Computergenealogie/2006/12
Internet
Genealogie.de
Rechnung in den Papierkorb
Wenn eine Website Genealogie.de heißt, klingt das vielversprechend. Aber das kann täuschen. Die neue Website kommt auf den ersten Blick elegant und anspruchsvoll ("Wissenschaftliche Datenbank für Namens- und Ahnenforschung") daher, auf den zweiten Blick aber ziemlich plump. Die Besucher werden geduzt und mit Verlockungen umschmeichelt, die erfahrene Familienforscher kalt lassen. Aber die Website bietet noch mehr als schnöde Daten: "Starte jetzt Deine eigene Namens- oder Ahnenforschung und gewinne ein großes Familienfest oder 5.000,00 Euro in Bar !"
Die meisten Links führen zu einem Anmeldeformular, mit dessen Hilfe man u. a. die "wissenschaftliche Datenbank … erweitern" und immerhin noch "93.000 Namen & Bedeutungen einsehen" kann. Wer sich anmeldet, ohne die "AGB & Verbraucherinformationen & Datenschutzbestimmungen" zu lesen, findet den eigentlichen Zweck der Website: "Der Nutzer ist zur Entrichtung des einmaligen Nutzungsentgelts von 60 Euro verpflichtet."
Leider haben schon einige Familienforscher geklickt ohne zu lesen. Einige beriefen sich, enttäuscht von der Gegenleistung, auf Punkt 5 der AGB: "Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von einem Monat ohne Angaben von Gründen … widerrufen." Die Antwort von Genealogie.de lautete allerdings: "Ein Widerruf dieses Vertrags ist nicht mehr möglich. Gem. § 312d Abs. 3 Nr. 2 erlischt das Recht zum Widerruf, wenn der Verbraucher die Ausführung der Dienstleistung selbst veranlasst hat." Unter anderem habe man ja auch schon eine Ahnenhomepage angelegt. Die Firma verweist darauf, dass man "klar und deutlich sowohl in den von Ihnen als gelesen bestätigten All-gemeinen Geschäftsbedingungen als auch vor Anmeldung über den Preis der Dienstleistung informiert" habe.
Genau das ist aber nicht der Fall – die Information war gut versteckt. "Das ist eine Täuschung der Verbraucher, deshalb muss man nicht zahlen," erklärt Tobias Gabriel vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. Man habe auch eine Abmahnung an die Betreiberin der Website geschickt. Die Verbraucherschützer haben auch einen Musterbrief zur Antwort auf die unberechtigten Rechnungen formuliert; er ist auf http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Genealogie.de zu finden. Von dem Paragraphen-Geschwurbel in den Briefen der Website-Betreiber sollte man sich nicht einschüchtern lassen.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete kürzlich über eine Häufung ähnlicher Fälle (z. B. lebenserwartung.de), bei auf diese Weise Gebühren gefordert wurden – ebenso unberechtigt.
Einige verärgerte "Kunden" von Genealogie.de haben sich in letzter Zeit bei Genealogie-Service.de beklagt, dem Betreiber von Ahnenforschung.net und Verlag der Computer-genealogie. Aber Genealogie-Service.de hat mit Genealogie.de und der AGB-Falle rein gar nichts zu tun! (re)
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