Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)/29: Unterschied zwischen den Versionen

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Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)

Kirchenbuecher-ev-Wiesbaden.djvu # 29

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Phil. Hermann Schild zu Oberneysen ehel. Tochter semel proclamiret, den 21. 7br. zu Netzbach in Heimbergershaus copuliret worden, nach gehaltener Leichpredigt der Brautvatter u. des Bräutigams Bruder so zugleich begraben worden, weil der Vatter an dem bestimmten Hochzeits Tag Eydamb aber des folgenden Tags gestorben: Da vorher alles zur Hochzeit gestellt gewesen“. Auch Selbstmorde geben Anlass zu ausführlicher Berichterstattung: „1596. den 20. Juni, Abends gegen sieben Uhr, hat der Wohlgeborne Graf und Herr, Herr Johann Ludwig, Graf von Nassau, Herr zu Wiesbaden, unser gewesener gnädiger Landesherr nach Gottes Willen geendigt, als er zuvor, mit gefahrlicher Schwachheit beladen, zum Oberfenster seiner Schlafstube herausgefallen und im Weiher noch nicht allerdings todt aufgefunden worden. Der allmächtige Gott geruhe seiner Gnaden eine fröhliche Auferstehung kraft der Auferstehung Jesu Christi“ (Idstein).[1] Gleichfalls auf Geistesverwirrung wird der folgende Selbstmord zurückgeführt: „1776, den 24. August gegen Abend ward Johann Christian Ahrbeiger, gewesener Einwohner zu Arnsbach, welcher den 22. huius des Abends um 8 Uhr von seiner Frau heimlich sich wegmachte und aus Melancholey in dem Grünwiesenweyer zwischen Arnbach und Merzhausen sich ersäufte, ohne Klang und Gesang begraben“ (Usingen).

      Oft gibt nicht das Vorkommnis an sich, sondern die Personen, um die es sich handelt, dem Vorfall den Charakter des Aussergewöhnlichen: „1763. den 6. May ist eine Weibsperson, deren Nähme, ihrem Vorgeben nach, Maria Wilhelmina, und ihr Mann Joseph Anthon Flosenlies, ein Kauffmann aus London seyn soll, des Abends hier im Wirtshauss eingekehrt und die Nacht mit einem jungen Sohn niederkommen, welcher, nach vorher gethanem Bericht ans Hoch-fürstl. Oberamt, den 8. darauf hier in unserer Kirche getauft und ihm der Name Josef Anthon gegeben worden. Gevatter war, gleiches Nahmens, der zu Sendungen wohnende Operateur, dessen Stelle aber bei der hl. Taufe des Anthon Hahners Sohn allhier vertreten hat“ (Okriftel).

      Leicht erklärlich sind die ausführlichen Eintragungen auch dann, wenn es sich um die eigne Familie des Pfarrers handelt: „1785, den 8. Julius des Morgens um 10 Uhr erfreute uns beide Eheleute, mich den dermaligen Pfarrer dahier Ludwig Ernst Mathias Dieffenbach und meine Eheliebste Marie Johannette Sophia der gnädige Himmel mit einer jungen Tochter, die er zu seiner Ehre und unsrer Freude wolle aufwachsen lassen. Zeugen bei der Taufe, welche h. Handlung mein jüngster Bruder den 10. eiusd. verrichtete, waren: 1. Frau Maria Elisa-betha Philippina Herrn Ernst Ferd. Wilhelm Dieffenbachs, zur Zeit Pfarrers in Ober-Rbad, meines ältesten Bruders Frau Eheliebste, 2. Herr Joh. Christian Valentin Sartorius gräflich leiningisch-hachenburg. Amtsschultheis zu Kirburg, als mein Herr Schwager, 3. Frau Louise Ernestine Herrn Philipp Casimirs Dieffenbachs dermaligen Caplans in Wehen und Pfarrers von Neuhof als meines jüngsten Bruders Frau Liebste“ (Kettenbach).

      Eine besondere Sorgfalt in der Kirchenbuchführung beweist der Brauch, in einer eignen Rubrik oder als Nachtrag zu früheren Einträgen die weiteren



  1. Vgl. Keller, Gesch. v. Nassau, S. 503.