Berzischken
Hierarchie
Regional > Litauen > Berzischken
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Berzischken
Einleitung
Berzischken, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1540 Hans Bischof
- vor 1670 Bertschaiten, um 1670 Bartschaiten, 1777 Hans Bischoff, 1785 Hans Bischof, lit. Berziskiai[1]
- 1670 Bertschaiten, Bartschaiten[2]
- Bertzischken[3]
- Berczischken, Hans Bischoff[4]
- 1710-1728 Baitkatzen, Bartsayten, Bartszaiten, Bartszaten, Bartzaithzen, Berczaiten, Berczaten, Bergschaiten, Berszaiczen, Bertszaiten, Bertszaitiszken, Bertszaten, Berzaten[5]
- Lit. Name: Beržiškiai[6]
Namensdeutung
Der Name weist auf Birken.
- prußisch "berse, berze" = Birke
- "berzigele" = Birkenblüte
- preußisch-litauisch "beržta" = Birkenwald, das mit Birken bestandene Land
Allgemeine Information
- Dorf, 12 km nördlich von Heydekrug, gegründet vor 1670, 1939: 320 Einwohner[7]
- mit Dodischken[8]
- mit Dodischken[8]
Politische Einteilung
Berzischken ist 1785 ein melirtes Dorf, 1919 eine Landgemeinde.[9]
Berzischken gehörte 1905 zum Amtsbezirk Lapienen.[10]
1940 ist Berzischken Gemeinde und Dorf.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Berzischken gehörte 1905[11], 1912 und 1919[12] zum Kirchspiel Saugen, 1785[13] und vor 1844 allerdings zum Kirchspiel Werden.
Katholische Kirche
Berzischken gehörte 1905 zum katholischen Kirchspiel Szibben.[14]
Friedhof
In Berzischken gab es einen alten deutschen Friedhof. Es lag nahe des ehemaligen Ortskerns und nicht weit von der Schuste entfernt.
Der Friedhof von Berzischken liegt links eines Hofes. Die Zufahrt ist mehr oder weniger Ackerland. Man geht besser zu Fuß zum Friedhof. Er ist halbwegs gepflegt.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
Der Friedhof wurde fast zeitgleich auch von Matthias Knoop besucht. Es ist gut, die Gräber auch aus einer anderen Perspektive betrachten zu können:
Standesamt
Berzischken gehörte 1905 zum Standesamt Lapienen.[15]
Bewohner
- Bewohner von Berzischen
- 1791/92: Amts Heydekrug, Consignation von denen Decimenten, Pro anno 1791/92, Seite 52 Hans Bischoff [1]
- 1832: Consignation Personal Dezem an die Werdensche Kirchenkasse, Hans Bischof Seite 81,82 [2]
(Friedrich Jonathal wurde 1861 in Berzischken geboren. Die Familie lebte bis mind. 1891 in Berzischken und zog irgendwann vor 1895 nach Wilkomeden.)
Bauernhof August Makein
Auszug aus den Lebenserinnerungen von Alfred Neubacher
Meine Kinderzeit auf dem Makein'schen Bauernhof
Der Hof des Bauern August Makein in Berzischken, Kreis Heydekrug, gehörte schon zu den größeren Gehöften in meiner Heimat. Soweit ich mich erinnern kann, war er um die 400 Morgen (100 ha) groß, davon waren etwa 40 Morgen Wald. Der Hof grenzte direkt an die Gemeinde Saugen und lag an der einzigen Durchgangsstraße des Memellandes, die die Städte Tilsit und Memel verband. Bis zum Zentrum von Saugen waren es nur 500 Meter. Saugen, mit Kirche, Schule, Markt, einigen Geschäften und Handwerksbetrieben, bildete den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mittelpunkt des Kirchspiels Saugen. Zur Familie des Besitzers August Makein und seiner Frau Berta gehörten noch Sohn Max und Tochter Herta. Auf dem Hof waren ständig eine Magd und ein Knecht beschäftigt.Für saisonbedingte Arbeiten (z.B. Ernte) stellte man zusätzlich Tagelöhner ein.
Vieles, was heute selbstverständlich ist, war damals in meiner Heimat noch nicht vorhanden. So gab es zum Beispiel auf dem Lande noch keinen elektrischen Strom. Petroleum- und Gaslampen sorgten für Licht. Auch Wasserleitungen kannte man nur in den Städten. Das Wasser wurde meist aus einem Brunnen geschöpft. In der Küche und im Viehstall bei Bauer Makein war schon eine Wasserpumpe installiert, was die Arbeit wesentlich erleichterte. In der Mietwohnung meiner Eltern gab es diesen Komfort nicht. Meine Eltern mussten sich das Wasser aus dem Brunnen im Hof schöpfen. Das konnte im Winter sogar gefährlich werden, denn beim Schöpfen gefror das übergelaufene Wasser sofort und bildete bei längerem Frost eine sich ständig erhöhende Eisschicht, die eine gewisse Unfallgefahr bot. Das Häuschen mit dem „Herzchen“ stand im Hof. Im Winter bei strengem Frost oder in der Nacht machte man sein „Geschäft“ auf einem Eimer in der Wohnung.
Auf dem Makein'schen Bauernhof hatten sich meine Eltern nach ihrer Hochzeit im Jahre 1925 eine Wohnung gemietet. Die Wohnung bestand aus einem Flur, einer Küche, einer kleinen Stube und zwei großen Stuben und war ca. 85 qm groß. Zur Wohnung gehörte auch ein Kuh- und Schweinestall, ein Schuppen für Brennholz und Gerätschaften, ein Keller für Kartoffeln, zwei Dachböden für Heu und Stroh, ein Garten mit Obstbäumen, etwas Land für Gemüse und ein Stück Ackerland von ca. einem Morgen. Dazu kam noch ein weiteres etwa zwei Morgen großes Stück Pachtland. Dieses gemietete bzw. gepachtete Land benötigten meine Eltern zum Anbau von Kartoffeln und Roggen und als Weide für unsere Kuh. Den winterlichen Bedarf an Heu für die Kuh lieferte eine eigene Wiese in Laugallen und in Schieszgirren bei Heydekrug. Damit war es meinen Eltern möglich, einen Teil der Grundnahrungsmittel (Brot, Kartoffeln, Milch, Butter, Gemüse) für den eigenen Bedarf teilweise oder ganz zu decken. In den wirtschaftlich schlechten Zeiten des Memellandes war dies auch notwendig, um die Lebensverhältnisse zu verbessern.
Mein Vater hatte als selbstständiger Handwerker (Maler), zwar immer genügend Arbeit, bloß auf die Bezahlung der Rechnungen musste er oft lange warten, sodass es immer wieder an Bargeld fehlte. Auf diesem Hof habe ich das Bauernleben kennengelernt, was mir in meinen späteren Jahren sogar ein bisschen geholfen hat. Ich erfuhr, dass die Arbeiten dort sehr stark von den Jahreszeiten und vom Wetter (viel mehr als heute) abhängig waren.
Wenn ich das Leben meiner Eltern aus heutiger Sicht betrachte, dann wird mir erst so richtig bewusst, wie hart und mühsam es war. Ein Hauptnahrungsmittel ist die Kartoffel. Meine Eltern bauten selbst so viel an, dass der Ertrag für ein ganzes Jahr reichte. Im Frühjahr half Opa Neubacher meinen Eltern beim Kartoffelpflanzen. Mit seinen Pferden pflügte er Furchen, in die zunächst der Kuhdung gestreut und an-schließend die Saatkartoffeln von Hand eingelegt wurden. Heute wird das „Kartoffelsetzen“ maschinell durchgeführt. Die Kartoffelernte gehörte mit zu den schwersten Arbeiten meiner Mutter. Kniend rutschte sie von Staude zu Staude, um die im Erdreich liegenden Kartoffeln mit einer Hacke auszugraben und aufzusammeln. Als ich etwa 11 Jahre alt war, musste ich meiner Mutter dabei helfen. Mit besonderer Freude habe ich diese Arbeit nicht verrichtet. Bei den Bauern war es etwas einfacher, die meisten besaßen einen Kartoffelroder, der die Kartoffeln aus ihren Stauden heraus warf, die man dann nur noch aufzusammeln hatte. Diese Arbeit wurde meist von jüngeren Menschen und älteren Kindern verrichtet. In den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges, als ein Mangel an Arbeitskräften bestand, wurden auch Schüler aus den oberen Klassen der Volksschule zur Kartoffelernte eingesetzt. Nicht weniger anstrengend als die Kartoffel- war die Roggenernte. Was mein Vater mit der Sense mähte, wurde von meiner Mutter zu einem Bündel (Garbe) gerafft und mit einigen Halmen zusammengebunden. Es waren Arbeiten, die in gebeugter Haltung verrichtet wurden und meist bei hochsommerlichen Temperaturen stattfanden. Die Garben stellte man zu Hocken auf, diese mussten erst abtrocknen, bevor sie in eine Scheune gefahren und später gedroschen werden konnten. In einer Dreschmaschine werden die Roggenkörner von den Halmen getrennt und laufen automatisch in Säcke. Den Roggen lagerte mein Vater auf dem Dachboden über unserer Wohnung. Als ich stark genug war, unseren Handwagen mit einem Sack Roggen zu Pades Mühle zu ziehen, um ihn zu Mehl mahlen zu lassen, wurde ich mit dieser Arbeit beauftragt. Diese Arbeit habe ich immer gerne gemacht, denn der Betrieb in der Mühle war für mich immer sehr interessant. Aus dem Mehl backte dann meine Mutter ein vorzügliches Vollkornbrot. Dazu eine kleine Anekdote: Eines Tages hatte meine Mutter gerade ihr Brot gebacken, als plötzlich Onkel Franz aus Berlin, der mit Tante Cläre seine Mutter und seine Schwestern in Mestellen besuchte, auch bei uns unangemeldet vorbei kam. Meine Mutter war zwar erfreut, ihren Bruder und ihre Schwägerin zu sehen, aber nicht auf einen Besuch vorbereitet. Sie sagte ihren Gästen, „ich kann Euch nur Brot mit Butter und Kaffee anbieten“, denn in den Augen meiner Mutter war es für Besucher nur eine bescheidene Kost. Um so erstaunter war ich, was Tante Cläre zu Onkel Franz sagte: „So ein gut schmeckendes Brot habe ich in meinem Leben noch nie gegessen, und auch der Kaffee ist hervorragend“. Das Brot war reines Roggenbrot und der Kaffee reiner Malzkaffee, den meine Mutter selbst geröstet hatte. Für mich war dies eine überraschende Aussage, denn uns Kindern schmeckte ein sogenanntes „Feinbrot“ (Mischbrot) vom Bäcker viel besser. Wenn wir manchmal ein solches Brot vom Bäcker zu holen hatten, konnten wir meist dem Duft des frischen Brotes nicht widerstehen und knabberten es auf dem Heimweg schon an.
Mit freundlicher Genehmigung von Alfred Neubacher
Verschiedenes
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
- ↑ Preußisches Urmesstischblatt 1860 © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
- ↑ Werden Taufenbuch 1710-1728
- ↑ GOV: http://gov.genealogy.net/
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
