Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/119: Unterschied zwischen den Versionen

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:„Nein," sprach ich, „ick geh' nicht aus dem Wege,"
:„Nein,sprach ich, „ich geh' nicht aus dem Wege,
:„Da ich selber wohl begreifen kann," :
:„Da ich selber wohl begreifen kann,
:„Daß verdient ich habe meine Schläge,"
:„Daß verdient ich habe meine Schläge,
:„Wenn's ich's auch gewiß nicht gern gethan!"
:„Wenn's ich's auch gewiß nicht gern gethan!
:Als der Vater aus der Kirch gekommen,  
:Als der Vater aus der Kirch gekommen,  
:Und zu Ende halte angehört,  
:Und zu Ende hatte angehört,  
:Wie ich bei der Sache mich benommen,  
:Wie ich bei der Sache mich benommen,  
:War er sehr betrübet und empört.  
:War er sehr betrübet und empört.  
:„Einen Buckel voll wollt' ich Dir geben,"
:„Einen Buckel voll wollt' ich Dir geben,
:„Könntest Du den Vogel lebend schrei'n;"
:„Könntest Du den Vogel lebend schrei'n;
:„Da er aber nicht mehr kommt in'3 Leben,"
:„Da er aber nicht mehr kommt in's Leben,
:„Will ich Dir den Unverstand verzeih»!"
:„Will ich Dir den Unverstand verzeihn!
:Also sprach er traurig, und wie nahe  
:Also sprach er traurig, und wie nahe  
:Ihm der Tod des Liebling5 ging an's Herz,  
:Ihm der Tod des Lieblings ging an's Herz,  
:Ich des andern Tages deutlich sähe,  
:Ich des andern Tages deutlich sahe,  
:Als er ihn begrub mit großem Schmerz.  
:Als er ihn begrub mit großem Schmerz.  
:Zweimal Hab' ich zwar in memein Leben  
:Zweimal hab' ich zwar in meinem Leben  
:Von ihm Schlag' bekommen, noch als Kind;  
:Von ihm Schläg' bekommen, noch als Kind;  
:Doch die ersten, die er mir gegeben,  
:Doch die ersten, die er mir gegeben,  
:Hatte ich wahrhaftig nicht verdient.  
:Hatte ich wahrhaftig nicht verdient.  
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:Da ich nun mit einer Ofenkrücke  
:Da ich nun mit einer Ofenkrücke  
:Scherzend rannte auf die Mädchen los,  
:Scherzend rannte auf die Mädchen los,  
:Bog sich eins aus Furchtsamkeit zurücke.
:Bog sich eins aus Furchtsamkeit zurücke,
:Ohne daß ich gab ihm einen Stoß.  
:Ohne daß ich gab ihm einen Stoß.  
:Als dasselbe nunmehr rückwärts thate  
:Als dasselbe nunmehr rückwärts thate  
:Einen wohl vier Ellen tiefen Fall,  
:Einen wohl vier Ellen tiefen Fall,  
:Sah'5 mein Vater durch das Fenster grade,  
:Sah's mein Vater durch das Fenster grade,  
:Und es schoß ihm über gleich die Gall'.  
:Und es schoß ihm über gleich die Gall'.  
:Weil'5 ihm schien, ich hätl's hinabgestoßen,  
:Weil's ihm schien, ich hätt's hinabgestoßen,  
:Kam sofort er zornig aus den« Haus,  
:Kam sofort er zornig aus dem Haus,  
:Und nun klopfte er nur meine Hosen  
:Und nun klopfte er mir meine Hosen  
:Ohne Weiters mit der Reitgert aus.  
:Ohne Weiters mit der Reitgert aus.  
:Erst als ich die Züchtigung bekommen,  
:Erst als ich die Züchtigung bekommen,  
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:War's ihm leid, daß er sie vorgenommen,  
:War's ihm leid, daß er sie vorgenommen,  
:Weil mir alle Mädchen stimmten bei.  
:Weil mir alle Mädchen stimmten bei.  
:Daß er mich zum zweiten Mal geschlagen.
:Daß er mich zum zweiten Mal geschlagen,
:Daran war ich freilich selber Schuld;  
:Daran war ich freilich selber Schuld;  
:Denn ich könnt' die Lcction nicht sagen,  
:Denn ich konnt' die Lection nicht sagen,  
:Und deßwegen riß ihn» die Geduld.  
:Und deßwegen riß ihm die Geduld.  
:Da mein Bruder erst sich widmen sollte  
:Da mein Bruder erst sich widmen sollte  
:Dem Geschäft auf der Papierfabrik,
:Dem Geschäft auf der Papierfabrik,
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:Nun denn sollten beide wir studiren,  
:Nun denn sollten beide wir studiren,  
:Wußten aber noch kein Wort Latein,  
:Wußten aber noch kein Wort Latein,  
:Drum wollt' uns der Vater mformiren,  
:Drum wollt' uns der Vater informiren,  
:Was schon früher hätte sollen sein.  
:Was schon früher hätte sollen sein.  
:Denn mir war das elfte Jahr vergangen  
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:Als wir beide haben angefangen  
:Als wir beide haben angefangen  
:Mit der ersten Declination.  
:Mit der ersten Declination.  
:Und allein mit diesem Dccliniren
:Und allein mit diesem Decliniren
:War es unserin Vater nicht genug,  
:War es unserm Vater nicht genug,  
:Darum mußten wir auch memoriren  
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:Täglich Wörter aus dem Wörterbuch.  
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:Und beinah wie lauter Spanisch vor.  
:Und beinah wie lauter Spanisch vor.  
:Da wir nun einmal den Fleiß vergessen,  
:Da wir nun einmal den Fleiß vergessen,  
:Und die Lcction gelernt zu schlecht,  
:Und die Lection gelernt zu schlecht,  
:Wurde uns das Peitschchen augemessen,  
:Wurde uns das Peitschchen angemessen,  
:Daß es größern Eifer bei uns brächt'.  
:Daß es größern Eifer bei uns brächt'.  
:Als mein Bruder seine Tracht bekommen,  
:Als mein Bruder seine Tracht bekommen,  
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:Knurrend wollte dieser sich erheben,  
:Knurrend wollte dieser sich erheben,  
:Als der Vater meinen Bruder schmiß;  
:Als der Vater meinen Bruder schmiß;  
:Als er nur den ersten Schlag gegeben,  
:Als er mir den ersten Schlag gegeben,  
:Fühlte er sogleich des Hundes Biß.  
:Fühlte er sogleich des Hundes Biß.  
:Und die Hiebe, die der Mohr bekommen  
:Und die Hiebe, die der Mohr bekommen  
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:Unser Bleiben sei für uns nicht gut.  
:Unser Bleiben sei für uns nicht gut.  
:Und aus eben diesem Grunde that er  
:Und aus eben diesem Grunde that er  
:Uns nach Breungeshain in's Institut.  
:Uns nach [[Breungeshain]] in's Institut.  
:Bei den: Pfarrer Löber dort verblieben  
:Bei dem Pfarrer Löber dort verblieben  
:Achtzehn Monate wir in der Lehr;  
:Achtzehn Monate wir in der Lehr;  
:Was ich davon habe schon geschrieben,  
:Was ich davon habe schon geschrieben,  

Aktuelle Version vom 3. Dezember 2008, 18:06 Uhr

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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„Nein,“ sprach ich, „ich geh' nicht aus dem Wege,“
„Da ich selber wohl begreifen kann,“
„Daß verdient ich habe meine Schläge,“
„Wenn's ich's auch gewiß nicht gern gethan!“
Als der Vater aus der Kirch gekommen,
Und zu Ende hatte angehört,
Wie ich bei der Sache mich benommen,
War er sehr betrübet und empört.
„Einen Buckel voll wollt' ich Dir geben,“
„Könntest Du den Vogel lebend schrei'n;“
„Da er aber nicht mehr kommt in's Leben,“
„Will ich Dir den Unverstand verzeihn!“
Also sprach er traurig, und wie nahe
Ihm der Tod des Lieblings ging an's Herz,
Ich des andern Tages deutlich sahe,
Als er ihn begrub mit großem Schmerz.
Zweimal hab' ich zwar in meinem Leben
Von ihm Schläg' bekommen, noch als Kind;
Doch die ersten, die er mir gegeben,
Hatte ich wahrhaftig nicht verdient.
Auf der Brustwehr unsrer Treppe saßen
Confirmanden-Mädchen in der Reih',
Und ich fing mit ihnen an zu spaßen
In der unschuldigsten Kinderei.
Da ich nun mit einer Ofenkrücke
Scherzend rannte auf die Mädchen los,
Bog sich eins aus Furchtsamkeit zurücke,
Ohne daß ich gab ihm einen Stoß.
Als dasselbe nunmehr rückwärts thate
Einen wohl vier Ellen tiefen Fall,
Sah's mein Vater durch das Fenster grade,
Und es schoß ihm über gleich die Gall'.
Weil's ihm schien, ich hätt's hinabgestoßen,
Kam sofort er zornig aus dem Haus,
Und nun klopfte er mir meine Hosen
Ohne Weiters mit der Reitgert aus.
Erst als ich die Züchtigung bekommen,
Und ich sagte, daß ich schuldlos sei,
War's ihm leid, daß er sie vorgenommen,
Weil mir alle Mädchen stimmten bei.
Daß er mich zum zweiten Mal geschlagen,
Daran war ich freilich selber Schuld;
Denn ich konnt' die Lection nicht sagen,
Und deßwegen riß ihm die Geduld.
Da mein Bruder erst sich widmen sollte
Dem Geschäft auf der Papierfabrik,
Und dabei durchaus nicht bleiben wollte,
Kam er, sechszehn Jahre alt, zurück.
Nun denn sollten beide wir studiren,
Wußten aber noch kein Wort Latein,
Drum wollt' uns der Vater informiren,
Was schon früher hätte sollen sein.
Denn mir war das elfte Jahr vergangen
Und das sechszehnte dem Bruder schon,
Als wir beide haben angefangen
Mit der ersten Declination.
Und allein mit diesem Decliniren
War es unserm Vater nicht genug,
Darum mußten wir auch memoriren
Täglich Wörter aus dem Wörterbuch.
Doch es kamen die Latein'schen Brocken
Mir und meinem Bruder Theodor
Nebst der Lang's Grammatik gar zu trocken
Und beinah wie lauter Spanisch vor.
Da wir nun einmal den Fleiß vergessen,
Und die Lection gelernt zu schlecht,
Wurde uns das Peitschchen angemessen,
Daß es größern Eifer bei uns brächt'.
Als mein Bruder seine Tracht bekommen,
Und ich kam als zweiter Sträfling vor,
Und der Vater kaum mich hergenommen,
Biß in's Bein ihn unser alter Mohr.
Knurrend wollte dieser sich erheben,
Als der Vater meinen Bruder schmiß;
Als er mir den ersten Schlag gegeben,
Fühlte er sogleich des Hundes Biß.
Und die Hiebe, die der Mohr bekommen
Dafür, weil er helfen wollte mir,
Hätte lieber ich für ihn genommen,
Und gelitten für das treue Thier.
Weil es aber meine Schuld getragen,
Und empfangen meinen Sündenlohn,
Wurde ich nun weiter nicht geschlagen,
Sondern kam mit Einem Hieb davon.
Bald darauf erkannte unser Vater,
Unser Bleiben sei für uns nicht gut.
Und aus eben diesem Grunde that er
Uns nach Breungeshain in's Institut.
Bei dem Pfarrer Löber dort verblieben
Achtzehn Monate wir in der Lehr;
Was ich davon habe schon geschrieben,
Will ich hier nicht wiederholen mehr.