Memel: Unterschied zwischen den Versionen
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== Einleitung == | == Einleitung == | ||
'''Memel''', 2. Jahrhundert [[Aldajaborg]] und [[Aldeska]], 1290 [[Memelburg]], n. 1420 [[Glaupeda]], n. 1422 [[Klawppedda]], v. 1785 [[Cleupeda]], Kreis Memel, Ostpreußen | '''Memel''', 2. Jahrhundert [[Aldajaborg]] und [[Aldeska]], 1290 [[Memelburg]], n. 1420 [[Glaupeda]], n. 1422 [[Klawppedda]], v. 1785 [[Cleupeda]], Kreis Memel, Ostpreußen | ||
*Lt. Lange<ref>Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)</ref>: | *Lt. Lange<ref>Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)</ref>: | ||
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:*Lit. Name: [[Klaipeda]] | :*Lit. Name: [[Klaipeda]] | ||
<ref> Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, Memel 1918 </ref> | <ref> Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, Memel 1918 </ref> | ||
== Allgemeine Information == | |||
=== Allgemeine Information === | |||
[[Bild:Bild Ort Memel Neujahrskarte 01.jpg|thumb|300px|Neujahrskarte von Memel um 1900]] | [[Bild:Bild Ort Memel Neujahrskarte 01.jpg|thumb|300px|Neujahrskarte von Memel um 1900]] | ||
'''1905''': Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reiches, an der Mündung der schiffbaren [[Dange]] in das Memeler Tief, welches das [[Kurisches Haff|Kurische Haff]] mit der Ostsee verbindet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien [[Osterode in Ostpreußen|Osterode]]-Memel und Memel-[[Bajohren]], hat zwei evangelische, eine englische und eine katholische Kirche, Synagoge und (1905) mit der Garnison ([[IR 41|ein Bataillon Infanterie Nr.41]]) 20.687 Einwohner, davon 862 Katholiken und 899 Juden. | '''1905''': Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reiches, an der Mündung der schiffbaren [[Dange]] in das Memeler Tief, welches das [[Kurisches Haff|Kurische Haff]] mit der Ostsee verbindet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien [[Osterode in Ostpreußen|Osterode]]-Memel und Memel-[[Bajohren]], hat zwei evangelische, eine englische und eine katholische Kirche, Synagoge und (1905) mit der Garnison ([[IR 41|ein Bataillon Infanterie Nr.41]]) 20.687 Einwohner, davon 862 Katholiken und 899 Juden. | ||
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An gewerblichen Etablissments bestehen eine Fabrik zur Herstellung chemischer Produkte, zwei Schiffswerften, ferner Eisengießereien, Maschinenfabriken, eine Seifenfabrik, Zellulose-, Zigaretten-, Essig-, Kerzen- und Tauwerkfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennereien. Der Handel wird durch ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, durch 12 Konsulate fremder Länder und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 223,5 Mill.Mark) unterstützt und ist bedeutend in Holz, Leinsaat, Flachs, Hanf, Steinkohlen, Dungmitteln und Fischen (besonders Heringen) etc. Die Reederei zählte 1904 außer einer größern Anzahl von Küstenfischerei-Fahrzeugen etc. 15 Dampfschiffe zu 8.168 Registertonnen Raumgehalt. In dem geräumigen, durch Molen geschützen und mit einem Leuchtturm versehenden Hafen belief sich der Seeverkehr 1903 auf 570 angekommene Seeschiffe zu 201.110 Registertonnen und 598 abgegangene zu 207.550 Registertonnen. | An gewerblichen Etablissments bestehen eine Fabrik zur Herstellung chemischer Produkte, zwei Schiffswerften, ferner Eisengießereien, Maschinenfabriken, eine Seifenfabrik, Zellulose-, Zigaretten-, Essig-, Kerzen- und Tauwerkfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennereien. Der Handel wird durch ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, durch 12 Konsulate fremder Länder und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 223,5 Mill.Mark) unterstützt und ist bedeutend in Holz, Leinsaat, Flachs, Hanf, Steinkohlen, Dungmitteln und Fischen (besonders Heringen) etc. Die Reederei zählte 1904 außer einer größern Anzahl von Küstenfischerei-Fahrzeugen etc. 15 Dampfschiffe zu 8.168 Registertonnen Raumgehalt. In dem geräumigen, durch Molen geschützen und mit einem Leuchtturm versehenden Hafen belief sich der Seeverkehr 1903 auf 570 angekommene Seeschiffe zu 201.110 Registertonnen und 598 abgegangene zu 207.550 Registertonnen. | ||
Memel ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos und einer Rettungsstation für Schiffbrüchige und hat ein Gymnasium, Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Navigationshauptschule, ein Waisenhaus und ein Aussätzigenheim. Zum Landgerichtsbezirk Memel gehören die vier Amtsgerichte [[Heydekrug]], Memel, [[Prökuls]] und [[Ruß]]. In der Nähe die großen Dörfer [[Bommelsvitte]] und [[Königlich Schmelz]] und das Forsthaus [[Seebad Försterei|Försterei]] mit Seebad. | Memel ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos und einer Rettungsstation für Schiffbrüchige und hat ein Gymnasium, Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Navigationshauptschule, ein Waisenhaus und ein Aussätzigenheim. Zum Landgerichtsbezirk Memel gehören die vier Amtsgerichte [[Heydekrug]], Memel, [[Prökuls]] und [[Ruß]]. In der Nähe die großen Dörfer [[Bommelsvitte]] und [[Königlich Schmelz]] und das Forsthaus [[Seebad Försterei|Försterei]] mit Seebad.<ref> Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.13., S.585-586. </ref> | ||
<ref> Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.13., S.585-586. </ref> | |||
===Name=== | ===Name=== | ||
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* '''"klaipyti"''' = das Zertreten, Niederdrücken, zu Boden drücken | * '''"klaipyti"''' = das Zertreten, Niederdrücken, zu Boden drücken | ||
<ref> Bojate, A., Pizova, F: Latviešu-Franču Vārdnīca, Riga 1970 </ref> <ref> Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968 </ref> <ref> Kwauka, Paul, Pietsch, Richard: Kurisches Wörterbuch, Verlag Ulrich Camen Berlin, 1977 </ref> <ref> Matulaitis, K.A.: Die Schalauer des Altertums, Tauto praeitis II, 2, 1965, in Tolkemita Texte 52, Dieburg 1997 </ref> <ref> Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff </ref> <ref> Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 188ff </ref> | <ref> Bojate, A., Pizova, F: Latviešu-Franču Vārdnīca, Riga 1970 </ref> <ref> Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968 </ref> <ref> Kwauka, Paul, Pietsch, Richard: Kurisches Wörterbuch, Verlag Ulrich Camen Berlin, 1977 </ref> <ref> Matulaitis, K.A.: Die Schalauer des Altertums, Tauto praeitis II, 2, 1965, in Tolkemita Texte 52, Dieburg 1997 </ref> <ref> Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff </ref> <ref> Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 188ff </ref> | ||
Zum '''heutigen Gebrauch des Namens Memel''' siehe auch: [[Geschichte_des_Memellandes#Gegenwart_-_Das_memell.C3.A4ndische_Erbe|Das memelländische Erbe]]. | Zum '''heutigen Gebrauch des Namens Memel''' siehe auch: [[Geschichte_des_Memellandes#Gegenwart_-_Das_memell.C3.A4ndische_Erbe|Das memelländische Erbe]]. | ||
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<ref> Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968 </ref> | <ref> Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968 </ref> | ||
==Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit== | ==Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit== | ||
[[Bild:Bild Ort Memel Johanniskirche 01.gif|thumb|300px|Die Johanniskirche zu Memel von der [[Marktstraße in Memel|Marktstraße]] aus.]] | [[Bild:Bild Ort Memel Johanniskirche 01.gif|thumb|300px|Die Johanniskirche zu Memel von der [[Marktstraße in Memel|Marktstraße]] aus.]] | ||
Bei der Gründung der Stadt 1253 wurde der Bau von drei Kirchen durch Bischof Heinrich von Kurland ins Auge gefasst: St. Marien sollte Burgkapelle sein, St. Johannis Stadtkirche werden und St. Nikolaus dem Gottesdienst der Landbevölkerung bestimmt seit. St. Marien verschwand mit dem Eingehen der Burg. | |||
=== Evangelische Kirchen === | === Evangelische Kirchen === | ||
Wählen Sie bitte ein Kirchspiel aus: | Wählen Sie bitte ein Kirchspiel aus: | ||
:[[Memel/Marienkirche|Marienkirche]], älteste Memeler Kirche. | :[[Memel/Marienkirche|Marienkirche]], älteste Memeler Kirche. | ||
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:[[Memel/Nikolauskirche|St. Nikolai]], eine der ältesten Kirchen Memels für die [[Prußen|prußisch]] und [[Die Kuren|kurisch]] sprechende Landbevölkerung (Landkirche). | :[[Memel/Nikolauskirche|St. Nikolai]], eine der ältesten Kirchen Memels für die [[Prußen|prußisch]] und [[Die Kuren|kurisch]] sprechende Landbevölkerung (Landkirche). | ||
:[[Memel/Jakobuskirche|Jakobuskirche]], Nachfolgerin der alten '''Landkirche St. Nikolai''', für die baltische Sprachen sprechende Memeler Landbevölkerung. | :[[Memel/Jakobuskirche|Jakobuskirche]], Nachfolgerin der alten '''Landkirche St. Nikolai''', für die baltische Sprachen sprechende Memeler Landbevölkerung. | ||
<ref> Heling, Reinhold: '''Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in den Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913.''' Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 59, Hamburg 2000, [darin: Diözese Memel, Kreis Memel, Seite 24-26] </ref> | <ref> Heling, Reinhold: '''Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in den Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913.''' Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 59, Hamburg 2000, [darin: Diözese Memel, Kreis Memel, Seite 24-26] </ref> | ||
:[[Memel/Reformierte Kirche|Reformierte Kirche]], hier gehörte auch später die Gemeinde der Englischen Kirche zu. | :[[Memel/Reformierte Kirche|Reformierte Kirche]], hier gehörte auch später die Gemeinde der Englischen Kirche zu. | ||
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===Katholische Kirche=== | ===Katholische Kirche=== | ||
:[[Memel/Katholische Kirche|Katholische Kirche]], für Stadt und Landbereich Memel. | |||
==Synagoge== | ===Synagoge=== | ||
[[Datei:David.jpg|right|200px]] | [[Datei:David.jpg|right|200px]] | ||
''Hier fehlen noch Informationen.'' | ''Hier fehlen noch Informationen.'' | ||
*Johannes Sembritzki schreibt in seinem Buch "Memel im neunzehnten Jahrhundert (Der "Geschichte Memels" zweiter Theil)" '''1902''': | *Johannes Sembritzki schreibt in seinem Buch "Memel im neunzehnten Jahrhundert (Der "Geschichte Memels" zweiter Theil)" '''1902''': | ||
**Die Juden, deren Anzahl 1842 nur 69, 1855 schon 289 betrug, vermehrten sich durch Zuwanderung aus den russischen Grenzdistricten sehr schnell; 1867 waren 887, 1875, also nach nur 20 Jahren, 1040 und 1880 sogar schon 1214 in Memel. Durch die Ausweisungen der achtziger Jahre verminderte sich diese Zahl wieder bis auf 861 in 1890, war dann 1895 wieder auf 936 gestiegen, ist aber 1900 auf 899 heruntergegangen. Ihr ältester Gemeindebesitz ist ihr '''Friedhof'''; auch die sogenannte '''polnische Synagoge in der Hinteren Wallstrasse 2''' und das '''Dampfbad Schlächterstrasse 4''' bestehen schon sehr lange und werden schon zu Anfange der 40er Jahre erwähnt. Nachdem auf Anordnung der Regierung die gesamte Memeler Judenschaft sich zu einer Synagogengemeinde zusammengethan, deren Statut wie dasjenige der Beerdigungs-Zunft (Chewra-Kadischa) am 9. Mai 1862 bestätigt wurde, wurde am 9. August 1874 der Grundstein zum '''"Lehrhaus" (Beth-Hamidrasch), dem Gotteshause für die russisch-lithauischen Juden''', gelegt und dasselbe im September 1875 geweiht, 1886 aber auf dem angekauften Grundstücke '''Kehrwiederstr. 3 die deutsche Synagoge''', welche solange in Miethsräumen untergebracht war, erbaut. | **Die Juden, deren Anzahl 1842 nur 69, 1855 schon 289 betrug, vermehrten sich durch Zuwanderung aus den russischen Grenzdistricten sehr schnell; 1867 waren 887, 1875, also nach nur 20 Jahren, 1040 und 1880 sogar schon 1214 in Memel. Durch die Ausweisungen der achtziger Jahre verminderte sich diese Zahl wieder bis auf 861 in 1890, war dann 1895 wieder auf 936 gestiegen, ist aber 1900 auf 899 heruntergegangen. Ihr ältester Gemeindebesitz ist ihr '''Friedhof'''; auch die sogenannte '''polnische Synagoge in der Hinteren Wallstrasse 2''' und das '''Dampfbad Schlächterstrasse 4''' bestehen schon sehr lange und werden schon zu Anfange der 40er Jahre erwähnt. Nachdem auf Anordnung der Regierung die gesamte Memeler Judenschaft sich zu einer Synagogengemeinde zusammengethan, deren Statut wie dasjenige der Beerdigungs-Zunft (Chewra-Kadischa) am 9. Mai 1862 bestätigt wurde, wurde am 9. August 1874 der Grundstein zum '''"Lehrhaus" (Beth-Hamidrasch), dem Gotteshause für die russisch-lithauischen Juden''', gelegt und dasselbe im September 1875 geweiht, 1886 aber auf dem angekauften Grundstücke '''Kehrwiederstr. 3 die deutsche Synagoge''', welche solange in Miethsräumen untergebracht war, erbaut. | ||
Hinzugekauft wurde dann am 1.Juli 1898 für 24.000 Mk. das anstossende ehemalige Altstädtische Schulgebäude, wozu die Baronin von Hirsch-Gereuth zu Paris 20.000 Mk. spendete, und es besitzt nun die Gemeinde "einen Grundstückscomplex von solcher Grösse und Güte, wie sich dessen nur eine kleine Anzahl grösserer Gemeinden rühmen kann" (Dr. Rülf). | Hinzugekauft wurde dann am 1.Juli 1898 für 24.000 Mk. das anstossende ehemalige Altstädtische Schulgebäude, wozu die Baronin von Hirsch-Gereuth zu Paris 20.000 Mk. spendete, und es besitzt nun die Gemeinde "einen Grundstückscomplex von solcher Grösse und Güte, wie sich dessen nur eine kleine Anzahl grösserer Gemeinden rühmen kann" (Dr. Rülf). | ||
*Die Cultusbeamten der deutschen Synagoge waren (Stand 1902): | *Die Cultusbeamten der deutschen Synagoge waren (Stand 1902): | ||
**Lehrer und Prediger '''P. Stadthagen''', schon 1858 hier Bäckerstr. 11/12 (wo damals das Betlocal der deutschen Juden war) wohnhaft, gestorben 1865, | **Lehrer und Prediger '''P. Stadthagen''', schon 1858 hier Bäckerstr. 11/12 (wo damals das Betlocal der deutschen Juden war) wohnhaft, gestorben 1865, | ||
**Rabbiner '''Dr. J. Rülf''', vom 1. December 1865 bis 1. April 18898, langjähriger Redacteur des "Memeler Dampfboot", sowie Verfasser mehrerer philosophischer u.a. Schriften, | **Rabbiner '''Dr. J. Rülf''', vom 1. December 1865 bis 1. April 18898, langjähriger Redacteur des "Memeler Dampfboot", sowie Verfasser mehrerer philosophischer u.a. Schriften, | ||
**seitdem Herr Rabbiner '''Dr. Em. Carlebach'''. | **seitdem Herr Rabbiner '''Dr. Em. Carlebach'''. | ||
*'''Adressbuch 1931'''<br> | *'''Adressbuch 1931'''<br> | ||
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W. '''Nafthal''', Bernhard '''Scheinhaus''', Jacob '''Jawschitz''', Dr. H. '''Jacobsohn''', Joseph '''Schulmann'''<br> | W. '''Nafthal''', Bernhard '''Scheinhaus''', Jacob '''Jawschitz''', Dr. H. '''Jacobsohn''', Joseph '''Schulmann'''<br> | ||
''Repräsentanten:''<br> Leon '''Scheinhaus''', Dr. '''Kallenbach''', W. '''Ehmann''', Isaak '''Jawschitz''', Moses '''Friedmann''', A. '''Hannemann''', S. '''Maisels''', H. '''Markuschewitz''', A. '''Rosenthal''', Ing. '''Rubin''', S. '''Rudeitzky''', A. '''Stoch''', Jakob '''Werblowsky'''. | ''Repräsentanten:''<br> Leon '''Scheinhaus''', Dr. '''Kallenbach''', W. '''Ehmann''', Isaak '''Jawschitz''', Moses '''Friedmann''', A. '''Hannemann''', S. '''Maisels''', H. '''Markuschewitz''', A. '''Rosenthal''', Ing. '''Rubin''', S. '''Rudeitzky''', A. '''Stoch''', Jakob '''Werblowsky'''. | ||
==Friedhöfe== | |||
===Städtischer Friedhof === | |||
Der [[Städtischer Friedhof in Memel| Städtische Friedhof von Memel]] findet sich auf einer eigenen Seite. | |||
===Jüdischer Friedhof=== | |||
===Juden in Memel=== | ===Juden in Memel=== | ||
*Den Artikel und eine Liste jüdischer Bewohner des Memellandes finden Sie auf der Seite [[Juden im Memelland]]. | *Den Artikel und eine Liste jüdischer Bewohner des Memellandes finden Sie auf der Seite [[Juden im Memelland]]. | ||
==Standesamt== | ==Standesamt== | ||
===Zugehörige Ortschaften=== | ===Zugehörige Ortschaften=== | ||
Zum Standesamt {{PAGENAME}} gehörten '''1907''' folgende Ortschaften: | Zum Standesamt {{PAGENAME}} gehörten '''1907''' folgende Ortschaften: | ||
*[[Kurisches Haff]], [[Memel]]. | |||
[[Kurisches Haff]], [[Memel]]. | |||
===Standesamtsregister=== | ===Standesamtsregister=== | ||
Die Standesamtsregister von {{PAGENAME}} sind unvollständig erhalten im [[Litauisches Historisches Staatsarchiv in Wilna|Litauischen Historischen Staatsarchiv]] in [[Wilna]]. Verfilmungen sind auch bei den "[[Mormonen]]" vorhanden. | Die Standesamtsregister von {{PAGENAME}} sind unvollständig erhalten im [[Litauisches Historisches Staatsarchiv in Wilna|Litauischen Historischen Staatsarchiv]] in [[Wilna]]. Verfilmungen sind auch bei den "[[Mormonen]]" vorhanden. | ||
*Geburten 1875-1895, 1897-1902, 1904-1906, 1908-1909, 1911-1915 | *Geburten 1875-1895, 1897-1902, 1904-1906, 1908-1909, 1911-1915 | ||
*Heiraten 1874, 1877-1889, 1892-1895, 1897-1898, 1900-1909, 1911-1914, 1916-1917, 1920-1939 | *Heiraten 1874, 1877-1889, 1892-1895, 1897-1898, 1900-1909, 1911-1914, 1916-1917, 1920-1939 | ||
*Sterbefälle 1874-1889, 1891-1906, 1909, 1911-1913, 1915 | *Sterbefälle 1874-1889, 1891-1906, 1909, 1911-1913, 1915 | ||
'''Hierbei ist nicht sicher, ob die einzelnen Jahrgänge vollständig oder nur teilweise erhalten sind !''' | '''Hierbei ist nicht sicher, ob die einzelnen Jahrgänge vollständig oder nur teilweise erhalten sind !''' | ||
Die '''Heiratsregister 1920-1939''' sind | Die '''Heiratsregister 1920-1939''' sind nicht verfilmt, aber sollen im [[Litauisches Historisches Staatsarchiv in Wilna|Litauischen Historischen Staatsarchiv]] vorhanden sein. | ||
==Bewohner== | ==Bewohner== | ||
=== Einwohner === | |||
1905: 20.687<br> | |||
1939: 41.297<br> | |||
Folgende Familien bzw. Personen lebten in {{PAGENAME}} oder stehen mit diesem Ort in Verbindung: | Folgende Familien bzw. Personen lebten in {{PAGENAME}} oder stehen mit diesem Ort in Verbindung: | ||
*[[Memel/Bewohner von A-F|Bewohner von A-F]] | *[[Memel/Bewohner von A-F|Bewohner von A-F]] | ||
*[[Memel/Bewohner von G-K|Bewohner von G-K]] | *[[Memel/Bewohner von G-K|Bewohner von G-K]] | ||
*[[Memel/Bewohner von L-R|Bewohner von L-R]] | *[[Memel/Bewohner von L-R|Bewohner von L-R]] | ||
*[[Memel/Bewohner von S-Z|Bewohner von S-Z]] | *[[Memel/Bewohner von S-Z|Bewohner von S-Z]] | ||
== Persönlichkeiten == | == Persönlichkeiten == | ||
[[Memel/Persönlichkeiten|Die Persönlichkeiten von Memel auf einer eigenen Seite]] | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
[[Memel/Geschichte| Die Geschichte von Memel auf einer eigenen Seite]] | |||
==Hafen== | ==Hafen== | ||
[[Hafen in Memel|Der Hafen von Memel auf einer eigenen Seite]] | |||
==Straßen== | ==Straßen== | ||
[[Bild:Bild Ort Memel Stadtplan 1923.jpg|thumb|Stadtplan von Memel von 1923]] | [[Bild:Bild Ort Memel Stadtplan 1923.jpg|thumb|Stadtplan von Memel von 1923]] | ||
[[:Kategorie:Straße in Memel|Die Straßen in Memel auf einer eigenen Seite]] | [[:Kategorie:Straße in Memel|Die Straßen in Memel auf einer eigenen Seite]] | ||
==Adressbücher== | ==Adressbücher== | ||
[[:Kategorie:Adressbuch für Memel|Adreßbücher von Memel]] | [[:Kategorie:Adressbuch für Memel|Adreßbücher von Memel]] | ||
==Schulen== | ==Schulen== | ||
Eine Darstellung der [[Schulen in Memel]] finden Sie auf einer eigenen Seite. | Eine Darstellung der [[Schulen in Memel]] finden Sie auf einer eigenen Seite. | ||
<!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | <!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | ||
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<!-- mit geeigneten Überschriften einfügen. --> | <!-- mit geeigneten Überschriften einfügen. --> | ||
<!-- === Historische Quellen === --> | <!-- === Historische Quellen === --> | ||
==Handel und Gewerbe== | ==Handel und Gewerbe== | ||
===Bankbetriebe=== | ===Bankbetriebe=== | ||
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== Bibliographie == | == Bibliographie == | ||
=== Genealogische Bibliographie === | === Genealogische Bibliographie === | ||
*'''BLODE''', Kurt u. Walter (''Bearbeiter''): Geschichte des Luisen-Gymnasiums Memel, 1978. ''(96 S. + Anhang. Mit Lehrer- und Schülerlisten)'' | *'''BLODE''', Kurt u. Walter (''Bearbeiter''): Geschichte des Luisen-Gymnasiums Memel, 1978. ''(96 S. + Anhang. Mit Lehrer- und Schülerlisten)'' | ||
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=== Historische Bibliographie === | === Historische Bibliographie === | ||
*'''SEMBRITZKI''', Johannes: Geschichte der Königlich Preussischen See- und Handelsstadt Memel, Memel 1926². ''(381 S.)'' | *'''SEMBRITZKI''', Johannes: Geschichte der Königlich Preussischen See- und Handelsstadt Memel, Memel 1926². ''(381 S.)'' | ||
* {{Books.google|7BYFAAAAYAAJ| '''SEMBRITZKI''', Johannes: Memel im neunzehnten Jahrhundert - Festschrift zum 600jährigen Jubiläum der Stadt Memel; Verlag F.W. Siebert, 1902 }} Nur mit US-Proxy | * {{Books.google|7BYFAAAAYAAJ| '''SEMBRITZKI''', Johannes: Memel im neunzehnten Jahrhundert - Festschrift zum 600jährigen Jubiläum der Stadt Memel; Verlag F.W. Siebert, 1902 }} Nur mit US-Proxy | ||
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[[Bild:Bild Ort Memel Ännchen von Tharau 2008.jpg|thumb|400px|Ännchen-von-Tharau-Denkmal vor dem Stadttheater von Memel 2008. Mit Simon-Dach-Gedenkmedaille]] | [[Bild:Bild Ort Memel Ännchen von Tharau 2008.jpg|thumb|400px|Ännchen-von-Tharau-Denkmal vor dem Stadttheater von Memel 2008. Mit Simon-Dach-Gedenkmedaille]] | ||
===Dichtung=== | ===Dichtung=== | ||
Simon Dach, dem lange auch das Gedicht [[Ännchen von Tharau]] zugeschrieben wurde, besingt 1655 seine Vaterstadt Memel: | Simon Dach, dem lange auch das Gedicht [[Ännchen von Tharau]] zugeschrieben wurde, besingt 1655 seine Vaterstadt Memel: | ||
Seht, diesen Weg bin oftmals ich <br> | Seht, diesen Weg bin oftmals ich <br> | ||
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Woselbst mein frommer Vater mich <br> | Woselbst mein frommer Vater mich <br> | ||
Mit aller Lieb' empfangen. <br> | Mit aller Lieb' empfangen. <br> | ||
Mich auf dem Wall umhergeführt,<br> | Mich auf dem Wall umhergeführt,<br> | ||
| Zeile 278: | Zeile 231: | ||
Der Sandberg ging vorüber. <br> | Der Sandberg ging vorüber. <br> | ||
Jetzt kannst du sie und Segel sehn<br> | Jetzt kannst du sie und Segel sehn<br> | ||
In ihren Wellen fahren; <br> | In ihren Wellen fahren; <br> | ||
Dies ist bei meiner Zeit geschehn<br> | Dies ist bei meiner Zeit geschehn<br> | ||
Nur inner 30 Jahren. — <br> | Nur inner 30 Jahren. — <br> | ||
Und so ist aller Ding ein Ziel. <br> | Und so ist aller Ding ein Ziel. <br> | ||
| Zeile 289: | Zeile 240: | ||
Ward jährlich um das Fastnachtsspiel <br> | Ward jährlich um das Fastnachtsspiel <br> | ||
Geritten und gestochen. <br> | Geritten und gestochen. <br> | ||
Viel Gärten sind zu jener Zeit <br> | Viel Gärten sind zu jener Zeit <br> | ||
| Zeile 295: | Zeile 245: | ||
Mars hat dies alles für den Streit<br> | Mars hat dies alles für den Streit<br> | ||
Sich nun zum Wall erlesen. <br> | Sich nun zum Wall erlesen. <br> | ||
Wie dort auch, wo die Pfarrgebäu<br> | Wie dort auch, wo die Pfarrgebäu<br> | ||
| Zeile 301: | Zeile 250: | ||
Jetzt, seht ihr, wird nur Wüstenei<br> | Jetzt, seht ihr, wird nur Wüstenei<br> | ||
Und Erde da gefunden. <br> | Und Erde da gefunden. <br> | ||
Die Meinen wohnten letztlich dort, <br> | Die Meinen wohnten letztlich dort, <br> | ||
| Zeile 307: | Zeile 255: | ||
Das Feuer, seh' ich, hat den Ort<br> | Das Feuer, seh' ich, hat den Ort<br> | ||
Bis auf den Grund verzehret. <br> | Bis auf den Grund verzehret. <br> | ||
G'nug, wo mein Reim das Glück nur hat <br> | G'nug, wo mein Reim das Glück nur hat <br> | ||
| Zeile 313: | Zeile 260: | ||
Daß dennoch meine Vaterstadt<br> | Daß dennoch meine Vaterstadt<br> | ||
Mein Memel ist gewesen. <br> | Mein Memel ist gewesen. <br> | ||
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=== Karten === | === Karten === | ||
[[Bild:Memel_Stadt_SCHK002.jpg|thumb|left|430 px|Memel auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000. Siehe südlich der Fähre und der Zitadelle noch den Rest der Alten Dange.<br /><small>© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. </small>]] | [[Bild:Memel_Stadt_SCHK002.jpg|thumb|left|430 px|Memel auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000. Siehe südlich der Fähre und der Zitadelle noch den Rest der Alten Dange.<br /><small>© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. </small>]] | ||
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[[Bild:Memel_URMTB004_1834.jpg|thumb|430px|Memel im Preußischen Urmesstischblatt 1834<br> © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz]] | [[Bild:Memel_URMTB004_1834.jpg|thumb|430px|Memel im Preußischen Urmesstischblatt 1834<br> © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz]] | ||
[[Bild:Memel_URMTB004_1860.jpg|thumb|430px|left|Memel im Preußischen Urmesstischblatt 1860<br> © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz]] | [[Bild:Memel_URMTB004_1860.jpg|thumb|430px|left|Memel im Preußischen Urmesstischblatt 1860<br> © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz]] | ||
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[[Bild: MEMEL Ausschnitt zurück.JPG|thumb|left|430 px| Memel aus den Messtischblättern 0292 Memel, 0293 Plicken, 0392 Schmelz und 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938<br><small>© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie</small>]] | [[Bild: MEMEL Ausschnitt zurück.JPG|thumb|left|430 px| Memel aus den Messtischblättern 0292 Memel, 0293 Plicken, 0392 Schmelz und 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938<br><small>© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie</small>]] | ||
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Version vom 27. August 2011, 22:06 Uhr
Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Memel
Einleitung
Memel, 2. Jahrhundert Aldajaborg und Aldeska, 1290 Memelburg, n. 1420 Glaupeda, n. 1422 Klawppedda, v. 1785 Cleupeda, Kreis Memel, Ostpreußen
- Lt. Lange[1]:
- Kreisstadt mit Bahnstation
- Am Nordende des Kurischen Haffs
- 118 km nördlich von Königsberg
- Älteste Stadt Ostpreußens
- 1252 vom Livländ. Schwertbrüderorden gegründet
- Lit. Name: Klaipeda
Allgemeine Information
1905: Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reiches, an der Mündung der schiffbaren Dange in das Memeler Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee verbindet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Osterode-Memel und Memel-Bajohren, hat zwei evangelische, eine englische und eine katholische Kirche, Synagoge und (1905) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr.41) 20.687 Einwohner, davon 862 Katholiken und 899 Juden.
An gewerblichen Etablissments bestehen eine Fabrik zur Herstellung chemischer Produkte, zwei Schiffswerften, ferner Eisengießereien, Maschinenfabriken, eine Seifenfabrik, Zellulose-, Zigaretten-, Essig-, Kerzen- und Tauwerkfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennereien. Der Handel wird durch ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, durch 12 Konsulate fremder Länder und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 223,5 Mill.Mark) unterstützt und ist bedeutend in Holz, Leinsaat, Flachs, Hanf, Steinkohlen, Dungmitteln und Fischen (besonders Heringen) etc. Die Reederei zählte 1904 außer einer größern Anzahl von Küstenfischerei-Fahrzeugen etc. 15 Dampfschiffe zu 8.168 Registertonnen Raumgehalt. In dem geräumigen, durch Molen geschützen und mit einem Leuchtturm versehenden Hafen belief sich der Seeverkehr 1903 auf 570 angekommene Seeschiffe zu 201.110 Registertonnen und 598 abgegangene zu 207.550 Registertonnen.
Memel ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos und einer Rettungsstation für Schiffbrüchige und hat ein Gymnasium, Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Navigationshauptschule, ein Waisenhaus und ein Aussätzigenheim. Zum Landgerichtsbezirk Memel gehören die vier Amtsgerichte Heydekrug, Memel, Prökuls und Ruß. In der Nähe die großen Dörfer Bommelsvitte und Königlich Schmelz und das Forsthaus Försterei mit Seebad.[3]
Name
Die Stadt liegt in der kurischen Landschaft Pilsaten. Der heutige litauische Name bezieht sich auf die kurische Vorlage.
In skandinavischen Quellen wird der Ort im 2. Jahrhundert n.Chr. Aldajaborg genannt. Aldeska war der schalauische Name der Memel (Fluss). Im Friedensvertrag vom Melnosee (27. Febr. 1422) fiel zum ersten Mal der Alternativname Klaipeda: "et castrum Memel in Samogitico Cleupeda appellatum" (und die Memelburg, in Samogitien Cleupeda genannt).
Aldeska oder Aldajaborg beschreibt einen Hafen mit Festungsanlage.
- prußisch-schalauisch "aldija" = Schiff, Boot, Kanu
Memel bezieht sich auf das Haff und den Unterlauf des Memel-Flusses.
- kurisch "memelis, mimelis" = stiller, langsamer, schweigender
- lettisch "mēms" = stumm, sprachlos (vgl. dazu den lettischen Fluss Mēmele)
Klaipėda/ Glaupeda/ Klawppedda/ Cleupeda beschreibt die Lage des Ortes. Frei übersetzt: flacher, offener Grund.
- kurisch "klais" = flach, offen, frei
- lettisch "klajš" = offen
- kurisch "ped" = Fuß, Fußsohle, auch Grund
dagegen litauisch
- "klaipikas" = das Schieftreten der Füße, mit den Füßen schaufeln
- "klaipyti" = das Zertreten, Niederdrücken, zu Boden drücken
Zum heutigen Gebrauch des Namens Memel siehe auch: Das memelländische Erbe.
Wappen
Die Ursprünge des Wappens in Gold auf rotem Grund lassen sich bis auf Siegel aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisen. Das alte Wappen von Memel wurde von der Stadt Klaipėda übernommen und zeigt in der Mitte den zinnenbewehrten Burgturm der Memelburg (von der Wallanlage geschützt), an beiden Seiten von hölzernen Baken flankiert (Bake in Bommelsvitte und "Galgenbake" in Schmelz). Das stabile Ruderboot deutet auf die Lage der Memelburg am Kurischen Haff und stellt die Fähre zur Kurischen Nehrung dar. Die vier Sterne weisen auf eine Zeit, als der Seemann noch ohne Kompass navigieren musste. Die heutige litauische Stadtflagge verwendet die Farben des Memellandes auf einer vertikal geteilten Flagge. In der Mitte ruht das Stadtwappen. [10]
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Bei der Gründung der Stadt 1253 wurde der Bau von drei Kirchen durch Bischof Heinrich von Kurland ins Auge gefasst: St. Marien sollte Burgkapelle sein, St. Johannis Stadtkirche werden und St. Nikolaus dem Gottesdienst der Landbevölkerung bestimmt seit. St. Marien verschwand mit dem Eingehen der Burg.
Evangelische Kirchen
Wählen Sie bitte ein Kirchspiel aus:
- Marienkirche, älteste Memeler Kirche.
- St.Johannis, eine der ältesten Kirchen Memels für die deutsch sprechende Memeler Stadtbevölkerung (Stadtkirche).
- St. Nikolai, eine der ältesten Kirchen Memels für die prußisch und kurisch sprechende Landbevölkerung (Landkirche).
- Jakobuskirche, Nachfolgerin der alten Landkirche St. Nikolai, für die baltische Sprachen sprechende Memeler Landbevölkerung.
- Reformierte Kirche, hier gehörte auch später die Gemeinde der Englischen Kirche zu.
- Parochie Vitte, nur kurze Zeit im Norden von Memel bestehend.
- Englische Kirche (English Church)
- Baptistengemeinde
- Christliche Gemeinde
- Seuberlich, Erich: Die Reformierten Prediger in Memel. Altpreußische Geschlechterkunde 1936, S. 4-8.
Katholische Kirche
- Katholische Kirche, für Stadt und Landbereich Memel.
Synagoge
Hier fehlen noch Informationen.
- Johannes Sembritzki schreibt in seinem Buch "Memel im neunzehnten Jahrhundert (Der "Geschichte Memels" zweiter Theil)" 1902:
- Die Juden, deren Anzahl 1842 nur 69, 1855 schon 289 betrug, vermehrten sich durch Zuwanderung aus den russischen Grenzdistricten sehr schnell; 1867 waren 887, 1875, also nach nur 20 Jahren, 1040 und 1880 sogar schon 1214 in Memel. Durch die Ausweisungen der achtziger Jahre verminderte sich diese Zahl wieder bis auf 861 in 1890, war dann 1895 wieder auf 936 gestiegen, ist aber 1900 auf 899 heruntergegangen. Ihr ältester Gemeindebesitz ist ihr Friedhof; auch die sogenannte polnische Synagoge in der Hinteren Wallstrasse 2 und das Dampfbad Schlächterstrasse 4 bestehen schon sehr lange und werden schon zu Anfange der 40er Jahre erwähnt. Nachdem auf Anordnung der Regierung die gesamte Memeler Judenschaft sich zu einer Synagogengemeinde zusammengethan, deren Statut wie dasjenige der Beerdigungs-Zunft (Chewra-Kadischa) am 9. Mai 1862 bestätigt wurde, wurde am 9. August 1874 der Grundstein zum "Lehrhaus" (Beth-Hamidrasch), dem Gotteshause für die russisch-lithauischen Juden, gelegt und dasselbe im September 1875 geweiht, 1886 aber auf dem angekauften Grundstücke Kehrwiederstr. 3 die deutsche Synagoge, welche solange in Miethsräumen untergebracht war, erbaut.
Hinzugekauft wurde dann am 1.Juli 1898 für 24.000 Mk. das anstossende ehemalige Altstädtische Schulgebäude, wozu die Baronin von Hirsch-Gereuth zu Paris 20.000 Mk. spendete, und es besitzt nun die Gemeinde "einen Grundstückscomplex von solcher Grösse und Güte, wie sich dessen nur eine kleine Anzahl grösserer Gemeinden rühmen kann" (Dr. Rülf).
- Die Cultusbeamten der deutschen Synagoge waren (Stand 1902):
- Lehrer und Prediger P. Stadthagen, schon 1858 hier Bäckerstr. 11/12 (wo damals das Betlocal der deutschen Juden war) wohnhaft, gestorben 1865,
- Rabbiner Dr. J. Rülf, vom 1. December 1865 bis 1. April 18898, langjähriger Redacteur des "Memeler Dampfboot", sowie Verfasser mehrerer philosophischer u.a. Schriften,
- seitdem Herr Rabbiner Dr. Em. Carlebach.
- Adressbuch 1931
Gemeindesynagoge Kehrwiederstraße, Vorsteher: W. Nafthal
Alte Synagoge, Synagogenstraße, Vorsteher: Leon Scheinhaus
Beth-hamidrasch, Baderstraße, Vorsteher: A. M. Kaplan
Synagogengemeinde Memel
Rabbiner Dr. L. Lazarus,
Rabbiner J. Rabinowitz,
Kantor u. Lehrer: Joseph Kahn.
Vorstand:
W. Nafthal, Bernhard Scheinhaus, Jacob Jawschitz, Dr. H. Jacobsohn, Joseph Schulmann
Repräsentanten:
Leon Scheinhaus, Dr. Kallenbach, W. Ehmann, Isaak Jawschitz, Moses Friedmann, A. Hannemann, S. Maisels, H. Markuschewitz, A. Rosenthal, Ing. Rubin, S. Rudeitzky, A. Stoch, Jakob Werblowsky.
Friedhöfe
Städtischer Friedhof
Der Städtische Friedhof von Memel findet sich auf einer eigenen Seite.
Jüdischer Friedhof
Juden in Memel
- Den Artikel und eine Liste jüdischer Bewohner des Memellandes finden Sie auf der Seite Juden im Memelland.
Standesamt
Zugehörige Ortschaften
Zum Standesamt Memel gehörten 1907 folgende Ortschaften:
Standesamtsregister
Die Standesamtsregister von Memel sind unvollständig erhalten im Litauischen Historischen Staatsarchiv in Wilna. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.
- Geburten 1875-1895, 1897-1902, 1904-1906, 1908-1909, 1911-1915
- Heiraten 1874, 1877-1889, 1892-1895, 1897-1898, 1900-1909, 1911-1914, 1916-1917, 1920-1939
- Sterbefälle 1874-1889, 1891-1906, 1909, 1911-1913, 1915
Hierbei ist nicht sicher, ob die einzelnen Jahrgänge vollständig oder nur teilweise erhalten sind !
Die Heiratsregister 1920-1939 sind nicht verfilmt, aber sollen im Litauischen Historischen Staatsarchiv vorhanden sein.
Bewohner
Einwohner
1905: 20.687
1939: 41.297
Folgende Familien bzw. Personen lebten in Memel oder stehen mit diesem Ort in Verbindung:
Persönlichkeiten
Die Persönlichkeiten von Memel auf einer eigenen Seite
Geschichte
Die Geschichte von Memel auf einer eigenen Seite
Hafen
Der Hafen von Memel auf einer eigenen Seite
Straßen
Die Straßen in Memel auf einer eigenen Seite
Adressbücher
Schulen
Eine Darstellung der Schulen in Memel finden Sie auf einer eigenen Seite.
Handel und Gewerbe
Bankbetriebe
Bank der Ostpr. Landschaft
Credit- und Spar-Verein
Deutsche Bank A.-G.
Dresdner Bank
Kreissparkasse
Landesbank der Provinz Ostpreußen
Raiffeisenbank
Sparkasse der Stadt Memel
Volksbank Memel
Bibliographie
Genealogische Bibliographie
- BLODE, Kurt u. Walter (Bearbeiter): Geschichte des Luisen-Gymnasiums Memel, 1978. (96 S. + Anhang. Mit Lehrer- und Schülerlisten)
- JAHN/SCHREIBER (Herausgeber): Die Selbstverwaltung der Kaufmannschaft in Memel: Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Memel 1929. (144 S. / Nachdruck vom VFFOW, Hamburg 1970; Mit Namenslisten der Mitglieder)
Historische Bibliographie
- SEMBRITZKI, Johannes: Geschichte der Königlich Preussischen See- und Handelsstadt Memel, Memel 1926². (381 S.)
- Vorlage:Books.google Nur mit US-Proxy
Verschiedenes
Dichtung
Simon Dach, dem lange auch das Gedicht Ännchen von Tharau zugeschrieben wurde, besingt 1655 seine Vaterstadt Memel:
Seht, diesen Weg bin oftmals ich
Das Schloß hinauf gegangen,
Woselbst mein frommer Vater mich
Mit aller Lieb' empfangen.
Mich auf dem Wall umhergeführt,
Dort, sprach er, schau doch, Lieber,
Ward vormals keine See gespürt,
Der Sandberg ging vorüber.
Jetzt kannst du sie und Segel sehn
In ihren Wellen fahren;
Dies ist bei meiner Zeit geschehn
Nur inner 30 Jahren. —
Und so ist aller Ding ein Ziel.
Hier, hätt' ich dann gesprochen,
Ward jährlich um das Fastnachtsspiel
Geritten und gestochen.
Viel Gärten sind zu jener Zeit
Hier, dünket mich, gewesen;
Mars hat dies alles für den Streit
Sich nun zum Wall erlesen.
Wie dort auch, wo die Pfarrgebäu
Und Schule damals stunden;
Jetzt, seht ihr, wird nur Wüstenei
Und Erde da gefunden.
Die Meinen wohnten letztlich dort,
Wie hat es sich verkehret.
Das Feuer, seh' ich, hat den Ort
Bis auf den Grund verzehret.
G'nug, wo mein Reim das Glück nur hat
Und wird nach mir gelesen,
Daß dennoch meine Vaterstadt
Mein Memel ist gewesen.
Karten
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Bilderalbum Memel Teil 1
- Bilderalbum Memel Teil 2
- Teilauswertung zu Memel: Memelland, OFB
- Webcams in Memel, dazu roten Pfeil anwählen, um den Standort in Memel zu wählen, wenn ein blauer Verweis žiūrėti transliaciją erscheint, ist eine Kamera am Laufen. Diesen blauen Verweis anwählen, um alle fünf Sekunden ein neues Bild zu bekommen
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Request failed: file_get_contents(https://gov.genealogy.net/item/wikihtml/KLAEDAKO05NR): Failed to open stream: php_network_getaddresses: getaddrinfo for gov.genealogy.net failed: Temporary failure in name resolution
Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, Memel 1918
- ↑ Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.13., S.585-586.
- ↑ Bojate, A., Pizova, F: Latviešu-Franču Vārdnīca, Riga 1970
- ↑ Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
- ↑ Kwauka, Paul, Pietsch, Richard: Kurisches Wörterbuch, Verlag Ulrich Camen Berlin, 1977
- ↑ Matulaitis, K.A.: Die Schalauer des Altertums, Tauto praeitis II, 2, 1965, in Tolkemita Texte 52, Dieburg 1997
- ↑ Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff
- ↑ Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 188ff
- ↑ Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968
- ↑ Heling, Reinhold: Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in den Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913. Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 59, Hamburg 2000, [darin: Diözese Memel, Kreis Memel, Seite 24-26]
- Ort in Ostpreußen
- Ort in Litauen
- Ort im Memelland
- Ort im Kreis Memel
- Ansichtskarte aus dem Memelland
- Kirchspiel im Memelland
- Synagoge im Memelland
- Standesamt im Memelland
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- Schulbild aus dem Memelland
- Konfirmationsbild aus dem Memelland
- Schulort im Memelland
- Schulort im Kreis Memel