Nidden

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Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Plan von Nidden von Paul Jsenfels
Nidden - Italienblick auf den Dorfteil Purwin

Hierarchie

Regional > Litauen > Nidden

Regional > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Nidden


Einleitung

Nidden, Kreis Memel, Ostpreußen.

Name

Der Name wurde vermutlich aus Kurland importiert und bezieht sich auf Wasser.

  • idg. "neid, nid" = fließen, strömen

Geschichte

Nidden, der größte Ort auf der Kurischen Nehrung, wurde bereits 1437 erwähnt und erhielt 1529 seine älteste Handfeste bezüglich eines Kruges. Die ursprüngliche Lage des Ortes bis 1675 lag gut 5 km weiter südlich jenseits der Hohen Düne am Grabscher Haken (prußisch "grabis" = Berg). Die zweite Dorflage von Nidden befand sich von etwa 1675 bis in die 30-iger Jahre des 18. Jh. direkt am Ostseestrand, etwa auf der Höhe des Grabscher Haken. 1709 wurde durch die Pest fast die gesamte Bevölkerung hingerafft. Der von Agnes Miegel in ihrem Gedicht "Die Frauen von Nidden" geschilderte Pestfriedhof liegt etwas südlich von der zweiten Ortslage.

Die Bevölkerung sprach kurisch, mit den Gästen selbstverständlich deutsch. Südlich von Nidden wurde dagegen kaum noch kurisch sondern deutsch und plattdeutsch gesprochen. Nidden war ein Ort, der gerne von Künstlern aufgesucht wurde. Es gab eine Künstlerkolonie, und Thomas Mann bewohnte dort zeitweise eine eigene Villa, von der man einen herrlichen Blick auf das Haff genießen kann. Berühmt ist Nidden auch wegen seiner bis heute noch nicht befestigten Wanderdüne.

Auf dem Urbo Kalnis (kurisch „ausgehöhlter Berg“) steht seit 1874 ein Leuchtturm mit Blinkfeuer. Sehenswert in der dritten Ortslage von Nidden ist nach wie vor der Friedhof mit den heidnischen Grabkreuzen, der vom ostpreußischen Maler Lovis Corinth gemalt wurde.


Schule

1743 wurden in Schwarzort und Nidden Schulmeister angesetzt, deren Schulhäuser 1745 erbaut wurden. 1792 zählte Schwarzort 26 Schüler: 14 Knaben und 12 Mädchen. An Schulbüchern waren gegen Ende der 18. Jh. in Gebrauch: Bibel, Gesangbuch, Rambachs Heilordnung, Hübners biblische Historien, der Kinderfreund, ein "Wirthschaftskatechismus". 1780 konnte von den 18 Schulzen des Amtes Althof nur ein einziger seine Gehaltsquittung mit seinem Namen unterschreiben: Engelin aus Nidden.




Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Ansicht der Niddener Kirche von Süden
Kirchenfenster von Nidden, 2009
Alte Ansicht des Altarraumes der Niddener Kirche
Ansicht des Altarraumes der Niddener Kirche, 2009
Pfarrerliste in der Kirche von Nidden, 2009
Orgelprospekt in der Kirche von Nidden, 2009

Evangelische Kirche

Niddens evangelische Pfarrkirche ist relativ neu. 1832/33 wurde ein einfaches Wohnhaus zur Kirche eingerichtet. Vorher gehörte der Ort zum Kirchspiel des versandeten Dorfs Kunzen, ab 1797 zu Schwarzort. Nidden wurde 1854 zusammen mit Preil und Perwelk zu einem eigenen Kirchspiel zusammengefasst. Der Altar und die Kanzel stammen noch aus der Zeit der Zusammenlegung mit Kunzen.

Zugehörige Ortschaften

Zum Kirchspiel Nidden gehörten 1912 folgende Ortschaften:

Klooschen Forstgutsbezirk, Nidden Dorf, Forst u. Leuchtturm, Perwelk, Preil Dorf u. Forst.


Kirchenbücher

Die Kirchenbücher von Nidden gelten als verschollen.


Katholische Kirche

Nidden gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.


Standesamt

Zugehörige Ortschaften

Zum Standesamt Nidden gehörten 1888 und 1907 folgende Ortschaften:

Nidden, Perwelk, Preil.

Standesamtsregister

Eine wertvolle Hilfe angesichts der fehlenden Kirchenbücher von Nidden stellen die Zweitbücher des Standesamtes Nidden dar, die im Standesamt I in Berlin lagern. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.

  • Geburten 1874-1938.
  • Heiraten 1874-1885, 1887-1929, 1932-1938.
  • Sterbefälle 1874-1885, 1887-1915, 1918-1938 (1887 unvollständig).


Bewohner

Gedenktafel für Thomas Mann an seinem Sommerhaus, 2009

Unter folgenden Straßen bzw. Ortsteilen sind die Einwohner von Nidden aus dem Jahre 1942 aufgeführt:

Am Haken, Dorfstraße, Dünenweg, Leuchtturmweg, Purwin, Seestraße


Weitere Einwohner von Nidden, die in verschiedenen Quellen ohne Adresse (Straße) angegeben sind, befinden sich auf folgende Seite:


Friedhof

Der Friedhof in Nidden weist noch viele Grabdenkmäler aus deutscher Zeit auf. Hier zunächst eine sehr kleine Auswahl, die Horst Warthun zur Verfügung gestellt hat und aus dem Jahre 2004 stammt:

Alte Ansicht des Niddener Friedhofes zur deutschen Zeit
Restauriertes Eingangstor zum Niddener Friedhof
Bild Ort Nidden Friedhof 002.JPG
Bild Ort Nidden Friedhof 004.JPG
Kurische Grabtafeln aus Holz, zum Teil modern, aber nach alten Vorlagen
Grab von Johann Sakuth und Martin Sakuth
Bild Ort Nidden Friedhof 003.JPG
Bild Ort Nidden Friedhof 005.JPG
Grab von Hermann Blode
Grab von Else Engelin



Verschiedenes

Dichtung

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Hohe Düne bei Nidden


Die Frauen von Nidden
von Agnes Miegel

Die Frauen von Nidden standen am Strand,
Über spähenden Augen die braune Hand,
Und die Boote nahten in wilder Hast,
Schwarze Wimpel flogen züngelnd am Mast.


Die Männer banden die Kähne fest
Und schrien: "Drüben wütet die Pest!
In der Niedrung von Heydekrug bis Schaaken
Gehn die Leute im Trauerlaken!"


Da sprachen die Frauen: "Es hat nicht Not,
Vor unsrer Türe lauert der Tod,
Jeden Tag, den uns Gott gegeben,
Müssen wir ringen um unser Leben,


Die wandernde Düne ist Leides genug,
Gott wird uns verschonen, der uns schlug!"
Doch die Pest ist des Nachts gekommen,
mit den Elchen über das Haff geschwommen.


Drei Tage lang, drei Nächte lang,
Wimmernd im Kirchstuhl die Glocke klang.
Am vierten Morgen, schrill und jach,
Ihre Stimme in Leide brach.


Und in dem Dorf, aus Kate und Haus,
Sieben Frauen schritten heraus.
Sie schritten barfuß und tief gebückt
In schwarzen Kleidern bunt bestickt.


Sie klommen die steile Düne hinan,
Schuh und Strümpfe legten sie an,
Und sie sprachen: "Düne, wir sieben
Sind allein noch übrig geblieben.


Kein Tischler lebt, der den Sarg uns schreint,
Nicht Sohn noch Enkel, der uns beweint,
Kein Pfarrer mehr, uns den Kelch zu geben,
Nicht Knecht noch Magd ist mehr unten am Leben.


Nun, weiße Düne, gib wohl Acht:
Tür und Tor ist dir aufgemacht,
In unsre Stuben wirst du gehn
Herd und Hof und Schober verwehn.


Gott vergaß uns, er ließ uns verderben.
Sein verödetes Haus sollst du erben,
Kreuz und Bibel zum Spielzeug haben,
Nur, Mütterchen, komm, uns zu begraben!


Schlage uns still ins Leichentuch,
Du unser Segen, - einst unser Fluch.
Sieh, wir liegen und warten ganz mit Ruh"
Und die Düne kam und deckte sie zu.


Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Teilauswertung zu Nidden: Memelland, OFB

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

GOV-Kennung NIDDENKO05MH
Name
  • Nidden Quelle (${p.language})
  • Nida (1923) Quelle Seite 1087 (${p.language})
Typ
  • Wohnplatz
w-Nummer
  • 66132
externe Kennung
  • nima:-2617145
  • geonames:596612
Karte
   

TK25: 0692

Zugehörigkeit
Übergeordnete Objekte

Nidden, Nida ( LandgemeindeGemeindeGemeindebezirk) Quelle

Nidden, Nidden (Kurische Nehrung) (1907) ( Kirchspiel) Quelle S.158/159

Untergeordnete Objekte
Name Typ GOV-Kennung Zeitraum
Nidden, Nidden (Kurische Nehrung)
         Kirche
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