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- Welche jetzt im thränenlosen
- Lande Selige entzückt!
- Einst die Königin der Flur,
- Lebt sie nun in Herzen nur!
- Doch noch Eine, die zur Seite
- Ihr heranwuchs, ähnlich ihr,
- Blühet lieblich hier zur Freude;
- Gärtner! diese schenke mir!
- Nur durch Sie ersetzest du,
- Die Verlor'ne und die Ruh!
- Gärtner! drum erhöre mich!
- Keine sonst begehre ich!
- Gibst du mir's, so dank ich dir
- Für dieß Röschen für und für!“ —
- Das Röschen, das zu schenken,
- Sogleich sie war bereit —
- Als liebes Angedenken
- Bewahre ich's noch heut!
- Verdorrt sind längst die Blätter,
- Verloren ging der Stiel,
- Doch — lachet nur ihr Spötter! —
- Gäb' ich's nicht um wie viel!
- Da ich nun alle Tage
- In Aßlar war zu seh'n,
- So konnte meine Lage
- Selbst Fremden nicht entgeh'n;
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- Und Manche, welche wollten,
- Daß ich wo anders wähl',
- Deßwegen Linchen grollten,
- Und sahen darum scheel.
- Ja, um mir's zu verleiden,
- Fiel einst ein kleines Heer
- Aus Neid von allen Seiten
- Gewaltig über's her.
- Die vorgegeb'nen Mängel
- Hatt' schnell ich widerlegt,
- Und obendrein als Engel
- Auch Linchen ausgeprägt.
- „Ich laß' sie nicht verletzen;
- „Ich kenne sie genau,
- „Und muß den glücklich schätzen,
- „Der sie bekommt zur Frau!“
- So sprach ich, und die Heuchler
- Vertauschten nun die Roll',
- Und wurden bald als Schmeichler
- Ganz ihres Lobes voll.
- Auch diesen Vorgang brachte
- Sogleich ich zu Papier,
- Indem ich Verse machte,
- So wie sie folgen hier.
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- Gang nach der Eisenhütte.
- Ein treuer Hund war Fridolin
- Und ohne Furcht so gern
- Ergeben der Gebieterin;
- Sie wohnte nicht so fern,
- Sie war so sanft, sie war ihm gut,
- Sein Auge, immer wohlgemuth,
- Verweilte wachsam drum vor Allen
- Auf ihr mit süßem Wohlgefallen.
- Früh von des Tages erstem Schein
- Bis spät die Vesper schlug
- Harrt' er aufs Dämmerstündelein,
- Das ihn zur Herrin trug;
- Da sah er sie, da ward's ihm leicht,
- Da war des Tages Wunsch erreicht;
- Doch wann der Wächter Zehn geblasen,
- Mußt' er sie leider stets verlassen.
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- So schwanden Tage, Monde hin,
- Und andre kamen her;
- Nie sauer wurde Fridolin
- Der Weg und nimmer schwer;
- Je stürmischer die finst're Nacht,
- Je holder ihm ihr Auge lacht',
- Das Auge, das er nur zu sehen,
- Noch schlimm're Wege würde gehen.
- Doch sieh', kein Glück ist ohne Neid,
- Mit jenem wächst auch der;
- Im Hinterhalt liegt er bereit
- Mit seinem ganzen Heer;
- Sobald sich Herzen freundlich nah'n,
- Wetzt grimmig er den gift'gen Zahn,
- Und stürzt hervor mit Tigersprüngen,
- Die Beute gierig zu verschlingen.
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