Blickenfieber: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
K (→Literatur) |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| (18 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Krankheitsbeschreibungen im Dialekt:''' ''Schon zu Beginn des 18. Jhdts. finden sich in Pfarreien im [[Bistum Münster]] neben veralteten lateinischen Begrifflichkeiten zu den Todesursachen vereinzelt auch volkstümliche Krankheitsbeschreibungen in lokalen Dialekten. Erst in der Epoche der Moderne entwickelte sich eine tragfähige Nomenklatur.'' | |||
[[Portal:Regionale Forschung|Regional]] > [[Sprache]] > [[Amtssprache im Fürstbistum Münster]] > [[Blickenfieber]] | [[Portal:Regionale Forschung|Regional]] > [[Sprache]] > [[Amtssprache im Fürstbistum Münster]] > [[Blickenfieber]] | ||
| Zeile 12: | Zeile 14: | ||
===Historische Behandlungen=== | ===Historische Behandlungen=== | ||
* 1747: Gegen den Schüttelfrost: Man nimmt ein | * 1747: Gegen den Schüttelfrost: Man nimmt ein Quintlein <ref>Quintlein: Quinth, 1 preußisches Quentchen = 3,653994 Gramm = 1/4 Lot</ref> Tormentilpulver <ref> Tormentilpulver: Tormentill = Tormentil-Wurtzel, Tormentilla, Blutwurz, Ruhrwurz, Arzneikraut (Quelle: Rezepturen und Anweisungen)</ref> und ein Quintlein Tyriack <ref> Tyriack: Thiriak, Kräutermischung (Antidot) aus bis zu 70 Kräutern</ref> in Tormentilwasser. | ||
* 1747: Vorbeugend gegen das Fieber: Wermuth und Brandwein mit Pfeffer eingenommen | * 1747: Vorbeugend gegen das Fieber: Wermuth und Brandwein mit Pfeffer eingenommen | ||
* 1747: Borragenwasser im Fieber getrunken, ist eine kräftige Labung | * 1747: Borragenwasser <ref> Borragenwasser: Borragen Blümlein, Boragoblümlein = Borretsch, Buretsch herba quaedam, deren Blumen oder Blüten als Arznei</ref> im Fieber getrunken, ist eine kräftige Labung | ||
* 1747: Bei Aufritt des Fiebers nimmt man einen guten Löffel voll Cardobenedictenpulver in Essig und schwitzt danach. | * 1747: Bei Aufritt des Fiebers nimmt man einen guten Löffel voll Cardobenedictenpulver <ref> Cardobenedictenpulver, Cardobenedictes Pulfer: Cardo benedictus, getrocknetes und dann pulverisiertes Benediktenkraut, Bitterdistel</ref> in Essig und schwitzt danach. | ||
===Literatur=== | ===Literatur=== | ||
| Zeile 22: | Zeile 24: | ||
* Kräutermann, Valentino: Der Curieuse und bernünfftige Zauber-Arzt. (Frankfurt und Leipzig, Niedt 1725) | * Kräutermann, Valentino: Der Curieuse und bernünfftige Zauber-Arzt. (Frankfurt und Leipzig, Niedt 1725) | ||
* Krauß, D./Stratmann,B.: Heiler und Alchemisten. Erde Himmel, Hölle und Volksglauben, Begriffe und Icons im 17. Jahrhundert (Dortmund 2020) | * Krauß, D./Stratmann,B.: Heiler und Alchemisten. Erde Himmel, Hölle und Volksglauben, Begriffe und Icons im 17. Jahrhundert (Dortmund 2020) | ||
* Stratmann, Bodo: Rezepturen und Anweisungen, Handschrift des Küsters Hermann Drees (2017) | |||
====Fußnoten==== | ====Fußnoten==== | ||
Aktuelle Version vom 20. März 2022, 10:25 Uhr
Krankheitsbeschreibungen im Dialekt: Schon zu Beginn des 18. Jhdts. finden sich in Pfarreien im Bistum Münster neben veralteten lateinischen Begrifflichkeiten zu den Todesursachen vereinzelt auch volkstümliche Krankheitsbeschreibungen in lokalen Dialekten. Erst in der Epoche der Moderne entwickelte sich eine tragfähige Nomenklatur.
Regional > Sprache > Amtssprache im Fürstbistum Münster > Blickenfieber
Krankheitsbezeichnung
- Blickenfieber, Bleikenfieber (ndd.)[1]
- Ableitung von bleek (ndd.) = blass, bleich
- Bedeutung
- Kaltes Fieber
- Begleiterscheinungen
- eine auffallend bleiche Gesichtsfarbe zeigten Patienten, welche unter kaltem Fieber litten. Dies stand im Gegensatz zum Fleckenfieber oder der sonstigen fieberhaften Gesichtsröte anderer unbestimmbaren Fieberarten.
- 1747: Ehe man das Fieber bekommt, spürt man zunächst einen Frost oder Schauer, bevor man am Abend eine zunehmende Hitzewelle verspürt, gefolgt von einer Mattigkeit in den Gliedern, Angst und Herzdruck, Kopfweh und Schlafmangel, Gliederreissen und Fieberwirren. [2]
Historische Behandlungen
- 1747: Gegen den Schüttelfrost: Man nimmt ein Quintlein [3] Tormentilpulver [4] und ein Quintlein Tyriack [5] in Tormentilwasser.
- 1747: Vorbeugend gegen das Fieber: Wermuth und Brandwein mit Pfeffer eingenommen
- 1747: Borragenwasser [6] im Fieber getrunken, ist eine kräftige Labung
- 1747: Bei Aufritt des Fiebers nimmt man einen guten Löffel voll Cardobenedictenpulver [7] in Essig und schwitzt danach.
Literatur
- Wirsing, Christopherus: Artzney Buch darinnen neben allerley... (1568)
- Weyer, Johan: Artzney Buch: Von etlichen biß anher unbekandten unnd unbeschriebenen Kranckheiten (Frankfurt am Main 1583)
- Kräutermann, Valentino: Der Curieuse und bernünfftige Zauber-Arzt. (Frankfurt und Leipzig, Niedt 1725)
- Krauß, D./Stratmann,B.: Heiler und Alchemisten. Erde Himmel, Hölle und Volksglauben, Begriffe und Icons im 17. Jahrhundert (Dortmund 2020)
- Stratmann, Bodo: Rezepturen und Anweisungen, Handschrift des Küsters Hermann Drees (2017)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Nottuln St. Martinus, KB003_3 - Sterbebuch 1771
- ↑ Quelle: Becher, Johann Joachim: Kluger Hausvater (Leipzig, Jacob Schuster 1747)
- ↑ Quintlein: Quinth, 1 preußisches Quentchen = 3,653994 Gramm = 1/4 Lot
- ↑ Tormentilpulver: Tormentill = Tormentil-Wurtzel, Tormentilla, Blutwurz, Ruhrwurz, Arzneikraut (Quelle: Rezepturen und Anweisungen)
- ↑ Tyriack: Thiriak, Kräutermischung (Antidot) aus bis zu 70 Kräutern
- ↑ Borragenwasser: Borragen Blümlein, Boragoblümlein = Borretsch, Buretsch herba quaedam, deren Blumen oder Blüten als Arznei
- ↑ Cardobenedictenpulver, Cardobenedictes Pulfer: Cardo benedictus, getrocknetes und dann pulverisiertes Benediktenkraut, Bitterdistel