Bad Salzuflen
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Lippe > Bad Salzuflen
Lokalisierung der Stadt Bad Salzuflen innerhalb des Kreises Kreis_Lippe |
Name
„Midufulli" 779; „Medofulli" (779 ?); „uilla Middelesten Uflen" 1146; „Ufflen" 1209; „villa Uflen" 1259; „Uflen" 1277, später Uffelen, Saltuffelen
Familie
- „Thidericus de Ufle" 1208.
Frühbesitz
1259 besaß Kloster Segenstal in Vlotho den Zehnten in Uffeln.; 1277 verkaufte das Kloster Schildesche dem Mindener Domkapitel 1 Haus in Uffeln.
Landschaftslage
Bad Salzuflen liegt im Übergangsgebiet des Ravensberger Hügellandes zum Lippischen Bergland 70-100 m hoch in der geschützten und durch Hanglößbedeckung fruchtbaren Werremulde am sanft ansteigenden Südwest - Hang eines 210 - 260 rn hohen waldigen Höhenrückens. Der Stadtkern liegt beiderseits des Salzebachs nahe dessen Mündung in, die Bega und deren Mündung in die Werre etwa 10 m über den Flußanen.
Im Stadtbereich befanden sich 1955 sechs Sol- und Therheilquellen (38 °). 2 km südöstlich die Industriestadt Schötmar, die baulich mit Bad Salzuflen 1955 bereits weitgehend verwachsen war
Ortsursprung
In der Gemarkung Uflen im Agau lagen im 12. Jhdt. die Orte Salzuflen, Mitteluflen (später Dorf Uflen und Uflen genannt), Ritteruflen, Quaduflen und Gestringen. Die Höfe, in Salzuflen, Salzkotten genannt, gehörten teils zu Ämtern der Abtei Herford, teils zum Paderborner Amt Heerse (historisch) (1618 von Lippe angekauft). Salzuflen. im 14. Jhdt. Ort mit städtischen. Rechten der Grafschaft Sternberg (Urk. 1322). Nach völliger Zerstörung aller Siedlungen 1447 während der Soester Fehde durch tschechische Söldner des Erzbisehofs Dietrich von Köln Neuaufbau nur von Salzuflen unter Einbeziehung der Bewohner der vorgenannten Dörfer.
Stadtgründung
Stadtrecht
Vor 1322 wahrscheinlich Stadtrechte vom aligen Stadtherrn Graf von Sternberg; 1488 Bestätigung der alten Rechte und Gleichstellung mit den lippischen Städten durch den Edlen Bernhard VII. zur Lippe. Soester Stadtrecht wie Lippstadt und Lemgo, von wo Belehrung geholt werden sollte.
Stadtbezeichnung
Bis ins 16. Jh. schwankt Bezeichnung als Wigbold und Stadt, dann immer Stadt.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Die Altstadt (seit, 1447) ist fast kreisförmig, Mittelpunkt das Salzwerk mit dem Salzbrunnen. 400 m Durchmesser, rund 125.000 qm Fläche. Stadtmauer (noch um 1850 stellenweise 6 -7 rn hoch) mit 3 Warttürmen und 3 Haupttoren: Herforder Tor, Ostertor, Heskamper oder Vlothoer Tor. Schnittpunkt zweier alter Handelswege. Nebentor: Schliepsteiner „Pforte" (zu den Weiden und zum Stadtwald). An der Landwehr im Norsosten, 2,5 km von der Stadt am alten Wege nach Vlotho, ein 4. Wartturm (Stumpfer Turin). Tore, 2 Warttürme und große Teile der Stadtmauer seit Mitte des 19. Jhdts. abgebrochen. Marktplatz am östlichen Ufer der Salze am Fuße des Hallenbrinkes, des letzten Ausläufers des Berglandes.
Um 1850 erste Häuser außerhalb des Mauerrings, um 1880 Entstehung sogenannter Neustadt mit dem Neumarkt, seit 1895 Badeviertel um Kurhaus, Kurmittelhäuser und Kurpark nördlich der Altstadt, seit 1918 Bebauung der Asenberger Heide, seit 1933 Stadtrandsiedlung Elkenbrede an der nordwestlichen Stadtgrenze. Neues Industriegelände vor 1954 an der Landstraße nach Herford. Kurpark (25 ha) im Salzetal.
Gebäude
Kapelle (Unserer Lieben Frau) oberhalb des Marktes 1410, ausgebaut zur Pfarrkirche seit der Reformation 1531, Neubau nach Brand von 1762, 1955 reformierte Kirche. Lutherische Kapelle 1862. Lutherische Kirche 1892. Katholische Kirche 1898. Rathaus gotisch von 1545, Renaissancegiebel um 1600. Bürgerhäuser: Steinbauten 16. Jhdt., zahlreiche Fachwerkbauten mit Schnitzereien Ende 16. Jhdt. und Anfang 17. Jhdt. Spital abgebrannt 1762. 3 Verwaltungsgebäude der Stadt. Amtsgericht 1879. Postamt am Salzhofplatz 1927. Stadtmühle am Eintritt der Salze in die alte Stadt, außer Betrieb seit 1925. Stadt. Schleifmühle am Schwarzwasserbach im Stadtwald im 18. Jh. noch vorhanden.
Brände
Größere Brände: im 30jährigen Krieg (ein Viertel der Stadt) und 1762 (Kirche, Pfarr- und Lehrerhäuser, Schule, Spital und 13 Bürgerhäuser). 1624-66: 106 Häuser zerstört.
Bevölkerung
Herkunft/Einwohnerzahlen
Zuzug bis 1880 fast nur aus der Nachbarschaft. Um 1880 Eichsfelder als Arbeiter für die Stärkefabrik, seit 1905/06 Zuzug von Gewerbetreibenden, Rentnern und Pensionären vorwiegend aus dem Ruhrgebiet.
1624: 359 Bürger (etwa 1900 Einwohner); 1666: 204 Bürger und 59 Bürgerwitwen als Hausbesitzer, 1776: 1.056 Einwohner (1. lippische Volkszählung).
Seuchen
Pest 1636 (454 Tote in 6 Monaten); Typhus 1899.
Bevölkerungsverzeichnisse
Bürgerbücher 1607-86, 1702-1885. Bürger-und Lagerbücher von 1623, 1633, 1645, 1665, 1702, 1778 und 1806. Adreßbuch 1951.
Kirchenbücher
Im Pfarrarch. der ref. -Kirchengem. ein Kirchenstuhlregister 1654-1762, Kb. ab 1762 vollständig (die älteren 1762 verbrannt).
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- Bad Salzuflen, 1840 - 1875 (ev.) Geburten Heiraten, Tote, Konfirmationen
- Bad Salzuflen, Stadt 1810 - 1875 (Juden) Geburten Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Heinrich Weldige, Maler, Anfang 17. Jh.
- Dr. Heinrich Hasse, Stadt- und Amtsarzt, * 05.02.1791, + 11.12.1864 Salzuflen, Gründer des Bades (auf seine Anregung entstand 1818 die erste Solbadeanstalt des staatl. Salzwerks).
- Dr. Rudolf Brandes, Apothekenbesitzer, Hof- und Medizinalrat, * 18.10.1785, + 03.12.1842 Salzuflen
- Eduard Hoffmann, * 12.09.1831 Magdeburg, + 16.12.1894 Salzuflen, Gründer der Hoffmann's Stärkefabriken AG. und der dt. Reisstärkeindustrie.
Jüngere Einwohnerzahlen
Stadtgebiet von 1955, im Jahre 1818: 1.288 Einwohner (E.), 1843: 1.726 E., 1858: 1.598 E., 1864: 1.791 E., 1871: 2.072 E., 1885: 3.923 E., 1895: 4.665 E., 1905: 5.834 E., 1910: 6.544 E., 1919: 8.718 E., 1925: 8.776 E., 1933: 10.022 E., 1939: 11.502 E., 1946: 14.199 E., 1950: 14.842 E., 1953: 16.000 Einwohner.
Sprache
Die Mundart von Salzuflen liegt in dem Zwischengebiet Detmold - Bückeburg zwischen dem Westfälischen und dem mik- Gebiet ; sie ist von Emma Hoffmann ihrer Arbeit zugrunde gelegt und zeichnet sich aus durch besonders auffällige Entwicklungen der Selbstlaute: müu `mir' und `mich', rūie 'Rüde, Hund', häut 'heiß' u. a., ferner: eck sin 'ich bin', juww 'euch', jui 'ihr', bubben `bauen', mägget `(sie) mähen'.
- Die Ratsprotokolle seit 1560 hochdeutscher Mundart.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt sind ihre Salzquellen. Die älteste Urkunde über eine geregelte Salzgewinnung stammt von 1048. Als Besitzer der Salzhäuser - Salzkotten - werden das freiweltliche Damenstift Herford, die Klöster Corvey, Marienfeld und Abdinghof zu Paderborn, die Grafen von Schwalenberg und Sternberg, die lippischen Edelherren, Adlige der Umgegend und später auch Salzufelner Bürger genannt. Allmählich gingen diese Salzkotten ganz in den Besitz Salzufelner Bürger über; es bildete sich eine Genossenschaft der Salzsieder, über die der Rat der Stadt die Aufsicht führte, die Genossenschaft der „Salz¬verwandten" mit 48 Salzkotten. Die Mitglieder der „Salzkärrnergilde" setzten das Salz in der Grafschaft Lippe (hier durfte nach einem alten Privileg nur Salzkottener Salz verkauft werden), in der Grafschaft Ravensberg und in den Bistümern Paderborn, Münster und Osnabrück ab. Um 1600 war daneben der Leinwandhandel bedeutend (1629 allein 2.000 Ellen Leinwand nach Amsterdam geschickt).
Der 30jährige Krieg vernichtete diese Blüte. 1766 erwarb die Landesherrschaft das Salzwerk. Graf Simon-August zu Lippe baute neue Siede¬anlagen und legte draußen vor der Stadt die ersten Gradierwerke an. 1803: I. Bohrung auf Sole, 63 m (der alte Salzbrunnen wird zu¬geschüttet), weitere Bohrungen: 1833-39 (216 m), 1889-91 (400 m), 1905/06 (534 m, kohlensäure¬reiche Kochsalztherme), 1913 (54 m), 1921: 2. Thermalquelle (1.023 m), weitere Bohrungen geplant. 1818: 1. Solbadeanstalt, 1855/56: I. Badehaus, 1924: neue Saline (Abbruch der alten Saline in der Stadtmitte, heute Salzhofplatz, hier 1934 neuer Überbau über der Pan¬linenquelle mit Reliefs von der Geschichte des Salz¬werks.
Zahl der Kurgäste: 1906: 8.500, 1913: 19.100, 1920: 24.500, 1929: 29.000, Sommer 1938: 29.399 (mit 508.000 Übernachtungen), 1949: 18.600 und 1953: über 30.000 Kur¬gäste. Mit der Entwicklung des Bades ent¬stand als 1955 für die Stadt wichtigster Er¬werbszweig das Gaststätten- und Fremden¬heimgewerbe mit (1939) 5.000 Fremdenbetten in konzessionierten Betrieben. Daneben Her¬stellung von stärkehaltigen Nahrungsmitteln, Erzeugnissen der Papierverarbeitung und Rolidach¬pappen (mehrere Betriebe der Hoffmann`s Stärke¬fabriken AG.), von Salzfabrikaten (durch die Verwaltung des Lippischen Staatsbades Salzuflen), Möbeln, Likören, Mineralwasser, Zigarren (4 Be¬triebe); 1954 neu: Pelzwaren.
Verkehrseinrichtungen
Salzkotten liegt an der Kreuzung alter Handels¬straßen: Herford - Salzkotten - Lemgo und Lage -Salzkotten -Vlotho, 1955 entsprechend Bundesstraße Her¬ford - Detmold und die Straßen nach Lemgo, Vlotho, Oeynhausen, Detrnold und Gerlinghausen. Zufahrt zur Autobahn Hannover-Köln (1938) in Ahmsen (4 km westlich). Hauptbahn¬strecke Detmold –Salzkotten - Herford (1881). Elektrische Schmalspurkleinbahn nach Herford und Vlotho (1900).
Umgebungsbedeutung
Salzkotten ist 1955 in erster Linie Kurort.
Verwaltung
Rat
„Burmester" und Konsuln bereits 1322. Nach der Stadtwerdung (1488) Bürgermeister und Rat nach Lippstädter, das ist Soester Recht. Erste Lippische Städteordnung 1843, abgeändert 1886, 1907, 1928 und nach 1945.
Gericht
Ein herrschaftlicher Richter, der im Namen seines Herrn die niedere Gerichtsbarkeit aus¬übte, bereits im 13. Jh. genannt. Später über¬nahm dieses Amt der Stadtschreiber (Syndikus). Das Stadtgericht wurde erst bei der Trennung von Verwaltung und Justiz in Lippe am 01.10.1879 aufgehoben. In Kriminalsachen gehörte die Stadt zum Gogericht auf dem Heyenloh, später zu den landesherrlichen Gerichten.
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Salzuflen, Bad (vor 1322, Stadt 1921), Urkunden- und Bürgerbuch (Stadtarchiv Bad Salzuflen I, 1). Darin: Bürgerverzeichnis 1549, Alphabetisches Bürgerregister 1608-1681. — Bürgerbuch 1704-1806 (Stadtarchiv Bad Salzuflen V, 1). — Bürgerbuch 1806-1850 (ebd. V, 2. — Generalprotokoll der Bürgeraufnahmen und Eide 1799-1831 (ebd. V, 3). — Bürgeraufnahmen 1835-1866 (ebd. V, 4). — Bürgerrollen mit Datum der Bürgeraufnahme 1844/45 (ebd. V, 5), 1852-1862 (ebd. V, 6), 1863-1871 (ebd. V, 7).
Landesherrschaft
Landesherren
Um 1000 gehörte das Stadtgebiet im Agau zur Grafschaft eines comes Hahold. Nach seinem Tode schenkte Kaiser Heinrich II. diese Grafschaft 1011 der Kirche zu Paderborn. Nach Entstehung der Territorialherrschaft gehörte Salzkotten zur Grafschaft Sternberg, verkauft 1377 an die Grafen von Schaumburg, von diesen um 1400 - 1528 an die Edeln Herren zur Lippe verpfändet.
1640 erhebt Paderborn nach dem Aussterben der Schaum¬burger Grafen Anspruch auf Salzkotten als heimgefallenes Lehen. Rechtsstreit zwischen Lippe und Paderborn erst 1781 durch Vergleich zugunsten Lippes entschieden. Salzkotten bleibt lippisch ; Grafschaft Lippe seit 1530, Fürstentum Lippe seit 1807, 1918 Land Lippe.
- 1947 mit Lippe zu Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold.
- Stadt Schötmar und Gemeinden: 16. Jh. — 1731 Vogtei Schötmar im Amt Detmold, 1731-1879 Amt Schötmar, 1879-1932 Verwaltungs- und Landratsamt Schötmar, 1932-1972 zum Kreis Lemgo, 1973 zum Kreis Lippe.
Zeitzeichen 1895
- Salzuflen, Stadt in Deutschland, Fürstentum Lippe, an der Salza
- Zuständigkeiten/Einrichtungen: Amtsgericht Salzuflen, Postbezirk, Telegrafenanstalt Eisenbahnstation Linie Detmold <> Herford, Heilanstalt (skrophulöse Kinder).
- Einwohner: 4.289
- Gewerbe: Fabriken (Stärke), (Zigarren, Kautabak, Düten), (Stärke aus Reis), Ziegeleien, Salzwerk, Solbad.
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Wehrhoheit
Die Wehrhoheit hatte der Landesherr, der die Bürger zur Verteidigung der Landesgrenzen aufbieten konnte. Die waffenfähigen Männer der 4 Stadtviertel bildeten 16 Rotten unter je einem Rottenmeister. Bürgermeister und Rat hatten die Be¬fehlsgewalt innerhalb des Stadtgebietes (Wachen für die Warttürme und die Tore).
Schützengilden
Schützengesellschaft wohl spätestens im 16. Jhdt. gegründet. Erneuerte Schützenordnung 1676. Neugründung der Schützengesellschaft 1950.
Garnison
1. Weltkrieg: Garnison des Ersatzbatailons 4. Magdeburger Inf.-Rgt. 67.
Wappen
In Blau ein sechseckiger Brunnenschacht mit zwei silbernen (weißen) Galgenbäumen, an denen vorn ein steigender, hinten ein sinkender goldener (gelber) Eimer hängt; darüber ein goldener (gelber) achtstrahliger Stern.
Herkunft und Bedeutung
Die 1969 neu gebildete Stadt Bad Salzuflen hat mit Genehmigung vom 31. März 1970 fast unverändert das alte Stadtwappen von Bad Salzuflen übernommen. Das Wappenbild fußt auf dem seit 1375 nachweisbarem Siegelbild der Stadt, bei dem aber die stilistischen Änderungen des frühen 17. Jahrhunderts berücksichtigt wurden. Es charakterisiert die Bedeutung, die der Salzbrunnen für die Geschichte des Ortes hat. Der Stern weißt auf die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Sternberg hin.
Geschichte
Geschichtlicher Abriss
Archive und Bibliotheken
Archive
Weblinks
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Genealogische Webseiten
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Zufallsfunde
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