Friedhöfe im Memelland/Historisches/Kulturtexte

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Texte

Historische Texte

Text folgt

Sagen und Märchen

Der Leichenbesuch

Die Todtenflugbahn

Der Todtenberg bei Marienwerder

Das Grab des Riesenweibs

Todtenurnen

Aus dem Anhang

Der Seelentisch

Wenn ein Litthauer gestorben ist, so kommen vier Wochen nach seinem Begräbnis seine nächsten Verwandten zusammen; sie haben Bier gebrauert und Essen zugerichtet, und setzen sich, wenn das Essen aufgetragen ist, zu Tische. Die erste halbe Stunde sitzen sie ganz stille und sprechen kein Wort, essen auch nichts. Dann knieen sie Alle nieder und beten zu Gott, er wolle der Seele des Verstorbenen Ruhe geben, darauf setzen sie sich wieder an den Tisch und fangen an zu essen und zu trinken. Aber von allem, es sei Fleisch, Brod oder Fisch, werfen sie das erste Stück unter den Tisch für die Seele. Ebenso gießen sie das erste Stof Bier unter den Tisch für die Seele. Dies Mahl nennen sie den Seelentisch, und sie glauben, die Seele könne nicht ruhen, wenn sie ihr nicht diesen Tisch decken. [1]

Vermischtes

Die Litthauer nehmen ihre sterbenden Angehörigen wenn sie im Begriff stehe, zu verscheiden, aus dem Bette, legen sie auf ein wenig Stroh auf die Diele, und öffnen Thür und Fenster, um der Seele den freien Aus- und Aufflug zum Himmel zu bereiten.

Einem Storch darf man nichts zu Leide thun, denn er ist anderwärts ein Mensch.

Aus dem Samland

Die verstorbene Mutter Der vor etwa 40 Jahren verstorbene Wirth Sch. Aus Heiligen Kreuz hatte das Unglück seine Frau früh zu verleien. Die Kinder, die sie unendlich geliebt hatten, weinten und klagten über den Tod der Mutter und waren nicht zu beruhigen. Auch der Mann war untröstlich und noch trüber stimmte es ihn, dass seine geliebte Frau gar keine Ruhe im Grabe fand. Sie erschien ihm sogar des Tages und sah ihn stets flehend an. „Was willst du?“ frage er sie einst mit beklommener Brust. „Was kann ich thun für deine Ruhe?“ –„Strafe die Kinder!“ entgegenete sie: „Ich Weinen und Klagen lässt mir keine Rast in der stillen Erde!“ der Mann strafte die Kinder, dass sie ihren Gram unterdrückten, und die Todte erschien nicht wieder [2]

Quellen

<references/ >

  1. Erl. Preuß. Th. IV. S.131, Th. V. S. 716
  2. Anm. Dass die Tränen der Zurückgebliebenen das Todtenhemde der Verschiedenen befeuchten und ihnen daher keine Ruhe im Grabe lassen, ist ein höchst allgemeiner Glaube […]