Ahnenimplex: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Ahnenimplex''', auch als ''Ahnenverlust'' oder ''Ahnenschwund'' bekannt, bezeichnet in der [[Genealogie]] (Familienforschung), wenn eine Person (Proband) zweimal bzw. auch mehrfach von einem [[Ahn|Ahnen]] bzw. Ahnenpaar abstammt. Es besteht somit über mindestens zwei Abstammungslinien eine Verbindung zwischen Ahnen und [[Proband]]. | '''Ahnenimplex''', auch als ''Ahnenverlust'' oder ''Ahnenschwund'' bekannt, bezeichnet in der [[Genealogie]] (Familienforschung), wenn eine Person (Proband) zweimal bzw. auch mehrfach von einem [[Ahn|Ahnen]] bzw. Ahnenpaar abstammt. Es besteht somit über mindestens zwei Abstammungslinien eine Verbindung zwischen Ahnen und [[Proband]]. | ||
Ursache für den Ahnenimplex ist, dass zwei Personen heiraten, die gemeinsame Vorfahren haben. Bei den Kindern dieser beiden Personen tritt dann der Ahnenimplex ein, denn sie stammen sowohl über die väterliche Linie als auch über die mütterliche Linie von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar ab. Auch bei allen Nachkommen der Kinder ist dann der Ahnenimplex gegeben. | Ursache für den Ahnenimplex ist, dass zwei Personen heiraten, die gemeinsame Vorfahren haben. Bei den Kindern dieser beiden Personen tritt dann der Ahnenimplex ein, denn sie stammen sowohl über die väterliche Linie als auch über die mütterliche Linie von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar ab, die dann als Mehrfachahnen bezeichnet werden. Auch bei allen Nachkommen der Kinder ist dann der Ahnenimplex gegeben. Die Verbindungen zwischen dem Probanden und den Mehrfachahnen laufen immer über zwei oder mehr Geschwister, die die Kinder der Mehrfachahnen sind, so dass diese Geschwister zur eindeutigen Kennzeichnung der Verbindungen verwendet werden können. Unter den Nachfahren dieser Ahnengeschwister gibt es dann Personen, die untereinander geheiratet haben. | ||
== Heirat von Cousin / Cousine == | |||
Hier ist der einfachste, heute in Deutschland gesetzlich erlaubte<ref>§ 1307 BGB verbietet lediglich Ehen in gerader Linie und zwischen Geschwistern</ref>, Ahnenimplex dargestellt, der sich für einen [[Proband]]en ergibt, dessen Eltern Cousin und [[Cousine]] sind. | |||
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== Onkel / Nichte == | Die Ahnengeschwister haben hier die Nummern 5 und 6. | ||
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== Heirat von Onkel / Nichte == | |||
Auch generationenübergreifender Ahnenimplex ist möglich, hier in der einfachsten (heute in Deutschland ebenfalls gesetzlich erlaubten) Möglichkeit, wenn die Eltern eines Probanden Onkel und Nichte sind: | |||
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Die Ahnen mit den Kekule- | Die Ahnengeschwister haben hier die Nummern 2 und 6. Die Ahnen mit den Kekule-Nummern 8 bis 11 sind in dieser Grafik nicht dargestellt. | ||
== Bedeutung des Wortes Implex== | == Bedeutung des Wortes Implex== | ||
Nach Globalwörterbuch Lateinisch-Deutsch, Verlag Klett, Stuttgart/Dresden 1995: "''Implexus: Verwicklung, Verschlingung, Verknüpfung''" - wohl hier auch noch passend: Verflechtung. | Nach Globalwörterbuch Lateinisch-Deutsch, Verlag Klett, Stuttgart/Dresden 1995: "''Implexus: Verwicklung, Verschlingung, Verknüpfung''" - wohl hier auch noch passend: Verflechtung. | ||
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== Vergleiche == | == Vergleiche == | ||
*[[Blutsverwandtschaft]] | *[[Blutsverwandtschaft]] | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Computergenealogie/Register/A#Ahnenschwund|Artikel zu Ahnenimplex]] im Magazin [[Computergenealogie]] | * [[Computergenealogie/Register/A#Ahnenschwund|Artikel zu Ahnenimplex]] im Magazin [[Computergenealogie|COMPUTERGENEALOGIE]] | ||
* Ebersbach, Günther, W.: ''Gedanken über den Ahnenschwund'', in: [[Blätter für fränkische Familienkunde]], Bd. 12, 1984, Heft 1, S. 2-11 | * Ebersbach, Günther, W.: ''Gedanken über den Ahnenschwund'', in: [[Blätter für fränkische Familienkunde]], Bd. 12, 1984, Heft 1, S. 2-11 | ||
* Friedrich Theodor Richter: Einleitung zu: [[Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts (Oertel)|Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des 19. Jahrhunderts]] von Dr. Friedrich Maximilian Oertel, 3. Aufl. Leipzig 1877 (F.A.Brockhaus). | * Friedrich Theodor Richter: Einleitung zu: [[Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts (Oertel)|Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des 19. Jahrhunderts]] von Dr. Friedrich Maximilian Oertel, 3. Aufl. Leipzig 1877 (F.A.Brockhaus). |
Version vom 6. April 2024, 16:14 Uhr
Ahnenimplex, auch als Ahnenverlust oder Ahnenschwund bekannt, bezeichnet in der Genealogie (Familienforschung), wenn eine Person (Proband) zweimal bzw. auch mehrfach von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar abstammt. Es besteht somit über mindestens zwei Abstammungslinien eine Verbindung zwischen Ahnen und Proband.
Ursache für den Ahnenimplex ist, dass zwei Personen heiraten, die gemeinsame Vorfahren haben. Bei den Kindern dieser beiden Personen tritt dann der Ahnenimplex ein, denn sie stammen sowohl über die väterliche Linie als auch über die mütterliche Linie von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar ab, die dann als Mehrfachahnen bezeichnet werden. Auch bei allen Nachkommen der Kinder ist dann der Ahnenimplex gegeben. Die Verbindungen zwischen dem Probanden und den Mehrfachahnen laufen immer über zwei oder mehr Geschwister, die die Kinder der Mehrfachahnen sind, so dass diese Geschwister zur eindeutigen Kennzeichnung der Verbindungen verwendet werden können. Unter den Nachfahren dieser Ahnengeschwister gibt es dann Personen, die untereinander geheiratet haben.
Heirat von Cousin / Cousine
Hier ist der einfachste, heute in Deutschland gesetzlich erlaubte[1], Ahnenimplex dargestellt, der sich für einen Probanden ergibt, dessen Eltern Cousin und Cousine sind.
Die Ahnen der oberen Reihe der nachfolgenden Grafik haben folgende Kekule-Nummern:
(8)..(9)...(10+12)..(11+13)...(14)..(15)
Die Ahnengeschwister haben hier die Nummern 5 und 6.
Heirat von Onkel / Nichte
Auch generationenübergreifender Ahnenimplex ist möglich, hier in der einfachsten (heute in Deutschland ebenfalls gesetzlich erlaubten) Möglichkeit, wenn die Eltern eines Probanden Onkel und Nichte sind:
Die Ahnen der oberen Reihe der nachfolgenden Grafik haben folgende Kekule-Nummern:
(4+12)..(5+13)....(14)..(15)
Die Ahnengeschwister haben hier die Nummern 2 und 6. Die Ahnen mit den Kekule-Nummern 8 bis 11 sind in dieser Grafik nicht dargestellt.
Bedeutung des Wortes Implex
Nach Globalwörterbuch Lateinisch-Deutsch, Verlag Klett, Stuttgart/Dresden 1995: "Implexus: Verwicklung, Verschlingung, Verknüpfung" - wohl hier auch noch passend: Verflechtung.
Vergleiche
Literatur
- Artikel zu Ahnenimplex im Magazin COMPUTERGENEALOGIE
- Ebersbach, Günther, W.: Gedanken über den Ahnenschwund, in: Blätter für fränkische Familienkunde, Bd. 12, 1984, Heft 1, S. 2-11
- Friedrich Theodor Richter: Einleitung zu: Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des 19. Jahrhunderts von Dr. Friedrich Maximilian Oertel, 3. Aufl. Leipzig 1877 (F.A.Brockhaus).
- Rudolf Schäfer: Ahnenverluste; in: Familiengeschichtliche Blätter (1925) Leipzig, 23.Jg., H. 7, Sp. 185-198. (erstmals mit zahlreichen Abstammungs-Grafiken der Verwandtenehen und Angabe der angehäuften Ahnen-Nummern nach Stephan Kekule von Stradonitz bei jedem Mehrfachahnen).
- Arndt Richter: Verwandtschafts- und Implexberechnungen; in: Computergenealogie (1987), Heft 7, S.186-190. (PDF 48kB)
- Weert Meyer und Arndt Richter: Richtige Vergleichswerte beim "Ahnenverlust" (Implex); in: Hessische Familienkunde (2002) Bd. 26, Heft 4,Sp. 251-260.
- Implex-Berechnung ik, Anhang zur Ahnenliste Arndt Richter in AMF-Schriftenreihe Nr. 220 (Sept. 2010), Nachtrag Nr.1, Tab. 3 (PDF 7KB)
- Siegfried Rösch: Über den Verwandtschaftsgrad (PDF) - Zugleich als wohlverdienter Nachruf für den kürzlich verstorbenen großen Genealogen Wilhelm Karl Prinzen von Isenburg. Aus: Familie und Volk (1957) Bd. 6 , S. 313 - 317
- Siegfried Rösch: Die Ahnenschaft der Königin Kleopatra VII (PDF). Aus: Familie und Volk (1961) Bd. 4, S. 396 - 402
Weblinks
- Umfangreiche Literaturauswahl zum Thema "Ahnenverlust" (Implex)
- Artikel Ahnenverlust. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (in Deutsch).
- Artikel Pedigree collapse In: Wikipedia, the free encyclopedia
Fußnoten und Einzelnachweise
- ↑ § 1307 BGB verbietet lediglich Ehen in gerader Linie und zwischen Geschwistern