, den Geburts- und Sterbeort des Verstorbenen. Weiterhin sind häufig Hinweise auf den Beruf, den Lebensverlauf, die Familie mit Ehepartner und Kindern sowie die Todesursache auf Totenzetteln vermerkt. Auch besondere Auszeichnungen und Ehrungen können aufgeführt sein. Die Wortendung "-bilder", wie Totenbilder oder Sterbebilder, wurden den Belegen wohl erst zugedacht als man begann die Rückseiten von Heiligen- oder Andachtsbildchen für diesem Zweck nutzte.
Nach der Erfindung der Fotografie, findet man auf vielen Sterbezetteln auch eine Abbildung des Dahingegangenen. Daher wohl auch die Bezeichnung Sterbebild. Schon seit jeher wurden diese Trauerzettel oder Trauerbildchen aus den verschiedensten Gründen gesammelt. Sie enthielten neben den Daten des Verstorbenen vor allem auch die schriftliche Bitte, daß der Leser für das Seelenheil des Dahingegangenen beten solle. In dieser Bitte um Gebete für den Verstorbenen lag die wahre Bedeutung und das Besondere der Totenzettel. Erst in zweiter Linie waren sie zu dieser Zeit als Objekte der Erinnerung gedacht.
Auf den heutigen Totenzetteln fehlen immer häufiger diese Fürbitten. In seiner gesamten Gestaltung, sowohl im Text als auch in der äußeren Form tendiert das moderne Sterbebild immer mehr hin zum Gegenstand der Erinnerung. Der Grundgedanke, dem Verstorbenen auf seinem Wege in die Seeligkeit zu helfen, wird damit mehr oder weniger in den Hintergrund verdrängt.
Die ersten Totenzettel und ihre Verbreitung bis heute
Das Brauchtum der Verteilung von Totenzettel entwickelte sich während der Gegenreformation im 17.Jahrhundert im Gebiet des heutigen Belgien und der Niederlande.
Niederländische Quellen geben das Jahr 1668 als das Entstehungsjahr für die ersten Bidprendtjes an.
Es waren zuerst handbeschriebene Einzelblätter aus Pergament oder Papier auf denen, neben dem Namen des Verstorbenen, der Todeszeitpunkt mit Datum und Uhrzeit, die Bitte ausgesprochen wurde für das Seelenheil des Dahingegangenen zu beten.
Mit dem Totenzettel wurden aus christlicher Sicht zwei verschiedene aber ineinander greifende Ziele abgedeckt. Es waren dies die Sicherung des Seelenheils des Verstorbenen und die Erinnerung an ihn.
Ab dem Jahr 1670 kennt man aus Amsterdam auch Bidprendtjes in gedruckter Form. Wenig später kamen dann auch vorgedruckte Exemplare auf, in die der Name und die Daten des Toten handschriftlich eingetragen wurden.
In erster Linie waren es die höheren Stände, der Adel und der Klerus sowie der gehobene Mittelstand, der diese Bidprendtjes schreiben bzw. drucken ließ.
Ab der Zeit um 1730 nutzte man immer öfters die Rückseite von Andachts- und Heiligenbildern um darauf die notwendigen Eintragungen für ein Bitprendtjes vorzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich durchaus die Bezeichnung Sterbebild(chen) für den Totenzettel anwenden.
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war diese Sitte, die Verteilung von Totenzettel, -bildchen, weitgehendst auf den erweiterten Raum um Amsterdam beschränkt.
Erst nach der französischen Revolution, gegen Ende des 18. Jahrhundert, verbreitetet sich dieser katholische Brauch im gesamten niederländischen Raum.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drang diese Gepflogenheit, der Ausgabe von Totenzettel, über die bisherigen Grenzen hinaus, in die Gebiete Europas vor, deren Bevölkerung überwiegend dem katholischen Glaubens angehörten. Nach Süden über Frankreich bis Italien, über Deutschland nach Österreich. Auch nach Übersee, über den Kanal nach Irland und mit den Auswanderern in die Gebiete der USA und dem französischen Kanada. Auf deutschem Gebiet entfaltete sich der Brauch nach den gleichen Regeln. Von Nordwesten entlang den Landstrichen mit überwiegend katholischer Einwohner nach dem Süden. Über das niederrheinische Gebiet nach Westfalen, dem Rheinland, nach Hessen, der Pfalz, nach Baden und Württemberg und Bayern. Um das Jahr 1840 etwa, werden so auch Totenzettel in Bayern, Tirol und Österreich bekannt. |
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(Original 10,1 x 15,0cm) |
Von evangelischer Seite wurde der Brauch weitgehendst abgelehnt, so dass eine Ausdehnung nach dem Norden und Osten des damaligen Deutschland fast gänzlich unterblieb. Wie ursprünglich in den Niederlanden, so waren es in den ersten Jahren auch in Deutschland vor allem der Adel, der Klerus und das gehobenere Bürgertum sowie reichere Großbauern, die für Ihre Verstorbene Totenzettel drucken ließen. Einen wesentlichen Anstoß zur allgemeinen Verbreitung des Brauches der Verteilung erfuhren die Totenzettel in Deutschland durch die Kriege 1866, 1870/71 und dem ersten Weltkrieg 1914/18. Viele junge Männer hatten auf den Schlachtfeldern fern der Heimat ihr Leben verloren. Eine Überführung der Toten zur Beerdigung auf den heimatlichen Friedhof, wie es heute geschieht, war damals nicht möglich. |
So blieb den Angehörigen zu Hause nur der gedruckte Totenzettel, zum Teil mit einem Bild des Gefallenen versehen, als Gedenk- und Erinnerungsstück zurück und trug damit nicht unerheblich dazu bei, dass man das Sterbebild heute immer mehr als Erinnerungsbild betrachtet. |
Mit freundlicher Genemigung von Werner Ollig, mailto:ollig@t-online.de, http://www.genealogy.net/privat/ollig/
Siehe auch: Danksagung, Leichenpredigt, Todesanzeige, Projekt Familienanzeigen