Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/115: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
(OCR-Text eingefügt) |
K (Leerzeile entfernt) |
||
| (3 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Chronik Spamer|114|117|116| | <noinclude>{{Chronik Spamer|114|117|116|fertig}}</noinclude> | ||
{| | {| | ||
|- | |- | ||
| valign="top" | | | valign="top" | | ||
:Doch so rührend man auch immer | :Doch so rührend man auch immer bate | ||
:In der unterthänigsten Supplik, | :In der unterthänigsten Supplik, | ||
:Nie erfolgte drauf das Wort der Gnade, | :Nie erfolgte drauf das Wort der Gnade, | ||
: | :Niemals nahm das Urtheil man zurück. | ||
:Der Verzweiflung nahe war die Lage | :Der Verzweiflung nahe war die Lage | ||
:Der bekümmerten Familie jetzt, | :Der bekümmerten Familie jetzt, | ||
| Zeile 16: | Zeile 15: | ||
:Und persönlich ihn mit felsenfester | :Und persönlich ihn mit felsenfester | ||
:Zuversicht um Gnade anzuflehn. | :Zuversicht um Gnade anzuflehn. | ||
:Und als | :Und als Ludewig der erste hörte, | ||
:Wie die Schwester für den Bruder bat, | :Wie die Schwester für den Bruder bat, | ||
:Er die Bitte absobald gewährte, | :Er die Bitte absobald gewährte, | ||
:Die sie auf den Knieen an ihn that. | :Die sie auf den Knieen an ihn that. | ||
:Kaum war wieder sie nach Haus gekommen, | :Kaum war wieder sie nach Haus gekommen, | ||
:Kam von Gießen auch das Schreiben schon, | :Kam von [[Gießen]] auch das Schreiben schon, | ||
:Daß das Urtheil sei zurückgenommen | :Daß das Urtheil sei zurückgenommen | ||
:Von des Bruders Relegation. | :Von des Bruders Relegation. | ||
| Zeile 36: | Zeile 35: | ||
:Um, wenn etwa sich ein Räuber finde, | :Um, wenn etwa sich ein Räuber finde, | ||
:Ihm zu leisten kräft'gen Widerstand. | :Ihm zu leisten kräft'gen Widerstand. | ||
:Glücklich kamen wir | :Glücklich kamen wir im hohen Winter | ||
:Auf der Rabenau zusammen an; | :Auf der Rabenau zusammen an; | ||
:Denn wiewohl wir beide fast noch Kinder, | :Denn wiewohl wir beide fast noch Kinder, | ||
:Brachen durch den Schnee wir doch die Bahn. | :Brachen durch den Schnee wir doch die Bahn. | ||
:Da wir nun in | :Da wir nun in unsern Büchsenranzen | ||
:Von | :Von dem Großpapa das Geld gefaßt, | ||
:Mußt's mein Bruder tragen auf | :Mußt's mein Bruder tragen auf dem ganzen | ||
:Heimweg, weil mir war zu schwer die Last. | :Heimweg, weil mir war zu schwer die Last. | ||
:Denn als ich's probirte, sie zu tragen, | :Denn als ich's probirte, sie zu tragen, | ||
| Zeile 54: | Zeile 53: | ||
:Eh' wir uns're Heimath konnten sehn. | :Eh' wir uns're Heimath konnten sehn. | ||
:Erstens wollt' ich plötzlich, 's war zum Lachen, | :Erstens wollt' ich plötzlich, 's war zum Lachen, | ||
:Grad den Weg, auf | :Grad den Weg, auf dem wir kamen her, | ||
:Wieder | :Wieder allen Ernstes rückwärts machen, | ||
:In dem Wahn, daß er der rechte wär'. | :In dem Wahn, daß er der rechte wär'. | ||
:Da mein Bruder deßhalb mich verlachte, | :Da mein Bruder deßhalb mich verlachte, | ||
| Zeile 61: | Zeile 60: | ||
:Und da er nach diesem auch nichts fragte, | :Und da er nach diesem auch nichts fragte, | ||
:Warf ich mit dem Degenstock nach ihm. | :Warf ich mit dem Degenstock nach ihm. | ||
:Komm, Du hast auf Irrkraut wohl getreten | :Komm, Du hast auf Irrkraut wohl getreten, | ||
:Weil auf einmal Du | :Weil auf einmal Du so irre bist, | ||
:Sprach er, und ich will um Alles wetten, | :Sprach er, und ich will um Alles wetten, | ||
:Daß hier dies der Weg nach Grünberg ist! | :Daß hier dies der Weg nach [[Grünberg]] ist! | ||
:Dadurch | :Dadurch konnt' er mir den Wahn nicht rauben, | ||
:Als ich aber Mehrere gefragt, | :Als ich aber Mehrere gefragt, | ||
:Mußt' ich endlich seinen Worten glauben, | :Mußt' ich endlich seinen Worten glauben, | ||
| Zeile 72: | Zeile 71: | ||
:Bis in einen jungen Tannenwald, | :Bis in einen jungen Tannenwald, | ||
:Wir auf einmal hinter uns vernahmen | :Wir auf einmal hinter uns vernahmen | ||
:Ein gebieterisches, lautes „Halt! | :Ein gebieterisches, lautes „Halt!“ | ||
:Siehe da, ein Kerl in blauem Kittel | :Siehe da, ein Kerl in blauem Kittel | ||
:Kam uns beiden schnellen Schrittes nach | :Kam uns beiden schnellen Schrittes nach, | ||
:Und es fiel mir auf sein dicker Knüttel, | :Und es fiel mir auf sein dicker Knüttel, | ||
:Weßhalb ich zu meinem Bruder sprach: | :Weßhalb ich zu meinem Bruder sprach: | ||
:„Hör', das ist kein ehrlicher Genosse, | :„Hör', das ist kein ehrlicher Genosse,“ | ||
:„Wie man schon von Weitem sehen kann; | :„Wie man schon von Weitem sehen kann;“ | ||
:„Binde schnell das Tuch vom Flintenschlosse, | :„Binde schnell das Tuch vom Flintenschlosse,“ | ||
:„Eh' er nahe kommt, und spann' den Hahn! | :„Eh' er nahe kommt, und spann' den Hahn!“ | ||
:„Wenn er angreift, und die Flint' | :„Wenn er angreift, und die Flint' versagen“ | ||
:„Sollte, hat es doch noch keine Noth; | :„Sollte, hat es doch noch keine Noth;“ | ||
:„Laß Dich ringend nur zu | :„Laß Dich ringend nur zu Boden schlagen;“ | ||
:„Trau' auf mich; ich stech ihn auf Dir todt! | :„Trau' auf mich; ich stech ihn auf Dir todt!“ | ||
:Als er nah' war, rief mein Bruder muthig: | :Als er nah' war, rief mein Bruder muthig: | ||
:„Kerl, drei Schritte uns vom Leibe bleib! | :„Kerl, drei Schritte uns vom Leibe bleib!“ | ||
:„Einen Schritt noch, und Du stürzest blutig; | :„Einen Schritt noch, und Du stürzest blutig;“ | ||
:„Denn die Kugel fährt Dir durch den Leib! | :„Denn die Kugel fährt Dir durch den Leib!“ | ||
:Und er stand und sprach: Ich wollt nur fragen | :Und er stand und sprach: Ich wollt nur fragen, | ||
:Ob das hier der Weg nach Grünberg | :Ob das hier der Weg nach Grünberg sei? | ||
:Doch sein Auge sprach: Darf ich es wagen? | :Doch sein Auge sprach: Darf ich es wagen? | ||
:Werd' ich fertig wohl mit diesen Zwei? | :Werd' ich fertig wohl mit diesen Zwei? | ||
:Da auf unser | :Da auf unser „Ja“ er bliebe stehen, | ||
:Und nun mit uns wollte in die Stadt, | :Und nun mit uns wollte in die Stadt, | ||
:Sprach mein Bruder: „Das kann nicht geschehen; | :Sprach mein Bruder: „Das kann nicht geschehen;“ | ||
:„Denn wir sind schon der Gesellschaft satt! | :„Denn wir sind schon der Gesellschaft satt!“ | ||
|- | |- | ||
|} | |} | ||
Aktuelle Version vom 3. Dezember 2008, 18:04 Uhr
| GenWiki - Digitale Bibliothek | |
|---|---|
| Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
| Inhalt | |
| GenWiki E-Book | |
| <<<Vorherige Seite [114] |
Nächste Seite>>> [116] |
| |
| Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
| Texterfassung: fertig | |
| Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.
| |
|
|