Häuserbuch von Riddagshausen

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Kloster Riddagshausen
Wappen von Riddagshausen.jpg
Lage: östlich von Braunschweig
Koordinaten: 52° 16′ N, 10° 35′ O
Orden: Zisterzienserkloster
Mutterkloster: Kloster Amelungsborn
Patrozinum: die heilige Maria, Mutter Gottes
Gründungsjahr: 1145
Reformation: 1568, Umwandlung in Klosterschule,
Predigerseminar (1690-1809)
Säkularisierung: 1809

Ritdageshusen

Die alte Siedlung Ritdageshusen wird zum ersten, aber auch letzten Mal 1146 erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte damsl dem neugegründeten Kloster Mariazelle das Dorf Ritdageshusen mit allem Zubehör an Land und Bewohnern.

Aus dem Ortsnamen lässt sich ablesen, dass die Siedlung vermutlich schon zwei bis drei Jahrhunderte länger existierte, denn die Endung "-husen"(-hausen) für einen Ortsnamen war in dieser Gegend nur bis zum frühen 10. Jh. "in Mode". Der erste Teil des Ortsnamens deutet auf den Gründer oder Grundherrn namens Ritdag hin.

Das Dorf wurde aber bald nach Inbesitznahme durch das Kloster aufgelöst und die Bewohner mußten weichen. Es war die erste von vielen Siedlungen, die das Kloster in der Folgezeit einzog.

Entstehung

Wohl in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, als das Kloster Riddagshausen die meisten Grangien auflöste und wieder Meier ansetzte, entstand neben dem Kloster eine Siedlung, ursprünglich wohl nur ein Hof, der sogenannte Neue Hof. Vermutlich haben sich hier auch Bewohner der aufgelösten Bauernsiedlungen Ottenrode (am Südwestrand des heutigen Ortes Gliesmarode), Hünessen (am Lünischteich) und Kaunum (an der Wabe zwischen Riddagshausen und Schöppenstedter Turm gelegen) niedergelassen. Das Kloster war Grundherr aller Höfe und übte die Gerichtsbarkeit im Dorfe sowie das Untergericht auf der Feldmark aus, gleichfalls zog es den Zehnten ein. Eine Kirche war nicht vorhanden, sondern die Bewohner waren zum Kloster Riddagshausen eingepfarrt.

Vom Vorwerk zum adeligen Rittergut

Es bestand hier auch ein Vorwerk des Klosters. Kanzler Probst von Wendhausen erwarb dieses, kaufte ab 1670 weitere Ländereien von wüsten Ackerhöfen in Neuhof und Gliesmarode sowie andere Grundstücke dazu und ließ den Besitz 1683 in die Rittermatrikel eintragen. Das Rittergut kam von 1718 an Graf von Dehn und 1738 an den Klosterverwalter Voigts, der einen weiteren wüsten Hof in Gliesmarode dazunahm. Die Besitzer wechselten in der Folgezeit häufig. 1853 kaufte die Herzogliche Kammer das Rittergut und legte es zur Klosterdomäne. Von 1832 bis 1948 hatte die Familie Nehrkorn in vier Generationen die Domäne gepachtet.

Neuhof 1802

Aus "Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg" von 1802:

[...] Neuhof, das hart am Kloster liegende Dorf, welches dahin eingepfarrt ist, mit 1 adlichen Gute, 1 Schule, die der Prior besetzt, 1 Ackerhofe, 3 Kothöfen und 7 Brinksitzerstellen. Die Zahl der daselbst und zu Riddagshausen befindlichen Feuerstellen beläuft sich auf 21, und die Menschenzahl auf 296 mit Einschluß des Klosters. Das Gut steht mit 7 Ggr. in der Rittermatrikel und gehört jetzt der Geberschen Familie, die es von der von Hugoschen erkauft hat.

Der Grüne Jäger, ein nahe bei Riddagshausen belegenes Wirtshaus in dem angenehmen Klosterholze, welches dahin eingepfarrt ist.

Riddagshausen - Neuhof

1822 wurde Neuhof mit der Klosterdomäne Riddagshausen zu einer Gemeinde vereinigt; 1872 kamen der "Grüne Jäger" und 1888 die "Moorbreite" hinzu.

Eingemeindung

Der westliche Teil der Feldmark, das sogenannte "Franzsche Feld" und der Nußberg, wurden 1925 zur Stadt Braunschweig eingemeindet. Schließlich kam am 1. April 1934 die gesamte Gemeinde an Braunschweig. Gleichzeitig erwarb die Stadt Braunschweig durch den Casparivertrag vom "Kloster und Studienfonds" das Klostergut. Die am 31.03.1935 gegründete Hermann-Göring Stiftung übernahm das Naturschutzgebiet und errichtete in der Buchhorst beim "Grünen Jäger" den "Reichsjägerhof". Ab 1939 übernahm sie auch das Klostergut.

Während des 2. Weltkrieges griffen am 23.09.1943 irrtümlich englische Bomber, die eigentlich Rüstungsbetriebe in der Kralenriede treffen wollten, Riddagshausen. Neben Treffern im Naturschutzgebiet wurde auch besonders der Klostergutsbereich und dessen Umfeld getroffen. Im Schlaf kamen viele Bewohner der Arbeiterhäuser des Klostergutes ums Leben.

Nach dem Ende des 3. Reiches erhielt die Hermann Göring-Stiftung in "Jägerhofstiftung" umbenannt, die 1955 aufgelöst wurde. Das Naturschutzgebiet und das Gut Riddagshausen fielen wieder zurück an die Stadt Braunschweig, die das Gut bis 1968 in Eigenbewirtschaftung führte. Ab 1969 übernahm Karl Friedrich Osthoff das Gut und führte es bis zum Jahr 1980. Ab diesem Jahr übernahm die Volkswagen AG das gesamte Klostergutgelände und errichtet hier das V.A.G. Marketing Management Institut GmbH, wobei die alte Substanz weitgehend in den Um-/Neubau einbezogen wurde.

Seit 1968 engagiert sich die "Bürgerschaft Riddagshausen mit Freundeskreis e.V." - zunächst geleitet vom Unternehmer Richard Borek, später von dessen Sohn Henning - für den Erhalt und die Verschönerung des Ortsbildes. Insbesondere galt es die vom Einsturz bedrohte Klosterkirche zu sanieren und im Torbogenhaus des Klosters ein Zisterziensermuseum einzurichten. Aufgrund von Privatinitiative wurden 1968-1980 mehrere alte Bauernhäuser aus dem Braunschweiger Land in dem Bereich zwischen den Bächen Mittelriede und Wabe versetzt worden. Besonders imposant wirkt das Warbsenhaus, das im Jahr 1588 im Weserdorf Warbsen errichtet wurde. Daneben steht das Lewe-Haus aus dem Ort Lewe bei Liebenburg. Das Parsau-Haus wurde durch Zwischenbauten mit dem Wendeburg-Haus verbunden. Die Häuser aus Bergfeld und Hohnebostel runden das Ensemble ab.

Im September 1979 fand die feierliche Einweihung der von Remlingen auf die Lünischhöhe umgesetzten Bockwindmühle statt. Sie erhielt nach der letzten Braunschweiger Herzogin den Namen "Victoria Luise".

Mittlerweile bildet Riddagshausen zusammen mit den einwohnerstärkeren Ortsteilen Gliesmarode und Querum den Stadtbezirk Wabe-Schunter. In Riddagshausen wohnten im Oktober 2000 rund 700 Menschen. Prominenteste Bewohnerin des Ortes war jahrzehntelang die Herzogin Victoria Luise gewesen, die Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelms II., die in der Bevölkerung äußerst beliebt gewesen ist. Sie starb 1980 im Alter von 88 Jahren.

Das Naturschutzgebiet Riddagshäuser Teiche

Die ausgedehnte Teichlandschaft in Riddagshausen ist auf die Tätigkeit der Zisterziensermönche zurückzuführen, die die damals sehr sumpfige Gegend entwässerten und Fischteiche anlegten. Von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch 11, wovon der Schapenbruchteich, der Mittelteich und der Kreuzteich die größten sind


Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
Kloster Riddagshausen Neuhof
1605 2 Ackerhöfe, 8 Kothöfe
1619 3 Ackerhöfe, 4 Kothöfe
1663 27 (a)[1], 21 (b)[2] über 14 Jahre 65 (a, b)
1753 1 Ackerhof, 4 Kothöfe, 1 Brinksitzerstelle
1774 98
1823 349
1858 432
1885 601 Personen, 46 Häuser
1905 807 Personen, 86 Häuser
1933 1133 Personen, 142 Häuser

Höfe

Kothof Besen

Berent Besen heiratete am 6. Juni 1591 Anna Vaeldicks, wohl seine Stiefschwester.

Kuhhirten

  • 1581 - 1589 Claus Besen

Wüstungen

Folgende ehemalige Siedlungen wurden nicht wieder gegründet:

  • Hünessen: Der Ort lag in der Gegend des heutigen Lünischteiches (noch 1605 Am Hünischen Teich genannt !) und der Mückenburg. Er wurde erstmals 1031 urkundlich erwähnt, als der Bischof von Halberstadt der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig Huneshem zuteilte. 1160 tauschte das Kloster Riddagshausen den Besitz und den Zehnten über Honeshem vom Blasiustift ein. Eine vom Kloster errichtete Grangie wurde bald nach 1226 aufgehoben und der Acker vom Kloster bzw. dem Neuenhof bewirtschaftet. Die Pfarrechte von St. Magni wurden vom Kloster 1226 abgefunden.
  • Ottenrode: Diese Siedlung befand sich am nördlichen Fuße des Nußberges etwa an der Straße, die heute von Gliesmarode nach Braunschweig führt. 1031 wurde Ottonroth der neugegründeten Pfarrkirche St. Magni in Braunschweig zugeteilt und damit erstmals erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe schenkte dem Kloster Riddagshausen 1161 in Ottenrothe 12 ½ Hufen, von denen er zehn an die Familie Veltheim verlehnt und zwei vom Cyriacusstift eingetauscht hatte. Bertram von Veltheim wiederholte 1265 den Verzicht seines Vaters zugunsten des Klosters Riddagshausen auf Besitz in Oddenrode und im Nußberg. Der Nußberg war wegen seiner Steinbrüche sehr begehrt und so erhielt das Kloster 1296 von Herzog Albrecht auch die Erlaubnis, in diesem Steine zu brechen. Das Dorf Oddenrode wird bald danach aufgelöst worden sein. Ob die schon 1564 in Querum nachweisbare Familie Otte ihre Wurzeln in Ottenrode hatte ? - Die Ottenroder Straße im heutigen Siegfriedviertel liegt übrigens an anderer Stelle !

Wohnplätze

Zur Riddagshausen gehör(t)en auch folgende, einzeln liegende Wohnplätze und Siedlungen:

  • Mastbruch: Pfalzgraf Heinrich übereignete 1224 dem Kloster Riddagshausen eine bis dahin an den Marschall Willekin verlehnte und von diesem verkaufte Holzgerechtsame im Wald Astbroch. Herzog Heinrich schenkte dem Kloster 1280 den Wald Astbrok. Diese Waldung zog sich nördlich der Helmstedter Straße vom heutigen Hauptfriedhof bis zur Kreuzung am Schöppenstedter Turm hin und ging dann in die Buchhorst über. Im 19. Jahrhundert wurden an der Straße eine Wegegeldeinnehmerhaus und später eine Ziegelei errichtet, die im 1. Weltkrieg ihren Betrieb einstellte. In den folgenden Jahren wurde der Wald gerodet und es entstanden Einfamilienhäuser, die zur Gemeinde Riddagshausen gehörten und mit dieser 1934 nach Braunschweig eingemeindet wurden.
  • Fischerhaus: Dieses Gebäude nordöstlich von Riddagshausen am Schapenbruchteil diente dem Fischmeister des Klosters als Wohnung und wird schon im Erbregister 1605 aufgeführt. In der Dorfbeschreibung von 1753 heißt es das Fischerhaus am großen Teiche und erhielt die Nr. ass. 17. Ein Kleines Fischerhaus am Forellenteiche, das die Nr. ass. 17 b trug, wurde anscheinend um 1837 abgebrochen.
  • Entenfang: Schon die Dorfbeschreibung von 1753 erwähnt dieses 0,7 km nordöstlich von Riddagshausen gelegene Entenfängerhaus, später auch als Entenmeisterhaus bezeichnet.
  • Grüner Jäger: 1744 ließ der Justitiar des Klosters Riddagshausen Selig an der Buchhorst einen Garten mit Wohn-, Gärtner- und Lusthaus anlegen. Seine Erben verkauften die Anlage an die Klosterratsstube, die sie ihrerseits mit Schankgerechtigkeit austattetet und ab 1777 verpachtete. Bis 1960 hielt hier auch die Eisenbahn von Braunschweig nach Helmstedt.
  • Mückenberg und Am Brotwege: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde westlich von Riddagshausen ein Feldhüterhaus auf der Mückenburg errichtet, auch als Feldhüterhaus am Moorteiche oder einfach nur als Mückenburg bezeichnet. Neben diesem Gebäude entstand um 1900 ein Bahnwärterhaus und nach 1925 weitere Häuser. Gleichzeitig wurden am östlich des Braunschweiger Hauptfriedhof nach Riddagshausen führenden Brotwege die Siedlung Am Brotwege erbaut.
  • Trainieranstalt: Der Hofjägermeister von Veltheim, Kammerrat von Veltheim-Destedt und Graf Gneisenau in Sommerschenburg erbauten 1839 an der Straße von Braunschweig nach Riddagshausen (heute Georg-Westermann-Allee) auf der Riddagshäuser Klosterländerei einen Rennstall mit Wohngebäude für den Trainer. Das Grundstück erhielt die Brandversicherungsnummer Riddagshausen Nr. ass. 25 und war auch nach dorthin eingepfarrt.
  • Im Nußberge: Östlich am Nußberg wurde etwa 1869 ein Haus als Eigentum des Infanterie-Regiments 92 erbaut. Es diente von 1871 bis 1880 als Militär-Schießhaus, von 1885 bis 1910 als Wachthaus für Schießstände und danach als Wohnhaus der Gemeinde Riddagshausen. 1925 wurde das Gebäude nach Braunschweig eingemeindet und 1962 abgerissen.
  • Zu den Linden: Erscheint nur im Ortsverzeichnis von 1885.
  • Buchhorst: Die Karte von Braunschweig und Umgebung von 1885 weist südöstlich von Riddagshausen einen Militärschießstand in der Waldung Buchhorst auf. Es wohnten hier auch der Aufseher der Anlage.
  • Moritzburg: Dieses im Ortsverzeichnis von 1890 bis 1900 und in der Reichskarte von 1929 eingetragene Wohnhaus stand an der Helmstedter Straße und wurde später in den Hauptfriedhof der Stadt Braunschweig einbezogen.
  • Jägerhof: Aufgrund des Gesetzes über die Errichtung einer Hermann-Göring-Stiftung wurden in der Nähe des Gasthauses Grüner Jäger an und in der Buchhorst mehrere Gebäudekomplexe errichtet. Die Einweihnung des Reichsjägerhofes Hermann Göring fand im Mai 1935 statt; 1939 wurden hier 60 Bewohner gezählt. Nach 1945 nutzte die niedersächsischen Forstverwaltung das Areal, u. a. als Forstamt Jägerhof und für das Forsteinrichtung- und Vermessungsamt.

Literatur

  • G. Hassel und K. Bege: Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg, Erster Band. Braunschweig 1802
  • Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig. Hildesheim, 1967

Quellen

  • Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen 1569 - 1814 (Niedersächsisches Staatsarchiv in Wolfenbüttel, Signatur 1 Kb 946 - 949)

Weblinks

Fußnoten

  1. steuerpflichtige Einwohner über 14 Jahre, laut Kopfsteuerliste (NStA WF 2 Alt 10503)
  2. konfirmierte Beichtkinder laut Pastorenliste


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