Hutmacher

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Berufs- und Ständebeschreibung: Die Handwerker, organisiert in ihren Amt, ihrer Zunft oder Gilde waren in den Städten des HRR maßgend bei der Wahl der lokalen Bürgermeister und des Rates („Deutsches Städtebuch“).

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handwerk > Hutmacher

Berufsbezeichnung

  • Bedeutung:Verfertigt aus Wolle oder Haaren die Filzhüte und schwärzt sie mit der Hutschwärze, atramentum pileorum (lat.). Der Berufsstand hatte sich aus den Berufen Wollschläger, Lodenweber und Tuchmacher entwickelt. (Weitere interessante Informationen in der Quelle nachzulesen)

Name

  • Hutmacher, Putzmacher oder Modistin, ein im 18. Jahrhundert ein Handwerk für die Handelsgruppe der Galanteriewaren
  • historisch: "Hüter", "Hoedemaaker" (ndd.)

Handelsware

1798: Hüte sind eine bekannte und bedeutende Handelsware. Man hat Hüte von feinem Rohr, von Stroh in allen Farben, von Binsen, Bast, Pappe, Leder u.s.w., alle diese, in sofern sie fein sind, sind Waren der Galanteriehändler und auf mancherlei Weise ausgeschmückt und zubereitet. Die Art Hüte, von denen hier die Rede ist, sind diejenigen, die aus Tierhaaren und Wolle, aus Seide Wollengras und mancherlei andern Materialien von den Hutmachern (Putzmacher oder Modistinnen), deren es überall gibt, häufig verfertigt werden.

Qualitätsangebote

Unter den Hüten, welche vorzüglich in den Handel kommen (1798), sind unstreitig die englischen die besten, schönsten und dauerhaftesten; diesen folgen die französischen, die belgischen, die dänischen und dann die deutschen. Es ist aber zu bemerken, dass nicht an einem Platz lauter gemeine oder mittelfeine und am anderen lauter feine Hüte gemacht werden, sondern dass an jedem Ort, wo nur einigermaßen Hutmachareien von Belang sind, man alle Gattungen zugleich macht.

Hauptsorten

Ohne auf die Form von den Hüten noch auf ihre Farbe Rücksicht zu nehmen, welche letztere indessen doch meist schwarz ist, kann man ungefähr nachstehende Hauptsorten von Hüten annehmen: a) Große, mittel und feine Wollhüte. Diese werden aus zweischüriger Sommerwolle, ein Teil Lammswolle und ein wenig Kamelhaar gemacht, die feinsten davon sind die sogenannten Kernhüte. b) Mittelfeine oder sogenannte Bußhüte. Diese werden mehrenteils aus feiner englischer Lammswolle und etwas dänischer Wolle gemacht, und mit Kamelhaar überzogen, oder auch etwas Haenhaare zugesetzt. c) Gie Bauchhaarnen Hüte. Dieses sind auch noch ordinaire Hüte, und von den vorgehenden nur dadurch unterschieden, dass sie mehr Zusatz von Hasen-, Kanienchen- oder Ziegenhaaren bekommen haben. d) Rückenhaarne Hüte. Diese bestehen aus etwas Rückenhaaren vom Bieber, übrigens aus Kamel- und Kaninchenhaaren. e) Viertelkastorhüte. Diese macht man entweder ganz von Hasenhaaren, oder setzt ein Viertel Kamelhaar oder Vigognerwolle (Lamahaar) zu, endlich werden sie mit Bieberhaar überzogen. f) Halbkastorhüte. Diese sind halb aus Bieber- und halb aus Hasenhaaren mit etwas wenig Vigognerwolle (Lamahaar). g) Dreiviertelkastorhüte. Sie werden aus einem Teil Kaninchen- und zwei Teilen Bieberhaaren gemacht. h) Ganzkastorhüte. Diese sind aus zwei Teilen bebeizter Bieberhaare gemacht. i) Seidenhüte. Diese macht man (1798) erst seit einigen Jahren, besonders in Berlin und Regensburg. Man nimmt dazu zwei Tele oder die Hälfte Seide von den (Web-)Stuhlabgängen der Seidenwirker. In Regensburg hat Hr. Pastor und Superintendent Dr. Schäffer, 1787, Versuche angestellt, Hüte Wollengrase (Linagostis) und gezupfte Seide, mit Zusatz von Hasenhaaren machen zu lassen, und der Erfolg fiel sehr gut aus. Man macht nunmehr in Regensburg und auch in München teils Hüte von einem Teil gezupfter Seide und zwei Teilen Hasenhaare, teils von einem Teil Wollengras oder der Samenwolle der Schwarzpappel und zwei Teilen Hasenhaare, teils auch von Seide, Hasenhaaren und Wollengras zu gleichen Teilen. Diese Hüte sind ungemein leicht, haben ein seidenartiges Ansehen und Gefühl und sind daneben dauerhaft.

Untersorten

Die vorgedachten Hauptgattungen der Hüte haben wieder verschiedene Untersorten, je nachdem man sie feiner, besser oder gröber und geringer bestellt.

  • Ein guter Hut muß nicht allzu schwer und plump sein, guten und derben Filz haben, eine schöne, schwarze, dauerhafte Farbe besitzen, und sich durch eine angemessene Appretur auszeichnen.

Vigognehüte

Von den halben und ganzen Castor- oder Bieberhüten ist unter dem eigenen Artikel schon das Nötige bemerkt. Hier sin d noch der Vigognerhut (Schapeaux dauphins oder Loutres) zu gedenken. Man macht sie aus Vigognerwolle, die mehr oder weniger mit Bieberhaar versetzt wird, je nachdem man diese Hüte mehr oder weniger fein haben will. Oft wird statt des Bieberhaars das feine Haar von den Rupfhasen oder Seidenkaninchen zugesetzt; Fischotterhaar kann nie dazu gebraucht werden, weil es nicht filzt, daher der Name „Chapeaux loutres“ ein Unding ist. Die „Chapeaux de sept forster“, sind auch nichts anderes als Vigognerhüte.

Candebecs

Die berühmten „Candebecs“ , eine Art feiner Haare von Lamawolle, Straußpflaumen und Kamelhaar, haben ihre Benennung von der kleinen französischen Stadt gleichen Namens,die im Departement von der Eure liegt, und wo die ersten Hüte dieser Art gemacht wurden. Jetzt (1798) macht man sie überall nach, besonders zu Rouen und Falaise.

=Florentiner

Von feinen Strohhüten oder florentiner Hüten schickt Italien und vornehmlich Livorno viele in den Handel, imgleichen kommen auch eine Menge Strohhüte, sowohl feine als ordinaire aus der Schweiz und dem Schwarzwald.

Seidenhüte

Man macht jetzt (1798) auch ganz seidene, baumwollene, gestrickte und gewirkte, lackierte und mehr andere Arten Hüte. Zu München macht der Hutfabrikant, Herr Gigglberger ungemein leichte Hüte aus einem Teil Samenwolle des Weiderichs und Pappelbaums, und einen Teil gebeizter Hasen- oder Kaninchenhaare

Manufakturen

Die vorzüglichsten Hutmanufakturen sind (1798) zu Hanau, Offenbach, Wien, Berlin, Erlang, Bamberg, Prag, Hamburf und Kassel.

Zünfte, Gilden

Hutmacherzünfte werden ab Mitte des 14. Jahrhunderts in den Städten erwähnt, gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschwinden sie zwar, aber das Handwerk besteht weiterhin. Während der Blütezeit des Hutmacherhandwerks zählten die Hutmacher zu den wohlhabenderen Handwerkern. Zur Sicherung des Wohlstandes erließen einzelnen Zünfte lokal sehr scharfe und restriktive Verordnungen. Die Basler Zunft zum Beispiel erlaubte jedem Meister maximal zwei Helfer, entweder ein Lehrling und ein Geselle oder zwei Lehrlinge oder zwei Gesellen.

Der Druck durch fremde und ausländische Waren aus Manufakturen war im 19. Jhdt. zu groß, um eine wirtschaftliche lokale Produktion aufrecht zu erhalten..