Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/111: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(OCR-Text eingefügt)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Chronik Spamer|110|113|112|unkorrigiert}}
{{Chronik Spamer|110|113|112|korrigiert}}


{|
{|
Zeile 9: Zeile 9:
:Bis Du Deine Mutter erst erreichst!  
:Bis Du Deine Mutter erst erreichst!  
:Seine Mutter war zwar eine kleine,  
:Seine Mutter war zwar eine kleine,  
:Aber durch und durch gescheidtc Frau,  
:Aber durch und durch gescheidte Frau,  
:Als wir nun erzählten im Vereine  
:Als wir nun erzählten im Vereine  
:Ihr die Sach' von Anfang und genau,  
:Ihr die Sach' von Anfang und genau,  
:Daß wir nur als Führer uns bekämpfet,  
:Daß wir nur als Führer uns bekämpfet,  
:Und ich nicht den Hieb mit Fleiß gethan.
:Und ich nicht den Hieb mit Fleiß gethan,
:War ihr Zorn in der Geburt gedämpfet,  
:War ihr Zorn in der Geburt gedämpfet,  
:Und sie sah mich freundlich wieder an.  
:Und sie sah mich freundlich wieder an.  
:Doch es diente dieser Fall zur Lehre  
:Doch es diente dieser Fall zur Lehre  
:Uns, den Führern, für die Folgezeit;  
:Uns, den Führern, für die Folgezeit;  
:Denn es schlössen Frieden beide Heere,  
:Denn es schlossen Frieden beide Heere,  
:Und es kam nicht mehr zum offnen Streit.  
:Und es kam nicht mehr zum off'nen Streit.  
:Aber jünger war ich noch an Jahren,  
:Aber jünger war ich noch an Jahren,  
:Als ein Bauer mit dem Wagen mir  
:Als ein Bauer mit dem Wagen mir  
Zeile 27: Zeile 27:
:Grade in den Fahrweg ausgestreckt,  
:Grade in den Fahrweg ausgestreckt,  
:Und ich ließ sie da auch ruhig liegen,  
:Und ich ließ sie da auch ruhig liegen,  
:Weil ich nicht den Wagen halt' entdeckt.  
:Weil ich nicht den Wagen hatt' entdeckt.  
:Leise fuhr derselbe, und ich machte  
:Leise fuhr derselbe, und ich machte  
:Eben eine Weidenpfeife mir;  
:Eben eine Weidenpfeife mir;  
Zeile 42: Zeile 42:
:Und so ging denn über meine Beine  
:Und so ging denn über meine Beine  
:Erst das Vorder-, dann das Hinterrad,  
:Erst das Vorder-, dann das Hinterrad,  
:Und bis zu dein heut'gen Tage meine  
:Und bis zu dem heut'gen Tage meine  
:Ich, ich wisse noch, wie weh es that.  
:Ich, ich wisse noch, wie weh es that.  
:Meine Mutter, die mich schreien hörte,  
:Meine Mutter, die mich schreien hörte,  
Zeile 55: Zeile 55:
:Von den Knieen an war losgerissen
:Von den Knieen an war losgerissen
:Haut und Fleisch, und beides abgestreift,
:Haut und Fleisch, und beides abgestreift,
:Daß es unten hing auf nieinen Füßen,
:Daß es unten hing auf meinen Füßen,
:Wo es schlotternd hatte sich gehäuft.
:Wo es schlotternd hatte sich gehäuft.
:Meine Mutter zog wie Strümpfe wieder
:Meine Mutter zog wie Strümpfe wieder
Zeile 70: Zeile 70:
:Und in Ohnmacht schnell zusammen brach.
:Und in Ohnmacht schnell zusammen brach.
:„Halt' dich, Kleiner! denn vor allen Dingen,"
:„Halt' dich, Kleiner! denn vor allen Dingen,"
:Sprach die Mutter jetzo zu nur sacht,
:Sprach die Mutter jetzo zu mir sacht,
:„Muß ich dem da erst zu Hülfe springen,"
:„Muß ich dem da erst zu Hülfe springen,"
:„Vi3 er aus der Ohnmacht ist erwacht!"
:„Bis er aus der Ohnmacht ist erwacht!"
:Kaum war seine Schwäche überwunden,
:Kaum war seine Schwäche überwunden,
:Ist zu mir sie wieder hingeeilt,
:Ist zu mir sie wieder hingeeilt,
Zeile 79: Zeile 79:
:Einen neuen Schrecken jagten wieder
:Einen neuen Schrecken jagten wieder
:Nachher wir den lieben Aeltern ein,
:Nachher wir den lieben Aeltern ein,
:als von Vusenborn aus wir Gebrüder
:als von Busenborn aus wir Gebrüder
:Ohne sie besuchten den Bilstein.
:Ohne sie besuchten den Bilstein.
:Diese schroffe Felsenkuppe raget
:Diese schroffe Felsenkuppe raget
:Majestätisch weithin über'5 Thal,
:Majestätisch weithin über's Thal,
:Und kein Wunder, daß sie dem behaget,
:Und kein Wunder, daß sie dem behaget,
:Der sie sieht zum allerersten Mal.
:Der sie sieht zum allerersten Mal.
Zeile 92: Zeile 92:
:Sprachen sie, so gehet schnell voraus,
:Sprachen sie, so gehet schnell voraus,
:Daß ihr dann euch wieder an uns schließet,
:Daß ihr dann euch wieder an uns schließet,
:Und mit uns zusammen geht uach Haus!
:Und mit uns zusammen geht nach Haus!
:Während wir nun auf den Felsen sprangen
:Während wir nun auf den Felsen sprangen
:Auf« und abwärts sonder Ruh' und Rast,
:Auf- und abwärts sonder Ruh' und Rast,
:Waren sie im Thal vorbei gegangen,
:Waren sie im Thal vorbei gegangen,
:Und wir hatten gänzlich sie verpaßt.
:Und wir hatten gänzlich sie verpaßt.
|-
|-
|}
|}

Version vom 1. Juni 2008, 07:44 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt

Chronik Spamer.djvu # 113

GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[110]
Nächste Seite>>>
[112]
Chronik Spamer.djvu # 113
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Und es könnte ja auch schwach Dir werden,
Da Du eben schon so sehr erbleichst,
Darum nimm mich lieber zum Gefährten,
Bis Du Deine Mutter erst erreichst!
Seine Mutter war zwar eine kleine,
Aber durch und durch gescheidte Frau,
Als wir nun erzählten im Vereine
Ihr die Sach' von Anfang und genau,
Daß wir nur als Führer uns bekämpfet,
Und ich nicht den Hieb mit Fleiß gethan,
War ihr Zorn in der Geburt gedämpfet,
Und sie sah mich freundlich wieder an.
Doch es diente dieser Fall zur Lehre
Uns, den Führern, für die Folgezeit;
Denn es schlossen Frieden beide Heere,
Und es kam nicht mehr zum off'nen Streit.
Aber jünger war ich noch an Jahren,
Als ein Bauer mit dem Wagen mir
Ueber beide Beine ist gefahren,
Da ich eben saß vor seiner Thür'.
Meine Beine hatt' ich mit Vergnügen
Grade in den Fahrweg ausgestreckt,
Und ich ließ sie da auch ruhig liegen,
Weil ich nicht den Wagen hatt' entdeckt.
Leise fuhr derselbe, und ich machte
Eben eine Weidenpfeife mir;
In Gedanken tief versunken dachte
Ich an weiter gar nichts, außer ihr.
Darum hatte ich nicht wahrgenommen,
Daß der Nachbar, Gebhard's Nicolaus,
Mit dem Wagen war herangekommen;
Denn mein Pfeifchen war ja noch nicht aus.
Leider hatte ich nicht ehr gesehen
Diese, mich bedrohende Gefahr,
Bis derselben annoch zu entgehen,
Ich durchaus nicht mehr im Stande war.
Und so ging denn über meine Beine
Erst das Vorder-, dann das Hinterrad,
Und bis zu dem heut'gen Tage meine
Ich, ich wisse noch, wie weh es that.
Meine Mutter, die mich schreien hörte,
Kam gelaufen, um nach mir zu sehn,
Und ich konnte, als sie dies begehrte,
Noch allein auf meinen Füßen stehn.
Dann erst trug sie mich auf beiden Armen
Und zum Tod erschrocken schnell nach Haus;
Dorten zog sie, seufzend vor Erbarmen,
Mir geschwind die Schuh' und Strümpfe aus.
Von den Knieen an war losgerissen
Haut und Fleisch, und beides abgestreift,
Daß es unten hing auf meinen Füßen,
Wo es schlotternd hatte sich gehäuft.
Meine Mutter zog wie Strümpfe wieder
Meinen Beinen ihre Häute an,
Daß die eben noch geschundnen Glieder
Hurtig waren damit angethan.
Warmen Wein und Kräutersäckchen sollte
Nun mein Bruder halten in der Hand,
Weil die Mutter beides nehmen wollte,
Während sie die Beine mir verband.
Da er aber Blut nicht konnte sehen,
Wurde durch den Anblick er so schwach,
Daß er nicht mehr länger konnte stehen,
Und in Ohnmacht schnell zusammen brach.
„Halt' dich, Kleiner! denn vor allen Dingen,"
Sprach die Mutter jetzo zu mir sacht,
„Muß ich dem da erst zu Hülfe springen,"
„Bis er aus der Ohnmacht ist erwacht!"
Kaum war seine Schwäche überwunden,
Ist zu mir sie wieder hingeeilt,
Und da sie mich hatte recht verbunden,
Waren meine Beine bald geheilt.
Einen neuen Schrecken jagten wieder
Nachher wir den lieben Aeltern ein,
als von Busenborn aus wir Gebrüder
Ohne sie besuchten den Bilstein.
Diese schroffe Felsenkuppe raget
Majestätisch weithin über's Thal,
Und kein Wunder, daß sie dem behaget,
Der sie sieht zum allerersten Mal.
Unsrer Neugier wollt' es nicht genügen,
Solche durch ein Perspectiv zu sehn,
Und die Aeltern ließen mit Vergnügen
uns voraus und auf dieselben gehn.
Wenn ihr dort die Aussicht gern genießet,
Sprachen sie, so gehet schnell voraus,
Daß ihr dann euch wieder an uns schließet,
Und mit uns zusammen geht nach Haus!
Während wir nun auf den Felsen sprangen
Auf- und abwärts sonder Ruh' und Rast,
Waren sie im Thal vorbei gegangen,
Und wir hatten gänzlich sie verpaßt.