Deutsche Namenkunde (Kluge)/032: Unterschied zwischen den Versionen

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oder zu den Schwaben‘ hat sich der Landschaftsname <tt>Schwaben</tt>, mhd. <tt>ze Swâben</tt> entwickelt. Im Nibelungenlied heißt das Land der Burgunder am Mittelrhein <tt>dâ zen Burgonden</tt> (<tt>sô was ir lant genant</tt>). So bedeutet schon im klassischen Mittelhochdeutsch <tt>ze Swâben</tt> rein geographisch ’in Schwaben‘.  Wir reden in solchen Fällen von einem lokativen Ursprung des Ländernamens aus dem Völkernamen. Das gilt auch vom Worte <tt>Preußen</tt>, das zufrühst den nichtgermanischen Stamm der Preußen im deutschen Nordosten bedeutet hat. Diese Endung <tt>-en</tt> zeigt sich auch in <tt>Böhmen</tt> und <tt>Mähren</tt>. Der Name der Insel <tt>Rügen</tt> ist so als Ausläufer des alten Völkernamens der <tt>Rugii</tt> zu deuten. Der Name <tt>Holstein</tt> ist eine Umdeutung des mndd. <tt>Holsten</tt> für <tt>Holtsäten</tt>, und diese ndd. Lautform steckt verhochdeutscht in dem alten Völkernamen der <tt>Holsæʒen</tt> im mhd. Gudrunlied.


{{NE}}In der Neuzeit treten mit gleicher Endung dann auch fremde Ländernamen auf wie <tt>Italien</tt> und <tt>Spanien</tt>, <tt>Syrien</tt> und <tt>Indien</tt>. Das sind Eindeutschungen der lat. Namensformen <tt>''Italia''</tt>, <tt>''Hispania''</tt>, <tt>''Syria''</tt>, <tt>''India''</tt>, und daran schließt sich <tt>Schlesien</tt> und neuerdings auch <tt>Ostelbien</tt> an. Daneben zeigen spätlat. Ländernamen auf <tt>-ia</tt> das fremdartige Aussehen von <tt>Lombardei</tt>, <tt>Mongolei</tt>, <tt>Tartarei</tt>, <tt>Türkei</tt>, <tt>Walachei</tt>, wozu wieder die Neubildungen <tt>Polakei</tt> und <tt>Wendei</tt>.
oder zu den Schwaben‘ hat sich der Landschaftsname
<tt>Schwaben</tt>, mhd. <tt>ze Swâben</tt> entwickelt. Im Nibelungenlied
heißt das Land der Burgunder am Mittelrhein <tt>
zen Burgonden</tt> (<tt>sô was ir lant genant</tt>). So bedeutet
schon im klassischen Mittelhochdeutsch <tt>ze Swâben</tt> rein
geographisch ’in Schwaben‘.  Wir reden in solchen Fällen
von einem lokativen Ursprung des Ländernamens aus
dem Völkernamen. Das gilt auch vom Worte <tt>Preußen</tt>,  
das zufrühst den nichtgermanischen Stamm der Preußen
im deutschen Nordosten bedeutet hat. Diese Endung <tt>-en</tt>  
zeigt sich auch in <tt>Böhmen</tt> und <tt>Mähren</tt>. Der Name der
Insel <tt>Rügen</tt> ist so als Ausläufer des alten Völkernamens
der <tt>Rugii</tt> zu deuten. Der Name <tt>Holstein</tt> ist eine Umdeutung
des mndd. <tt>Holsten</tt> für <tt>Holtsäten</tt>, und diese ndd.
Lautform steckt verhochdeutscht in dem alten Völkernamen
der <tt>Holsæʒen</tt> im mhd. Gudrunlied.


{{NE}}Andere Namen von Ländern und Landschaften beruhen auf Zusammensetzungen mit dem Grundwort <tt>-land</tt>, wobei auch Namen von Volksstämmen zugrunde liegen können: <tt>Deutschland</tt>, <tt>Estland</tt>, <tt>Friesland</tt>, <tt>Griechenland</tt>, <tt>Rußland</tt> beruhen auf geläufigen Völkernamen. Aber <tt>England</tt>, <tt>Irland</tt> und <tt>Schottland</tt> beruhen zunächst auf den englischen Bezeichnungen <tt>England</tt>, <tt>Ireland</tt>, <tt>Scotland</tt>.
{{NE}}In der Neuzeit treten mit gleicher Endung dann auch
fremde Ländernamen auf wie <tt>Italien</tt> und <tt>Spanien</tt>,
<tt>Syrien</tt> und <tt>Indien</tt>. Das sind Eindeutschungen der lat.
Namensformen <tt>''Italia''</tt>, <tt>''Hispania''</tt>, <tt>''Syria''</tt>, <tt>''India''</tt>, und daran
schließt sich <tt>Schlesien</tt> und neuerdings auch <tt>Ostelbien</tt> an.
Daneben zeigen spätlat. Ländernamen auf <tt>-ia</tt> das fremdartige
Aussehen von <tt>Lombardei</tt>, <tt>Mongolei</tt>, <tt>Tartarei</tt>,
<tt>Türkei</tt>, <tt>Walachei</tt>, wozu wieder die Neubildungen <tt>Polakei</tt>
und <tt>Wendei</tt>.
 
{{NE}}Andere Namen von Ländern und Landschaften beruhen  
auf Zusammensetzungen mit dem Grundwort <tt>-land</tt>, wobei  
auch Namen von Volksstämmen zugrunde liegen können:  
<tt>Deutschland</tt>, <tt>Estland</tt>, <tt>Friesland</tt>, <tt>Griechenland</tt>, <tt>Rußland</tt> beruhen auf geläufigen Völkernamen. Aber <tt>England</tt>,  
<tt>Irland</tt> und <tt>Schottland</tt> beruhen zunächst auf den englischen  
Bezeichnungen <tt>England</tt>, <tt>Ireland</tt>, <tt>Scotland</tt>.

Version vom 10. September 2011, 17:23 Uhr

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oder zu den Schwaben‘ hat sich der Landschaftsname Schwaben, mhd. ze Swâben entwickelt. Im Nibelungenlied heißt das Land der Burgunder am Mittelrhein dâ zen Burgonden (sô was ir lant genant). So bedeutet schon im klassischen Mittelhochdeutsch ze Swâben rein geographisch ’in Schwaben‘. Wir reden in solchen Fällen von einem lokativen Ursprung des Ländernamens aus dem Völkernamen. Das gilt auch vom Worte Preußen, das zufrühst den nichtgermanischen Stamm der Preußen im deutschen Nordosten bedeutet hat. Diese Endung -en zeigt sich auch in Böhmen und Mähren. Der Name der Insel Rügen ist so als Ausläufer des alten Völkernamens der Rugii zu deuten. Der Name Holstein ist eine Umdeutung des mndd. Holsten für Holtsäten, und diese ndd. Lautform steckt verhochdeutscht in dem alten Völkernamen der Holsæʒen im mhd. Gudrunlied.

      In der Neuzeit treten mit gleicher Endung dann auch fremde Ländernamen auf wie Italien und Spanien, Syrien und Indien. Das sind Eindeutschungen der lat. Namensformen Italia, Hispania, Syria, India, und daran schließt sich Schlesien und neuerdings auch Ostelbien an. Daneben zeigen spätlat. Ländernamen auf -ia das fremdartige Aussehen von Lombardei, Mongolei, Tartarei, Türkei, Walachei, wozu wieder die Neubildungen Polakei und Wendei.

      Andere Namen von Ländern und Landschaften beruhen auf Zusammensetzungen mit dem Grundwort -land, wobei auch Namen von Volksstämmen zugrunde liegen können: Deutschland, Estland, Friesland, Griechenland, Rußland beruhen auf geläufigen Völkernamen. Aber England, Irland und Schottland beruhen zunächst auf den englischen Bezeichnungen England, Ireland, Scotland.