Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/114: Unterschied zwischen den Versionen

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:Schon besang in emein andern Liede  
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:Ich die holde Jungfrau seiner Zeit,  
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:Und es that mir, als sie von uns schiede,  
:Und es that mir, als sie von uns schiede,  
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:Ging, um zu verlassen unser Haus,  
:Ging, um zu verlassen unser Haus,  
:Da erst brach mein Schmerz mit Riesengröße  
:Da erst brach mein Schmerz mit Riesengröße  
:In verzweiflung3volles Weinen aus.  
:In verzweiflungsvolles Weinen aus.  
:Alle steckt' ich an mit meinen Schmerzen,  
:Alle steckt' ich an mit meinen Schmerzen,  
:Alle weinten laut am Chaisenschlag,  
:Alle weinten laut am Chaisenschlag,  
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:Wenn sie hätten keinen Christian mehr.  
:Wenn sie hätten keinen Christian mehr.  
:Und wir könnten uns ja wiedersehen,  
:Und wir könnten uns ja wiedersehen,  
:Wenn sie selbst den Weg nach Burkhard nähm',  
:Wenn sie selbst den Weg nach Burkhards nähm',  
:Oder wenn ich mit der Mutter gehen  
:Oder wenn ich mit der Mutter gehen  
:Könnte, und zu ihr nach Grünberg käm'.  
:Könnte, und zu ihr nach Grünberg käm'.  
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:Sah ich stehend ihrem Wagen nach.  
:Sah ich stehend ihrem Wagen nach.  
:„Gott, der Du sie hast hinweggenommen,"  
:„Gott, der Du sie hast hinweggenommen,"  
:Rief ich aus mit thranenschwerem Blick,  
:Rief ich aus mit thränenschwerem Blick,  
:„Laß die Drobenmutter wiederkommen!"  
:„Laß die Drobenmutter wiederkommen!"  
:„Führe sie recht bald zu uns zurück!"  
:„Führe sie recht bald zu uns zurück!"  
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:Weil sie oben in dem Hause war,  
:Weil sie oben in dem Hause war,  
:Und sich immer suchte zu erweißen  
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:Gegen mich Als Mutter ganz und gar.  
:Gegen mich als Mutter ganz und gar.  
:Einmal habe ich nur noch gesehen  
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:Diese heiß von mir geliebte Frau,
:Diese heiß von mir geliebte Frau,
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:Als im achten Jahr ich konnte gehen
:Als im achten Jahr ich konnte gehen
:Mit der Mutter auf die Rabenau.
:Mit der Mutter auf die Rabenau.
:AI5 wir da nach Grünberg sind gekommen,
:Als wir da nach Grünberg sind gekommen,
:Blieben wir, wie wir es ausgemacht
:Blieben wir, wie wir es ausgemacht
:Und uns Jahre lang schon vorgenommen,
:Und uns Jahre lang schon vorgenommen,
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:Von der Reise war ich sehr ermüdet,
:Von der Reise war ich sehr ermüdet,
:Und mit Schmutz bis an das Knie beklebt;
:Und mit Schmutz bis an das Knie beklebt;
:Doch die Wirthin hat es nur vergütet,
:Doch die Wirthin hat es mir vergütet,
:Und ihr Anblick bald mich neu belebt.
:Und ihr Anblick bald mich neu belebt.
:Anfangs kannte sie mich zwar nicht wieder;
:Anfangs kannte sie mich zwar nicht wieder;
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:Mit dem Schmutz mich schwebend in die Höh';
:Mit dem Schmutz mich schwebend in die Höh';
:Trug mich sanft auf treuen Mutterhänden
:Trug mich sanft auf treuen Mutterhänden
:Hin zu ihrem schönen Canape;
:Hin zu ihrem schönen Canapé;
:Stellte einen weichen Stuhl daneben;
:Stellte einen weichen Stuhl daneben;
:Legte meine Füße ungeputzt
:Legte meine Füße ungeputzt
:Auf denselben, ohne drauf zu geben,
:Auf denselben, ohne drauf zu geben,
:Daß er von denselben ward beschmutzt.
:Daß er von denselben ward beschmutzt.
:Kurz, sie wüßt' ihr inniges Entzücken,
:Kurz, sie wußt' ihr inniges Entzücken,
:Daß sie mich nach Jahren wiedersah.
:Daß sie mich nach Jahren wiedersah,
:Nicht genug und völlig auszudrücken,
:Nicht genug und völlig auszudrücken,
:Weil wir eine Nacht nur blieben da.
:Weil wir eine Nacht nur blieben da.
:An dein nächsten Morgen, als wir schieden,
:An dem nächsten Morgen, als wir schieden,
:Hab' ich sie zum letzten Mal gesehn;
:Hab' ich sie zum letzten Mal gesehn;
:Denn sie sollte bald zum Himmelsfrieden
:Denn sie sollte bald zum Himmelsfrieden
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:Daß er Gnade ließ für Recht ergehn.
:Daß er Gnade ließ für Recht ergehn.
:Als ihr Bruder nämlich relegiret
:Als ihr Bruder nämlich relegiret
:Von der Landesunioersität,
:Von der Landesuniversität,
:Wurden, daß er werde recipiret,
:Wurden, daß er werde recipiret,
:Die Behörden mehrmals angefleht;
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Version vom 1. Juni 2008, 09:49 Uhr

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Schon besang in einem andern Liede
Ich die holde Jungfrau seiner Zeit,
Und es that mir, als sie von uns schiede,
Wahrlich auch von ganzer Seele leid.
Doch als ihre Mutter nach der Chaise
Ging, um zu verlassen unser Haus,
Da erst brach mein Schmerz mit Riesengröße
In verzweiflungsvolles Weinen aus.
Alle steckt' ich an mit meinen Schmerzen,
Alle weinten laut am Chaisenschlag,
Wo ich krampfhaft schluchzend an dem Herzen
Meiner lieben „Drobenmutter" lag.
Nichts vermochte mich von ihr zu trennen.
„Nein", rief ich, „Du darfst nicht fort von hier!"
„Und wenn Du nicht solltest bleiben können,"
„Ach, so nimm mich lieber auch mit Dir!"
„Nun, so setz' Dich zu nur in den Wagen,"
Sprach sie, „und begleite mich ein Stück;"
„Wenn ich dann Dir Lebewohl muß sagen,"
„Kehrst zn Deinen Aeltern Du zurück!"
Als wir in den Wagen eingestiegen,
Nahm gerührt sie mich auf ihren Schooß,
Und als sie begann mich sanft zu wiegen,
Fuhr der Kutscher auch sogleich drauf los.
Jetzo fing sie zärtlich an zu bitten,
Daß ich vor dem Dorf zurückekehr,
Weil sonst meine Aeltern zu viel litten,
Wenn sie hätten keinen Christian mehr.
Und wir könnten uns ja wiedersehen,
Wenn sie selbst den Weg nach Burkhards nähm',
Oder wenn ich mit der Mutter gehen
Könnte, und zu ihr nach Grünberg käm'.
Endlich küßte sie mich unter Thränen,
Und der Kutscher hob mich übern Schlag;
Mit verweinten Augen und mit Stöhnen
Sah ich stehend ihrem Wagen nach.
„Gott, der Du sie hast hinweggenommen,"
Rief ich aus mit thränenschwerem Blick,
„Laß die Drobenmutter wiederkommen!"
„Führe sie recht bald zu uns zurück!"
Drobenmutter Hab' ich sie geheißen,
Weil sie oben in dem Hause war,
Und sich immer suchte zu erweißen
Gegen mich als Mutter ganz und gar.
Einmal habe ich nur noch gesehen
Diese heiß von mir geliebte Frau,
Als im achten Jahr ich konnte gehen
Mit der Mutter auf die Rabenau.
Als wir da nach Grünberg sind gekommen,
Blieben wir, wie wir es ausgemacht
Und uns Jahre lang schon vorgenommen,
Bei der Drobenmutter über Nacht.
Von der Reise war ich sehr ermüdet,
Und mit Schmutz bis an das Knie beklebt;
Doch die Wirthin hat es mir vergütet,
Und ihr Anblick bald mich neu belebt.
Anfangs kannte sie mich zwar nicht wieder;
Als sie aber hörte, daß ich's sei,
Ließ sie auf ein Knie sich vor mir nieder,
Und that einen lauten Freudenschrei.
Hob', was auch die Mutter ein mocht' wenden,
Mit dem Schmutz mich schwebend in die Höh';
Trug mich sanft auf treuen Mutterhänden
Hin zu ihrem schönen Canapé;
Stellte einen weichen Stuhl daneben;
Legte meine Füße ungeputzt
Auf denselben, ohne drauf zu geben,
Daß er von denselben ward beschmutzt.
Kurz, sie wußt' ihr inniges Entzücken,
Daß sie mich nach Jahren wiedersah,
Nicht genug und völlig auszudrücken,
Weil wir eine Nacht nur blieben da.
An dem nächsten Morgen, als wir schieden,
Hab' ich sie zum letzten Mal gesehn;
Denn sie sollte bald zum Himmelsfrieden
Aus dem Zeitlichen hinübergehn.
Ihre schöne Tochter Wilhelmine
Gab statt ihrer uns noch das Geleit,
Und auch sie — wer hätt's gedacht — erschiene
Nie mir wieder in der Folgezeit.
Damals blühte sie wie eine Rose,
Die das Aug' entzückt durch ihre Pracht;
Nunmehr ruht sie längst schon unterm Moose
In der ungestörten Grabesnacht.
Welche Kraft in schönen Mädchen lieget,
Kann aus ihrem Beispiel man ersehn;
Denn sie hat den Landesherrn besieget,
Daß er Gnade ließ für Recht ergehn.
Als ihr Bruder nämlich relegiret
Von der Landesuniversität,
Wurden, daß er werde recipiret,
Die Behörden mehrmals angefleht;