Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/113: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
K (Leerzeile entfernt)
 
(3 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Chronik Spamer|112|115|114|korrigiert}}
<noinclude>{{Chronik Spamer|112|115|114|fertig}}</noinclude>
 
{|
{|
|-
|-
| valign="top" |
| valign="top" |
:„Doch ist's gut, daß hier ich Sie gefunden,"
:„Doch ist's gut, daß hier ich Sie gefunden,
:„Denn ich sollte Ihnen kund nur thun,"
:„Denn ich sollte Ihnen kund nur thun,
:„Daß bei unserm Pfarrer seit zwei Stunden"
:„Daß bei unserm Pfarrer seit zwei Stunden“
:„Ihre Söhne sanft im Bette ruh'n."
:„Ihre Söhne sanft im Bette ruh'n.
:„Sein Sie ihretwegen außer Sorgen,"
:„Sein Sie ihretwegen außer Sorgen,
:„Ihren Söhnen ist kein leid geschehn,"
:„Ihren Söhnen ist kein Leid geschehn,
:„Und Sie werden beide wieder morgen"
:„Und Sie werden beide wieder morgen“
:„Munter und gesund zu Hause sehn!"
:„Munter und gesund zu Hause sehn!
:Dankend und mit leichtem Herzen kehrten
:Dankend und mit leichtem Herzen kehrten
:Unsre Aeltern nun zurück mit Groh;
:Unsre Aeltern nun zurück mit Groh;
Zeile 20: Zeile 19:
:Und sie war die erste meines Lebens,
:Und sie war die erste meines Lebens,
:Welche ich bei Fremden zugebracht.
:Welche ich bei Fremden zugebracht.
:Früher sollte zwar in Eichelsachsen
:Früher sollte zwar in [[Eichelsachsen]]
:Ich einmal bei meinem Freunde Geist,
:Ich einmal bei meinem Freunde Geist,
:Der in Burkhards mit nur aufgewachsen,
:Der in [[Burkhards]] mit mir aufgewachsen,
:Uebernachten, als wir hingereist;
:Uebernachten, als wir hingereist;
:Meine Aeltern waren es zufrieden,
:Meine Aeltern waren es zufrieden,
Zeile 30: Zeile 29:
:Weinend bat mich dieser und beweglich,
:Weinend bat mich dieser und beweglich,
:Nur zu bleiben eine einz'ge Nacht,
:Nur zu bleiben eine einz'ge Nacht,
:„Ach das Heimweh," rief ich, „macht's unmöglich,"
:„Ach das Heimweh,rief ich, „macht's unmöglich,
:„Daß ich halte, was ich zugesagt!"
:„Daß ich halte, was ich zugesagt!
:Ein französ'scher Officier gab Stunden
:Ein französ'scher Officier gab Stunden
:Mir und meinem Bruder kurze Zeit;
:Mir und meinem Bruder kurze Zeit;
Zeile 43: Zeile 42:
:Welche wohnten bei uns in dem Haus,
:Welche wohnten bei uns in dem Haus,
:Ließen, ehe sich's versah der Wächter,
:Ließen, ehe sich's versah der Wächter,
:uns aus der Gefangenschaft heraus.
:Uns aus der Gefangenschaft heraus.
:Daß sie dieses nun nicht wieder könnten
:Daß sie dieses nun nicht wieder könnten
:Dachte einmal klüger er zu sein,
:Dachte einmal klüger er zu sein,
Zeile 51: Zeile 50:
:Jetzo sitzen sie mir aber fest;
:Jetzo sitzen sie mir aber fest;
| valign="top" |
| valign="top" |
:Denn er meinte, weil der Schlüssel fehlte.
:Denn er meinte, weil der Schlüssel fehlte,
:Kämen wir auch nicht aus dem Arrest.
:Kämen wir auch nicht aus dem Arrest.
:Doch wir waren beide flinke Jungen;
:Doch wir waren beide flinke Jungen;
Zeile 60: Zeile 59:
:Daß die Flucht uns jetzt unmöglich sei;
:Daß die Flucht uns jetzt unmöglich sei;
:Diese aber rief, indem sie lachte:
:Diese aber rief, indem sie lachte:
:„Ei, da sind sie ja schon alle zwei!"
:„Ei, da sind sie ja schon alle zwei!
:Staunend sah er, daß wir echappiret
:Staunend sah er, daß wir echappiret
:Waren doch aus der Gefangenschaft,
:Waren doch aus der Gefangenschaft,
Zeile 71: Zeile 70:
:Sechszehn Jahre lang lag krumm gezogen
:Sechszehn Jahre lang lag krumm gezogen
:Schuchard von der Gicht in seinem Bett,
:Schuchard von der Gicht in seinem Bett,
:Und das Kinn bis zu dem Knie gebogen.
:Und das Kinn bis zu dem Knie gebogen,
:Kam er nie von seiner Lagerstätt'.
:Kam er nie von seiner Lagerstätt'.
:Eßlust hatte er wie ein Gesunder,
:Eßlust hatte er wie ein Gesunder,

Aktuelle Version vom 3. Dezember 2008, 18:04 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt

Chronik Spamer.djvu # 115

GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[112]
Nächste Seite>>>
[114]
Chronik Spamer.djvu # 115
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


„Doch ist's gut, daß hier ich Sie gefunden,“
„Denn ich sollte Ihnen kund nur thun,“
„Daß bei unserm Pfarrer seit zwei Stunden“
„Ihre Söhne sanft im Bette ruh'n.“
„Sein Sie ihretwegen außer Sorgen,“
„Ihren Söhnen ist kein Leid geschehn,“
„Und Sie werden beide wieder morgen“
„Munter und gesund zu Hause sehn!“
Dankend und mit leichtem Herzen kehrten
Unsre Aeltern nun zurück mit Groh;
Denn die Nachricht, die sie von uns hörten,
Machte sie auf einmal wieder froh.
So war doch der Streifzug nicht vergebens,
Den sie machten in derselben Nacht,
Und sie war die erste meines Lebens,
Welche ich bei Fremden zugebracht.
Früher sollte zwar in Eichelsachsen
Ich einmal bei meinem Freunde Geist,
Der in Burkhards mit mir aufgewachsen,
Uebernachten, als wir hingereist;
Meine Aeltern waren es zufrieden,
Und ich gab dem Freunde auch mein Wort;
Als indessen meine Aeltern schieden,
Lief ich dennoch meinem Freunde fort.
Weinend bat mich dieser und beweglich,
Nur zu bleiben eine einz'ge Nacht,
„Ach das Heimweh,“ rief ich, „macht's unmöglich,“
„Daß ich halte, was ich zugesagt!“ —
Ein französ'scher Officier gab Stunden
Mir und meinem Bruder kurze Zeit;
Das Französ'sche wollte uns nicht munden,
Darum kamen wir auch gar nicht weit.
Hatten wir die Wörter gut gelernet,
Gab er Zuckerplätzchen uns zum Lohn;
Konnten wir sie aber nicht entfernet,
Steckte er uns beide in Prison.
Doch des Pfarrers Schuchard schöne Töchter,
Welche wohnten bei uns in dem Haus,
Ließen, ehe sich's versah der Wächter,
Uns aus der Gefangenschaft heraus.
Daß sie dieses nun nicht wieder könnten
Dachte einmal klüger er zu sein,
Zog den Schlüssel ab mit eignen Händen,
Steckte ihn in seine Tasche ein,
Ging zu unsrer Mutter und erzählte:
Jetzo sitzen sie mir aber fest;
Denn er meinte, weil der Schlüssel fehlte,
Kämen wir auch nicht aus dem Arrest.
Doch wir waren beide flinke Jungen;
Aus dem zweiten Stocke waren wir
Durch das Fenster schnell hinabgesprungen.
Und erschienen eben an der Thür',
Als er uns'rer lieben Mutter sagte,
Daß die Flucht uns jetzt unmöglich sei;
Diese aber rief, indem sie lachte:
„Ei, da sind sie ja schon alle zwei!“
Staunend sah er, daß wir echappiret
Waren doch aus der Gefangenschaft,
Und er hat es später nicht probiret,
Wieder uns zu halten in der Haft.
Bis zum Jahre achtzehnhundertsieben
Wohnten Pfarrer Schuchard noch im Haus,
Und so lange kamen meine lieben
Aeltern mit der halben Pfründe aus.
Sechszehn Jahre lang lag krumm gezogen
Schuchard von der Gicht in seinem Bett,
Und das Kinn bis zu dem Knie gebogen,
Kam er nie von seiner Lagerstätt'.
Eßlust hatte er wie ein Gesunder,
Ward jedoch gefüttert wie ein Kind.
Seine Gattin war besorgt und munter
Und im Unglück engelgleich gesinnt.
Nicht genug, daß sie der Welt entsagen
Mußte bei dem krüppelhaften Mann,
Nein, sie ließ sogar sich von ihm schlagen,
Was man kaum für möglich halten kann.
Noch unglaublicher, daß sie das Stöckchen,
Womit er die treue Gattin schlug,
Weil er sich nicht rühren konnt' vom Fleckchen,
Selbst geduldig ihm an's Bette trug!
Als ob sie nicht schon genug geschlagen
Wäre mit dem Mann, der nie gesund,
Konnt' er noch mit Eifersucht sie plagen,
Ohne, daß er dazu hatte Grund.
Damals war ich noch ein kleiner Knabe,
Noch in meinem vierten Lebensjahr,
Und wie ich die Frau geliebet habe,
Ward mir erst bei ihrem Abschied klar.
Denn ihr Minchen war mein erstes Schätzchen,
Das ich für mein Leben gerne sah,
Und wenn sie mir gab ein süßes Schmätzchen,
Oh, wie überglücklich war ich da!