Deutsche Namenkunde (Kluge)/036: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ortsnamen <tt>Beuern</tt>, <tt>Büren</tt>, <tt>Blaubeuren</tt>, <tt>Kaufbeuren</tt> enthalten ahd. <tt>bûr</tt> ’Haus‘ (vgl. <tt>Vogelbauer</tt>).


{{NE}}Den Jahrhunderten nach der Völkerwanderung gehören auch die Ortsnamen auf <tt>-weiler</tt> an; sie finden sich in den Ländern am Rhein und besonders in dem deutschen Südwesten und schließen sich an nordfranzösische Ortsnamen wie <tt>Villers</tt>, <tt>Grévillers</tt>, <tt>Vauvillers</tt>, <tt>Vermandovillers</tt> an. Mhd. <tt>wîler</tt> ’Ortschaft‘ erscheint nicht nur in Ortsnamen wie <tt>Ahrweiler</tt>, <tt>Badenweiler</tt>, <tt>Bischweiler</tt>, <tt>Brauweiler</tt>, <tt>Rappoltsweiler</tt>, <tt>Wolfenweiler</tt>, sondern auch umgeformt zu <tt>-weier</tt> und <tt>-weil</tt> (<tt>-wîl</tt>) in <tt>Appenweier</tt>, <tt>Allmannsweier</tt>; <tt>Balterweil</tt>, <tt>Bollschweil</tt>, <tt>Rapperschwyl</tt>.
Die Ortsnamen <tt>Beuern</tt>, <tt>Büren</tt>, <tt>Blaubeuren</tt>, <tt>Kaufbeuren</tt>  
enthalten ahd. <tt>bûr</tt> ’Haus‘ (vgl. <tt>Vogelbauer</tt>).


{{NE}}Als Bestimmungswörter kehren die Bezeichnungen der Himmelsrichtungen öfters wieder, wobei allerdings zu beachten ist, daß der Süden in älterer Zeit bei uns <tt>Sund</tt> hieß; vgl. <tt>Nordhausen</tt>, <tt>Nordheim</tt>; <tt>Osthausen</tt>, <tt>Ostheim</tt>, <tt>Osthofen</tt>; <tt>Sundhausen</tt>, <tt>Sundheim</tt>, <tt>Sundhofen</tt>; <tt>Westhausen</tt>, <tt>Westheim</tt>, <tt>Westhofen</tt>. Wie hier die geographische Lage im Verhältnis zu schon vorhandenen Ortschaften für die Namengebung bestimmend war, so gilt ähnliches auch von <tt>Niederau</tt>, <tt>Oberau</tt>; <tt>Niederdorf</tt>, <tt>Oberdorf</tt>; <tt>Niederhausen</tt>, <tt>Oberhausen</tt>; <tt>Niederweiler</tt>, <tt>Oberweiler</tt>. Jüngere Siedelungen ergeben <tt>neu</tt> als Bestimmungswort, und daraus ergibt sich <tt>alt</tt> als Gegensatz: <tt>Neuenburg</tt> (<tt>Naumburg</tt>), <tt>Altenburg</tt> (ndd. <tt>Oldenburg</tt>); <tt>Neudorf</tt>, <tt>Altdorf</tt>; <tt>Neuhof</tt>, <tt>Althof</tt>; <tt>Neustadt</tt>, <tt>Altstadt</tt>.
{{NE}}Den Jahrhunderten nach der Völkerwanderung gehören
auch die Ortsnamen auf <tt>-weiler</tt> an; sie finden sich in den
Ländern am Rhein und besonders in dem deutschen Südwesten
und schließen sich an nordfranzösische Ortsnamen
wie <tt>Villers</tt>, <tt>Grévillers</tt>, <tt>Vauvillers</tt>, <tt>Vermandovillers</tt> an.
Mhd. <tt>wîler</tt> ’Ortschaft‘ erscheint nicht nur in Ortsnamen
wie <tt>Ahrweiler</tt>, <tt>Badenweiler</tt>, <tt>Bischweiler</tt>, <tt>Brauweiler</tt>,  
<tt>Rappoltsweiler</tt>, <tt>Wolfenweiler</tt>, sondern auch umgeformt
zu <tt>-weier</tt> und <tt>-weil</tt> (<tt>-wîl</tt>) in <tt>Appenweier</tt>, <tt>Allmannsweier</tt>;  
<tt>Balterweil</tt>, <tt>Bollschweil</tt>, <tt>Rapperschwyl</tt>.


{{NE}}Im allgemeinen machen Ortsnamen nach Grundwort und Bestimmungswort zumeist den Eindruck der Verständlichkeit. Aber in den Bestimmungswörtern stecken neben klaren Personennamen auch solche, die jetzt ausgestorben sind und in den großen Namenschatz ([[oben S. 24]]) hineingehören. Neben <tt>Ruprechtsau</tt> stehen Namen
{{NE}}Als Bestimmungswörter kehren die Bezeichnungen der
Himmelsrichtungen öfters wieder, wobei allerdings zu
beachten ist, daß der Süden in älterer Zeit bei uns <tt>Sund</tt>
hieß; vgl. <tt>Nordhausen</tt>, <tt>Nordheim</tt>; <tt>Osthausen</tt>, <tt>Ostheim</tt>,
<tt>Osthofen</tt>; <tt>Sundhausen</tt>, <tt>Sundheim</tt>, <tt>Sundhofen</tt>; <tt>Westhausen</tt>,
<tt>Westheim</tt>, <tt>Westhofen</tt>. Wie hier die geographische
Lage im Verhältnis zu schon vorhandenen Ortschaften für
die Namengebung bestimmend war, so gilt ähnliches auch
von <tt>Niederau</tt>, <tt>Oberau</tt>; <tt>Niederdorf</tt>, <tt>Oberdorf</tt>; <tt>Niederhausen</tt>,
<tt>Oberhausen</tt>; <tt>Niederweiler</tt>, <tt>Oberweiler</tt>. Jüngere
Siedelungen ergeben <tt>neu</tt> als Bestimmungswort, und
daraus ergibt sich <tt>alt</tt> als Gegensatz: <tt>Neuenburg</tt> (<tt>Naumburg</tt>),
<tt>Altenburg</tt> (ndd. <tt>Oldenburg</tt>); <tt>Neudorf</tt>, <tt>Altdorf</tt>;
<tt>Neuhof</tt>, <tt>Althof</tt>; <tt>Neustadt</tt>, <tt>Altstadt</tt>.
 
{{NE}}Im allgemeinen machen Ortsnamen nach  
Grundwort und Bestimmungswort zumeist den Eindruck  
der Verständlichkeit. Aber in den Bestimmungswörtern  
stecken neben klaren Personennamen auch solche, die jetzt  
ausgestorben sind und in den großen Namenschatz ([[oben S. 24]])  
hineingehören. Neben <tt>Ruprechtsau</tt> stehen Namen

Version vom 11. September 2011, 10:30 Uhr

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Die Ortsnamen Beuern, Büren, Blaubeuren, Kaufbeuren enthalten ahd. bûr ’Haus‘ (vgl. Vogelbauer).

      Den Jahrhunderten nach der Völkerwanderung gehören auch die Ortsnamen auf -weiler an; sie finden sich in den Ländern am Rhein und besonders in dem deutschen Südwesten und schließen sich an nordfranzösische Ortsnamen wie Villers, Grévillers, Vauvillers, Vermandovillers an. Mhd. wîler ’Ortschaft‘ erscheint nicht nur in Ortsnamen wie Ahrweiler, Badenweiler, Bischweiler, Brauweiler, Rappoltsweiler, Wolfenweiler, sondern auch umgeformt zu -weier und -weil (-wîl) in Appenweier, Allmannsweier; Balterweil, Bollschweil, Rapperschwyl.

      Als Bestimmungswörter kehren die Bezeichnungen der Himmelsrichtungen öfters wieder, wobei allerdings zu beachten ist, daß der Süden in älterer Zeit bei uns Sund hieß; vgl. Nordhausen, Nordheim; Osthausen, Ostheim, Osthofen; Sundhausen, Sundheim, Sundhofen; Westhausen, Westheim, Westhofen. Wie hier die geographische Lage im Verhältnis zu schon vorhandenen Ortschaften für die Namengebung bestimmend war, so gilt ähnliches auch von Niederau, Oberau; Niederdorf, Oberdorf; Niederhausen, Oberhausen; Niederweiler, Oberweiler. Jüngere Siedelungen ergeben neu als Bestimmungswort, und daraus ergibt sich alt als Gegensatz: Neuenburg (Naumburg), Altenburg (ndd. Oldenburg); Neudorf, Altdorf; Neuhof, Althof; Neustadt, Altstadt.

      Im allgemeinen machen Ortsnamen nach Grundwort und Bestimmungswort zumeist den Eindruck der Verständlichkeit. Aber in den Bestimmungswörtern stecken neben klaren Personennamen auch solche, die jetzt ausgestorben sind und in den großen Namenschatz (oben S. 24) hineingehören. Neben Ruprechtsau stehen Namen