Deutsche Namenkunde (Kluge)/043: Unterschied zwischen den Versionen

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{{NE}}Die vielen Rätsel in den Übereinstimmungen wie in den Verschiedenheiten der westeuropäischen Sprachen erklären sich aus der Übernahme einer morgenländischen und zwar babylonischen Benennung der siebentägigen Woche nach den Planetennamen. Die babylonische Woche drang im 1./2. Jahrhundert nach Griechenland vor und eroberte dann im 3./4. Jahrhundert das Römerreich. So stecken in den spätlateinischen <tt>Solis</tt>, <tt>Lunae</tt>, <tt>Martis</tt>, <tt>Mercurii</tt>, <tt>Jovis</tt>, <tt>Veneris</tt>, <tt>Saturni dies</tt> eigentlich Planetennamen. Aber diese Planetennamen decken sich teilweise mit Götternamen. So ergaben sich bei dem Übergang der spätrömischen Woche in den Besitz der Germanen im 5./6. Jahrhundert Wortübersetzungen, in denen der Anklang an den heimischen Götterglauben eine Rolle spielt: <tt>Veneris dies</tt> (das französische <tt>vendredi</tt>) ergab <tt>Freitag</tt> (engl. <tt>Friday</tt>) im Anschluß an die Göttin <tt>Freia</tt> (<tt>Frîa</tt>). Andererseits führte die spätrömische Benennung <tt>Saturni dies</tt> zu engl. <tt>Saturday</tt>, westfäl. <tt>Saterdag</tt>. Unser <tt>Dienstag</tt> enthält den altdeutschen Götternamen <tt>Thinxus</tt>, den man dem römischen Mars verglich (lat. <tt>Martis dies</tt> = frz. <tt>mardi</tt>).
{{NE}}Die vielen Rätsel in den Übereinstimmungen wie in  
den Verschiedenheiten der westeuropäischen Sprachen erklären  
sich aus der Übernahme einer morgenländischen  
und zwar babylonischen Benennung der siebentägigen  
Woche nach den Planetennamen. Die babylonische Woche  
drang im 1./2. Jahrhundert nach Griechenland vor und  
eroberte dann im 3./4. Jahrhundert das Römerreich. So  
stecken in den spätlateinischen <tt>Solis</tt>, <tt>Lunae</tt>, <tt>Martis</tt>,  
<tt>Mercurii</tt>, <tt>Jovis</tt>, <tt>Veneris</tt>, <tt>Saturni dies</tt> eigentlich Planetennamen.  
Aber diese Planetennamen decken sich teilweise  
mit Götternamen. So ergaben sich bei dem Übergang  
der spätrömischen Woche in den Besitz der Germanen im  
5./6. Jahrhundert Wortübersetzungen, in denen der Anklang  
an den heimischen Götterglauben eine Rolle spielt:  
<tt>Veneris dies</tt> (das französische <tt>vendredi</tt>) ergab <tt>Freitag</tt>  
(engl. <tt>Friday</tt>) im Anschluß an die Göttin <tt>Freia</tt> (<tt>Frîa</tt>).  
Andererseits führte die spätrömische Benennung <tt>Saturni dies</tt>  
zu engl. <tt>Saturday</tt>, westfäl. <tt>Saterdag</tt>. Unser <tt>Dienstag</tt>  
enthält den altdeutschen Götternamen <tt>Thinxus</tt>, den man  
dem römischen Mars verglich (lat. <tt>Martis dies</tt> = frz. <tt>mardi</tt>).


{{NE}}So kommt es, daß die Namen der Wochentage im Deutschen nicht eigentlich christlich sind. Der Anklang an urdeutsche Götternamen beweist sicher nicht, daß unsere Voraltern an einzelnen Tagen bestimmte Gottheiten verehrt hätten; unsere Namen der Wochtentage sind nur Nachahmungen der fremden Vorbilder, wie die Woche selbst den alten Germanen im Beginn unserer Zeitrechnung völlig fremd war. Die Einführung der Wochenrechnung und der neuen Namen vollzog sich bei uns am Ende unseres heidnischen Zeitalters, als man römische Götternamen mit deutschen Götternamen vergleichen konnte.
{{NE}}So kommt es, daß die Namen der Wochentage im  
Deutschen nicht eigentlich christlich sind. Der Anklang an  
urdeutsche Götternamen beweist sicher nicht, daß unsere  
Voraltern an einzelnen Tagen bestimmte Gottheiten verehrt  
hätten; unsere Namen der Wochtentage sind nur Nachahmungen  
der fremden Vorbilder, wie die Woche selbst  
den alten Germanen im Beginn unserer Zeitrechnung  
völlig fremd war. Die Einführung der Wochenrechnung  
und der neuen Namen vollzog sich bei uns am Ende  
unseres heidnischen Zeitalters, als man römische Götternamen  
mit deutschen Götternamen vergleichen konnte.

Version vom 11. September 2011, 15:39 Uhr

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      Die vielen Rätsel in den Übereinstimmungen wie in den Verschiedenheiten der westeuropäischen Sprachen erklären sich aus der Übernahme einer morgenländischen und zwar babylonischen Benennung der siebentägigen Woche nach den Planetennamen. Die babylonische Woche drang im 1./2. Jahrhundert nach Griechenland vor und eroberte dann im 3./4. Jahrhundert das Römerreich. So stecken in den spätlateinischen Solis, Lunae, Martis, Mercurii, Jovis, Veneris, Saturni dies eigentlich Planetennamen. Aber diese Planetennamen decken sich teilweise mit Götternamen. So ergaben sich bei dem Übergang der spätrömischen Woche in den Besitz der Germanen im 5./6. Jahrhundert Wortübersetzungen, in denen der Anklang an den heimischen Götterglauben eine Rolle spielt: Veneris dies (das französische vendredi) ergab Freitag (engl. Friday) im Anschluß an die Göttin Freia (Frîa). Andererseits führte die spätrömische Benennung Saturni dies zu engl. Saturday, westfäl. Saterdag. Unser Dienstag enthält den altdeutschen Götternamen Thinxus, den man dem römischen Mars verglich (lat. Martis dies = frz. mardi).

      So kommt es, daß die Namen der Wochentage im Deutschen nicht eigentlich christlich sind. Der Anklang an urdeutsche Götternamen beweist sicher nicht, daß unsere Voraltern an einzelnen Tagen bestimmte Gottheiten verehrt hätten; unsere Namen der Wochtentage sind nur Nachahmungen der fremden Vorbilder, wie die Woche selbst den alten Germanen im Beginn unserer Zeitrechnung völlig fremd war. Die Einführung der Wochenrechnung und der neuen Namen vollzog sich bei uns am Ende unseres heidnischen Zeitalters, als man römische Götternamen mit deutschen Götternamen vergleichen konnte.