Bottrop

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Hierarchie Regional > Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Bottrop

Lokalisierung der Stadt Bottrop in Nordrhein-Westfalen

Name

Um 1092 Borgthorpe, um 1150 Borthorpe.

Lage der Stadt

Junge Industriesiedlung im Ruhrgebiet mit kleinem alten Kern und ausgedehnten, aufgelockerten bergbaulichen und industriellen Außenbezirken in etwa 60 m H. auf den welligen südwestl. Ausläufern des Recklinghäuser (Vestischen) Landrückens unmittelbar nördl. der unteren Emscher.

Ursprung des Ortes

Ort zuerst um 1092 erwähnt; dann um 1150, Kirche damals abgabenpflichtig an Kloster Deutz.

Stadtgründung

Stadtrecht

Durch Erlaß des preußischen Staatsmini¬steriums vom 21. 7. 1919 wurde der Ldgm. Die Städteordnung verliehen.

Gerichtsstättem

Freistuhl in Beckram, Bauerschaft Fuhlen-brock, Ksp. Bottrop (1403).

Bottropp als Siedlung

Herkunft der Bevölkerung

Die um 1150 erbaute Kirche in Bottrop wurde zum Sammelpunkt der sonst selbständigen Bauerschaften, die jahrhundertelang bestanden. Daran lehnten sich beim Ausbau des Kohlenbergbaus die Wohnsiedlungen der einzelnen Zechen an und bildeten 1954 die Stadtteile

  • Fuhlenbrock,
  • Eigen (früher Schlangenholt),
  • Schlangenholt (später Eigen),
  • Boy,
  • Welheim,
  • Lehmkuhle.

Dadurch wurde die Stadt sehr weiträumig und aufgelockert bebaut. Der aus dem planlos gewachsenen Dorf gebildete Kern lag um die alte Cyriakuskirche. Als Erweiterung der Hauptstraße an der Kreuzung von je 3 Haupt- und Nebenstraßen liegt der Pferdemarkt im Verkehrsmittelpunkt des alten sternförmigen Straßennetzes, das durch Umgehungsstraßen ergänzt ist.

Zugewinn 1975

Gebäude

Rathaus in neuklassizistischem Stil vollendet 1916. Cyriakuskirche erwähnt um 1150, jetziger Bau 1861/62. Die Glocke der alten Kirche (1425) vor dem Rathaus aufgestellt. St. Johannes-Kirche in der Boy 1898. Herz-Jesu-Kirche 1902, wegen Bergschäden abgebrochen, Neubau 1928/29. Liebfrauenkirche Eigen 1910. St. Michel 1913. St. Luidger in Fuhlenbrock 1928/29. St. Joseph in Batenbrock 1914/18. St. Matthias in Ebel 1938. St. Peter 1939. St. Paul in Eigen 1950. St. Antonius in Welheim 1951. St. Suitbert in Vonderort 1953/54. Ev. Martinskirche am Pferdemarkt 1884, ev. Kirche in Ebel 1938, Gnadenkirche Eigen 1951, ev. Bethaus Fuhlenbrock 1954.

Haus Welheim wurde um 1230 Kommende des Deutschen Ordens Ordens, Neubau 18. Jh. Die Knippenburg um 1350, erbaut von einem Essener Ministerialengeschlecht, 1885 von der Arenbergischen AG. erworben. Seit etwa 1250 die adligen Häuser Schlangenholt (wohl im 30jährigen Krieg zer¬stört) und Haus Hove.

Kriegsschäden 2.Weltkrieg

  • Besonders in den Außenbezirken, in der Zentralkokerei und vor allem in den Anlagen der Ruhröl GmbH. Zerstört von 28 Schulen: 5 völlig, 10 schwer beschädigt. Die meisten Kirchen beschädigt.
  • Schloß Welheim bis auf die Grundmauern zerstört. Knippenburg schwer beschädigt.

Bevölkerung

Einwohner vor 1800

1782: 1600 E.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kb. St. Cvriakus seit 1673.
  • ev. Kirchengem, ab 1884.
  • Adreßbücher: 1911, 1914, 1920, 1925, 1930/31, 1938, 1951.

Einwohner nach 1800

1815: 2178 E., 1818: 2214 E., 1843: 3065 E., 1858: 3871 E., 1871: 5396 E., 1885: 9755 E., 1895: 18 015 E., 1905: 34 284 E., 1910: 47 131 E., 1914: 68 017 E., 1919: 72 790 E., 1933: 86 218 E., 1939: 83 385 E., 1945: 77 489 E., 1946: 80 724 E., 1950: 93 268 E., Februar 1953: 100 000 E., 1954: 103 135 E.

Sprache

Die Überschreitung der Emscher durch den Kohlenbergbau hat die mundartlichen Verhältnisse des ursprünglich rein ländlichen Gebietes stark verändert, auch fremdsprachliche Einflüsse gebracht. 1920 waren 11 510 Einwohner fremdsprachig (einschließl. 2030 Ausländern), meist Polen. Die Alteingesessenen halten aber auch in Bottrop an der Mundart fest. Sie gehört in den Grenzraum Essen-Gronau, der westfälische, niederrheinische und niederländische Einflüsse aufweist. Kennzeichen: enk 'euch', get 'ihr' (Mischform aus git und it), baun 'bauen', meiht ' (sie) mähen'.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

1423 Bewilligung eines Kram- und Viehmarktes um Michaelis, seit 1783: 4 und seit 1825: 5 solcher Märkte. 1938 bzw. 1950 noch 18 Viehmärkte jährlich. Allg. bis Mitte 19. Jh. vorwiegend Landwirtschaft. Seitdem durch den Kohlenreichtum der Emschermulde rasche Entwicklung des Bergbaus: Zechen seit 1856, 1872, 1896, 1905, 1910/12, 1913. Zentralkokerei der Rheinstahlwerke seit 1928, mit 1,5 Mill. Tonnen Koks jährlich, seit 1950 wieder auf Vorkriegsstand. Hydrierwerk Ruhröl GmbH, seit 1938, Wiederaufbau 1954 abgeschlossen. Benzol- und Ammoniakfabrik der Rheinischen Stahlwerke. Neue große Zechenanlage fertiggestellt 1949/50. Hilfsindustrien des Bergbaus: Stahlbau 1906, Eisenkonstruktionen 1945 und 1946. Eisengießerei 1949. Bekleidungsindustrie. Bauunternehmen und Ziegeleien: 1878, 1898, 1906, 1910. Formsand für Eisengießereien, Ausfuhr nach Übersee. Holzindustrie 1954 (Bau- und Möbelschreinerei).

Verkehr

Bottrop liegt 1954 an der alten Straße über den Recklinghäuser (Vestischen) Landrücken nach Gladbeck-Recklinghausen (-Münster), deren Aufgaben nun (1954) übernommen sind durch die Autobahn Köln-Hannover-Berlin, welche Bottropp 3 km nördl. der Stadtmitte schneidet. Landstraßen nach Gelsenkirchen, Essen, Mühlheim/Ruhr, Oberhausen, Sterkrade und Gladbeck. Straßenbahnen vom Pferdemarkt aus nach allen Städten der Umgebung. - Eisenbahnlinien: Oberhausen-Bottrop-Süd-Gelsenkirchen-Dortmund (1873). Oberhausen-Osterfeld-Bottrop-Nord-Dorsten-Rheine (1879), Oberhausen - Bottrop-Hauptbhf. - Bottrop-Boy - Gladbeck-West - Hamm (1905), Essen - Bottrop-Hauptbhf. -Bottrop-Boy - Gladbeck - Dorsten (1921). 4 Bahn¬höfe : Hauptbahnhof, Nord, Süd und Boy. 2 Häfen am Rhein-Herne-Kanal. 4035 Schiffe erbrachten 1953 einen Gesamtgüterumschlag von fast 2,5 Mill. Tonnen (davon 51 000 Tonnen Gütereingang).

Stadtbedeutung

Bottrop war bis Ende des 20. Jahrhunderts vor allem wichtig durch den Bergbau.

Verwaltung

Rat

Das Ksp. Bottrop unterstand dem kurkölnischen Statthalter des Vestes Recklinghausen, dessen ausführende Organe Amtsführer und Amtsfron waren. Die einzelnen Bauerschaften hatten meist 2 Vorsteher, nach jährlicher Wahl oder abwechselnd in gewisser Reihenfolge. Ihnen war ein Bauernbote für Botengänge zugeteilt. Das Amt Bottrop ist eine Gründung der französ. Zeit. Seit dem 11. 2. 1811 besitzt es selbständige Amtsverwaltung. 1843 Einführung der westfäl. Landgemeindeordnung: Amtmann, Gemeindevorsteher und 12 Gemeindeverordnete. 1919 Bürgermeistereiverfassung.

Gericht

Um 1400 wird der Freistuhl Im Beckram, Bauerschaft Fuhlenbroek, Ksp. Bottrop erwähnt. 1595 Überweisung des Ksp. Bottrop an den Dorstener Gerichtsbez. (bis dahin zu Recklinghausen). Friedensgericht in Dorsten 1808-13. Landgericht Dorsten 1815, seit 1849/50 Kreisgericht Dorsten. Von hier aus wurden in Bottrop Gerichtstage abgehalten. Amtsgericht Bottrop 1879.

Landesherrschaft

Landesherren

Als Ort des Vestes Recklinghausen gehörte Bottrop seit 12. Jh. zum Kurfürstentum Köln. Hzt. Arenberg 1803. Großhzt. Berg 1811. Kgr. Preußen, Prov. Westfalen 1815. Land Nordrhein-Westfalen 1946.

Kriegerische Ereignisse

Schützenbruderschaften in kurkölnischer Zeit. Schützenkorporalschaften in den Bauerschaften.

Siegel, Wappen, Fahnen

Wappen ab1975

Stadtwappen von 1926 bis 1975 zur kommunalen Neugliederung: In silbernem Schilde ein schwarzes Krückenkreuz, belegt mit rotem Herzschild, aus dessen unterem Rand eine silberne Faust hervorbricht, die einen silbernen Bergmannshammer (Fäustel) schwingt. Stadt¬farben: Weiß-Rot. Stadtfahne: In 7 Bahnen weiß und rot gestreift, im oberen Drittel das Stadtwappen auf weißem Grunde.

Finanzwesen

===Münzwesen=== Notgeld. 1917: 10, 50 Pfg. Zink, Eisen. - 1919: 10 Pfg. Eisen. Folgende Ausgaben in Papier. 1914:1/2, 1, 2 M. 1922: 100, 500 M. 1923 (zusammen mit Gladbeck und Osterfeld): 17 Werte von 50 Ts. bis 20 Billionen.

Stadtgebiet

Eingemeindung der Ortsteile Vonderort und Vogelheim 1929. Der Rhein-Herne-Kanal wurde zur Südgrenze. Stadtgebiet 1858: 3683 ha, 1951:4201 ha.

Im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen wurden zum 1. Januar 1975 die kreisfreien Städte Bottrop und Gladbeck sowie die kreisangehörige Gemeinde Kirchhellen (Bottrop) des Kreises Recklinghausen zur neuen Stadt Bottrop zusammengeschlossen.

Die Stadt Gladbeck klagte gegen diesen Zusammenschluss und erreichte eine Korrektur der Gebietsreform. Mit Wirkung zum 1. Juli 1976 schied Gladbeck wieder aus und wurde kreisangehörige Stadt des Kreises Recklinghausen. Kirchhellen (Bottrop) verblieb bei Bottrop, das somit seine heutige Ausdehnung erreichte.

Kirchenwesen

Bistümer

Bottrop gehörte bis 1821 zum Erzbt. Köln, seitdem Bt. Münster. Dekanat (Archidiakonat) Dortmund bis 161 2, dann Dekanat (Komissariat) Vest Reckling¬hausen. Dekanat Dorsten 1864, Dekanat Bottrop 1916.

Reformation

Bis um 1850 fast rein kath. Ev. Superintendentur Recklinghausen.

Bekenntnisse

1890: 12 695 Kath., 891 Ev.; 1900: 22 500 Kath., 2239 Ev.; 1910: 40 934 Kath., 6031 Ev.; 1920: 58 989 Kath., 15 440 Ev.; 1932: 61681 Kath., 19 833 Ev.; 1939: 58 855 Kath., 18 920 Ev.; 1946: 57 427 (71 %) Kath., 19 430 Ev; 1950: 64 267 Kath., 24 216 Ev.

Juden

Wohlfahrtspflege

Krankenhaus Marienhospital 1868, Neubau 1932. Kath. Waisenhaus 1899. Säuglingsheim und Altersheim 1924. Knappschaftskrankenhaus und ev. Waisenhaus 1931. Gesundheitshaus der Arenberg-Bergbau-Gesellschaft 1952. Mehrere Berglehrlings- und Bergknappenheime. Elektrizität 1896. Wasserleitung 1897. Kanalisation 1903. Kläranlage 1929. Gasversorgung 1901/02.

Bildungswesen

Schulen

Gründung der 1. Schule am 31. 1. 1652 durch Pfarrer Rutger Baten, die ortsansässigen adligen Häuser und das Ksp.; Verbindung der Antoniusvikarie mit der Pfarrschule 1790-1840. 2. Schule (in der Boy) 1828/30. Mädchenschule 1869. Schule Eigen I 1879, II 1892 usw. 1. ev. Volksschule 1884. 1939 und 1950: 31 Volksschulen in allen Stadtteilen. - Rektoratsschule 1869, Gymnasium 1906, mit Realgymnasium 1919. Höhere Mädchenschule 1896, Lyzeum 1914, Oberlyzeum 1922. Realschule 1927. Gewerbliche Berufsschule 1893. Bergvorschule (Träger: Westfälische Berggewerkschaftskasse, Bochum) 1898. Träger der Volks- und Mittelschulen ist das Land, der höheren Schulen und der Berufsschule die Stadt.

Theater

1954 Gastspiele der Städt. Bühnen Essen, Bochum, Oberhausen, Gelsenkirchen usw. auf der Grundlage fester Jahres verträge. Regelmäßig Konzerte des städt. Musikvereins unter einem städt. Musikdirektor, mit auswärtigen Orchestern.

Zeitungen

Bei der Druckerei Postberg: Bottroper Volksztg. 1881-1940 (Zentrum), seit 1948 CDU.

Quellen der Stadtgeschichte

Quellen

Sammlungen

  • Stadtarch. z. T. zerstört.
  • Arch, der Cyriakuspfarrei Bottrop.
  • Vestisches Archiv in Reckling¬hausen.
  • Staatsarchive Münster und Düsseldorf.
  • Erzbischöfliches Diözesanarchiv Köln.
  • Stadt¬bibliothek;
  • Städt. Bücherei.

Bibliografie

  • H. Corsten, Bibliogr. des Ruhrgebietes (1943).
  • H. Heiberg, Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen, in: DDG 37 (1936).
  • Aloys Dickmann, Vorgesch. von Bottrop und Umgebung mit geogr. Ausblicken, in: Vestisches Jb. 51 (1949).
  • Aloys Dickmann, Frühgesch. von Bottrop und sei¬ner Nachbarschaft, ebd. 53 (1951).
  • Aloys Dickmann, Gesch. der Cyriakuskirche zu Bottrop im Rahmen der nieder¬rheinisch-westfälischen Landesgesch., 1. Teil bis 1862, ebd. 50 (1948). * Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. Ldkr. Recklinghausen usw. (1929).
  • Joh. Bernh. Frie, Beitr. zur Gesch. der Stadt Bottrop Heft 1-3 (191S-21).
  • Aloys Dickmann, Bottrop im Wandel der Zeiten, im Adreßbuch der Stadt Bottrop (1930/31).
  • Adolf Dorider, Das Vest Recklinghausen, in: Stadt- und Kreishandbücher des Westfälischen Heimatbundes, Bd. 7 (1949).
  • Stadt Bottrop, Jahresbericht 1. 4. 1945 - 31. 3. 1949 (1951).
  • R. Schetter, Zur Großstadtwerdung Bottrops 23. 2. 1953, Festschrift (1953).
Kreise und kreisfreie Städte im Regierungsbezirk Münster (Bundesland Nordrhein-Westfalen)
Kreise: Borken | Coesfeld | Recklinghausen | Steinfurt | Warendorf
Kreisfreie Städte: Bottrop | Gelsenkirchen | Münster
bis 1975 außerdem die Kreise: Ahaus | Beckum | Lüdinghausen | Münster | Tecklenburg

Patenschaft

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