Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/187: Unterschied zwischen den Versionen

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sie im Besitz des Gutsherrn oder seines Pächters blieben, zollfrei durch das Land transportiert werden'.
Ähnlich wie die Steuerfreiheit bildete die oben beschriebene, der mittelalterlichen Immunität ähnliche Exemtion aller Bewohner der Gutshöfe von der fremden Gerichtsbarkeit erster Instanz (Amts- oder Patrimonialgerichtsbarkeit) eine charakteristische Eigenschaft des bevorrechteten Grundbesitzes. Daher hießen diese Besitzungen auch kurzweg lanzlei- oder schriftsässige Gütern Natürlich übten Ämter und Patrimonialgerichte auf ihren eigenen, in ihren Bezirken gelegenen schriftsässigen Gütern die ihnen zustehende Gerichtsbarkeit über die nicht erinnerten Personen ^.
Die Immunität des Rittergutes gab in Lüneburg und Houa Anlaß zu einer niederen Gerichtsbarkeit des Rittergutsbesitzers über das auf dem Gutshofe wohnende Gesinde und die daselbst angesessenen Häuslinge ^.
Ebenso wie außerhalb der regelmäßigen Gerichts- und Steuerpflicht stand der bevorrechtete Grundbesitz auch außerhalb der Gemeindepflicht ^. Zwar waren Ritter», Domänen- und Klostergüter ebenso wie die Bauerngüter nach Maßgabe ihres landwirtschaftliche!: Betriebes  zur Nutzung  der Gemeinheit  berechtigt  und  konnten  in
 
1 Vgl. coä. c?on8t. I^uned,, (AM VII, Nr. 28. Patent äß 19./X. 1719 für den ganzen Kulstaat. — v. Pufendorf, ob», iuri«, Vd. IV, Nr. 143. — Betr. Wolfenbüttel und Kalenberg: Manecke, Staatsrecht, S. 248 ff. und 309.
 
^ Vgl. S. 153, Anm. I. — Desgl. Hagemann, Landwirtschaftsrecht, S. 186 (§ 84).
 
5 Vgl. StUve, Landgemeinden, S. 77, 92, 96, 103, 117, 122, 126, 127. — Hagemann, Landwirtschaftsrecht, ß 85 und z 95. Anm. 2, ferner S. 469 u. 478. — v. Bülow  und  Hagemann,  Praktische  Erörterungen,  Bd.  V,  Nr.  49. —
Dennecken, Dorf- und Landrecht, IH. I, S. 57, I.il). II, S. 215. — v. Ramdohr,
Juristische Erfahrungen, Bd. I, S. 105, Bd. II, S. 55 und  115. — Strube,
Rechtliche Bedenken, Vd. III, Nr. 145 <I, Nr. 96). — v. Pufendorf, «w. iuri» IV,
Nr. 109. — Die besonderen  Nutzungen der Rittergüter auf der Feldmark, wie
ausschließliche Schäfereigerechtigkeit, ferner große Holz« und Mastgerechtsame im
Wald fanden ihren Rechtsgrund in der Grund- oder besonders Gerichtsherrschaft.
Ferner nahm der Rittergutsbesitzer häufig eine bevorzugte Stellung in der Wald-
markgenossenschaft  ein,^welcher Verband in der Regel mehrere Gemeinden um
faßte. — Vgl. Hagemann a. a. O.. S. 551 und 584. — Celler Festschrift, Abt.
II, Vd. I, S. 347 ff. — Grimm, Weistiimer,  Vd. III, S. 283, IV, S. 668 ff.
— Strube, Rechtliche Bedenken I. 112 (I, 235), I. 178 (I, 195), V, 68 (I.  196),
V, 142 (I, 234). — Vgl.  auch  die Urkunde  bei  Spiel,  Vaterländisches Archiv,
Bd. II (1820),  S.  128,  in der der Bischof von Verden  1612  einem Hof  bei
Vifselhöuede adelige Freiheit giebt.

Aktuelle Version vom 17. August 2008, 14:45 Uhr

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland

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sie im Besitz des Gutsherrn oder seines Pächters blieben, zollfrei durch das Land transportiert werden'. Ähnlich wie die Steuerfreiheit bildete die oben beschriebene, der mittelalterlichen Immunität ähnliche Exemtion aller Bewohner der Gutshöfe von der fremden Gerichtsbarkeit erster Instanz (Amts- oder Patrimonialgerichtsbarkeit) eine charakteristische Eigenschaft des bevorrechteten Grundbesitzes. Daher hießen diese Besitzungen auch kurzweg lanzlei- oder schriftsässige Gütern Natürlich übten Ämter und Patrimonialgerichte auf ihren eigenen, in ihren Bezirken gelegenen schriftsässigen Gütern die ihnen zustehende Gerichtsbarkeit über die nicht erinnerten Personen ^. Die Immunität des Rittergutes gab in Lüneburg und Houa Anlaß zu einer niederen Gerichtsbarkeit des Rittergutsbesitzers über das auf dem Gutshofe wohnende Gesinde und die daselbst angesessenen Häuslinge ^. Ebenso wie außerhalb der regelmäßigen Gerichts- und Steuerpflicht stand der bevorrechtete Grundbesitz auch außerhalb der Gemeindepflicht ^. Zwar waren Ritter», Domänen- und Klostergüter ebenso wie die Bauerngüter nach Maßgabe ihres landwirtschaftliche!: Betriebes zur Nutzung der Gemeinheit berechtigt und konnten in

1 Vgl. coä. c?on8t. I^uned,, (AM VII, Nr. 28. Patent äß 19./X. 1719 für den ganzen Kulstaat. — v. Pufendorf, ob», iuri«, Vd. IV, Nr. 143. — Betr. Wolfenbüttel und Kalenberg: Manecke, Staatsrecht, S. 248 ff. und 309.

^ Vgl. S. 153, Anm. I. — Desgl. Hagemann, Landwirtschaftsrecht, S. 186 (§ 84).

5 Vgl. StUve, Landgemeinden, S. 77, 92, 96, 103, 117, 122, 126, 127. — Hagemann, Landwirtschaftsrecht, ß 85 und z 95. Anm. 2, ferner S. 469 u. 478. — v. Bülow und Hagemann, Praktische Erörterungen, Bd. V, Nr. 49. — Dennecken, Dorf- und Landrecht, IH. I, S. 57, I.il). II, S. 215. — v. Ramdohr, Juristische Erfahrungen, Bd. I, S. 105, Bd. II, S. 55 und 115. — Strube, Rechtliche Bedenken, Vd. III, Nr. 145 <I, Nr. 96). — v. Pufendorf, «w. iuri» IV, Nr. 109. — Die besonderen Nutzungen der Rittergüter auf der Feldmark, wie ausschließliche Schäfereigerechtigkeit, ferner große Holz« und Mastgerechtsame im Wald fanden ihren Rechtsgrund in der Grund- oder besonders Gerichtsherrschaft. Ferner nahm der Rittergutsbesitzer häufig eine bevorzugte Stellung in der Wald- markgenossenschaft ein,^welcher Verband in der Regel mehrere Gemeinden um faßte. — Vgl. Hagemann a. a. O.. S. 551 und 584. — Celler Festschrift, Abt. II, Vd. I, S. 347 ff. — Grimm, Weistiimer, Vd. III, S. 283, IV, S. 668 ff. — Strube, Rechtliche Bedenken I. 112 (I, 235), I. 178 (I, 195), V, 68 (I. 196), V, 142 (I, 234). — Vgl. auch die Urkunde bei Spiel, Vaterländisches Archiv, Bd. II (1820), S. 128, in der der Bischof von Verden 1612 einem Hof bei Vifselhöuede adelige Freiheit giebt.