Kuwertshof

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Hierarchie

Regional > Litauen > Kuwertshof

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Kuwertshof

Kuwertshof im Mai 2010 (Bild: Katharina Schroeter)



Einleitung

Kuwertshof, Kreis Heydekrug, Ostpreußen.


Name

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Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutung

Der Name weist auf den Besitzer Kuwert. Dieser Name dürfte ein kurischer oder schalauischer Spitzname sein, wie der Eintrag aus der Türkensteuerliste von 1540 andeutet (siehe Verschiedenes). Der Alternativname Osten sagt, dass es sich um einen Hafen handelt, während Dumbel auf das Klima weist.

  • lettisch "skver" = Gerücht verbreiten, reden, schnattern
  • kurisch "uoaste" = Hafen
  • prußisch "ostas" = Hafen
  • prußisch “dumis“ = Rauch, Nebel, Dunst


Allgemeine Information

  • 1785 Erbfreigut, 1919 Gutsbezirk[6]
  • Gut (und Gemeinde), am Südufer der Atmath, 9 km westlich von Heydekrug, 1939: 427 Einwohner, ein Leuchtturm und ein Schöpfwerk 1,9 km westl. des Gutes[7]


Politische Einteilung

1785 gehörte Kuwertshof zum Amt Ruß[8]
1940 ist Kuwertshof eine Gemeinde mit dem Gut Kuwertshof und den Dörfern Schiesz, Schieszkrandt und Tulkeragge[9].


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Kuwertshof gehörte 1785 und 1919 zum Kirchspiel Ruß[10].


Geschichte

Die Schirftstellerin Charlotte Keyser [1] schildert in der Familienchronik "Und immer neue Tage" die Geschichte der Familie Kywert.

Demnach stammt der Amtmann und Ortsgründer Christoph Kywert mütterlicherseits von der aus Hamburg gebürtigen Memeler Kaufmannsfamilie Kroeger und väterlicherseits vom kurländischen Adligen Heinrich von Kywert ab. Da der Sohn Johann Kroeger Landwirt werden wollte statt Kaufmann, kauften ihm die Eltern das Gut Jagst bei Kinten. Die älteste Tochter Dorothea Kroeger, ebenfalls wie alle Kinder noch in Hamburg geboren, heiratete den Herrn Heinrich von Kywert, der eines abends bei Unwetter als Begleitung des wegen politischer Wirren in Preußen aufgewachsenen und nur gelegentlich in die Heimat reisenden Herzog Friedrich von Kurland im Kroeger´schen Haus Schutz sucht. Heinrich von Kywert stirbt während der Pest 1710. Sein ältester Sohn Casimir Kywert war ein reicher Mann und betrieb eine große, für damalige Verhältnisse luxuriöse Posthalterei mit 40 Pferden in Nidden. Dem dritten Sohn David Kywert gehörte der einsame "Kreuzkrug" zwischen Kinten und Feilenhof, der besonders während des Winters gut besucht war, weil viele Fremde von hier aus per Schlitten über das gefrorene Haff zur Nehrung fuhren. Seine ebenfalls ledige Schwester Antonie Kywert führte ihm den Haushalt. Der mittlere Sohn Christoph Kywert war 1743 Amtmann in Ruß und nannte sein dort erworbenes Gut "Kywertshof".


Jenny Kopp schreibt in ihrem Buch "Beiträge zur Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes", erschienen 1913, folgendes zu Kuwertshof:

"Das heutige Gut dieses Namens hat vor Zeiten aus einigen kleinen Inseln an der Mündung des Atmatstromes am Haff bestanden und erlangte durch Versandungen und Landanwürfe seine spätere Gestalt. Das ursprünglich Dumbalkrug benannte Terrain erhielt seinen jetzigen Namen durch den Amtsrat Kuwert. Diese Familie soll früher von Adel gewesen sein. Der Kammerjunker eines Herzogs von Kurland kam in die Memeler Gegend, kaufte Spitzhut, und führte den Namen Kuwert. Er vermählte sich mit der Tochter des Andreas Hamburger um die Wende des 18. Jahrhunderts. Die Hamburger sind weit über ein Jahrhundert Besitzer des Gütchens Jatzischken gewesen. Als die Pest 1711 Memel und Umgebung heimsuchte, brachte Kuwert Frau und Kinder zu seinem Schwager, dem Fischmeister Johann Hamburger auf Jatzischken, und wollte sie bald darauf besuchen. Dieser hatte jedoch, um jeden Verkehr abzuschneiden, die Kähne von der Minge aufs Land bringen lassen und gestattete nicht, dass Kuwert, der versicherte, noch ganz gesund zu sein, hinüber gefahren wurde. Darauf sah Kuwert seine Familie vom Ufer aus, nahm von ihr Abschied, kehrte nach Spitzhut zurück und starb binnen acht Tagen an der Pest!

Sein Sohn Johann Gottfried Kuwert, Wachtmeister bei der Kavallerie, heiratete eine Patschker aus Russ, und erhielt denjenigen Anteil dieses Domänenamtes, den der Amtsrat Radecke (später Radtke genannt) auf Althof-Memel gepachtet hatte. Die andere Hälfte war im Besitz des Johann Hamburger. Johann Gottfried Kuwert soll ein stattlicher Mann gewesen sein, der mit blauem Überrock und rotem Kragen einherging, er verstand Umstände zu nutzen, und ein reicher Mann wurde. Er brachte mit der Zeit Krakerort, den Krug in Kinten, Weppern, Feilenhof, Rugul, Tulkeragge und den Dumbalkrug an sich, zu dem er mehrere Grundstücke zukaufte, und diesem den Namen Kuwertshof gab; auch die Krüge in Windenburg und Minge wurden sein Eigentum.

Seine Söhne hinterließen keine männlichen Erben und seine Besitzungen kamen nach seinem, um 1768 erfolgten Ableben durch Heirat der Witwe an den Amtsrat Brandenburg in Ruß. Dieser verkaufte 1780 14 Morgen für 2500 Florin ab, und besaß in Kuwertshof 4 Hufen oletzkoisch im Wert von 3166 Talern. Dieser Christian Friedrich Brandenburg heiratete in zweiter Ehe Johanna Henriette Gertrud Cöler.

Seine Tochter Amalie heiratete Franz Wilhelm Radtke, Oberamtmann auf Heydekrug, das er 1818 käuflich vom Fiskus erwarb, und brachte ihrem Gatten Kuwertshof zu. Ihr Sohn John Radtke übernahm, als der Vater 1840 in Kuwertshof gestorben, diesen Besitz, erbaute ein neues herrschaftliches Wohnhaus, verkaufte jedoch 1851 die Hälfte des Gutes an einen Johnson, von dem sie nach Übergang an verschiedene Besitzer 1899 wieder an einen Herrn der Familie Radtke gelangte; es war dies Franz Radtke, Sohn des 1818 geborenen Julius (Bruder von John Radtke) und dessen Gemahlin geb. von Zobeltitz. Die andere Hälfte von Kuwertshof hatte John Radtke seinem Schwiegersohn Julius Habedank-Schillgallen überlassen, der sie parzellierte.

Franz Radtke verkaufte 1912 Kuwertshof mit Tulkeragge, in Summa 2000 Morgen, an die Magdeburger Güterbank. [11]

Für die Zeit nach 1912 fehlen hier noch Informationen.

1939 wurde Dr. Ernst Neumann für den "vorbildlichen Kampf als Führer der Memeldeutschen" und als "Entschädigung für die erlittene Gefängnisstrafe und Belohnung für sein Eintreten für das Deutschtum" das Gut Kuwertshof übertragen. [12]

Bewohner


Verschiedenes

  • 1540 Nicla Kwirth, instmann in Zcyße zahlt Türkensteuer: 2 ß vor 1 pferdt, 2 1/2 ß vor 5 zcygenn, 3 d vor 1 schweyn
  • 1736 Amtmann Kuwert in Jonel Weppern Amt Ruß, notiert unter "Cöllmer"
  • 1736 Amtmann Kuwert in Krakerort Amt Ruß
  • 1739 Fridrich Couwert in Minge, notiert unter "Die Kölmischen Krüge""
  • um 1850 "Sterbende Wälder und verschüttete Dörfer waren die Ergebnisse des Vorrückens der Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung. Waldbrände, Sturmfluten, vor allem aber starke Entwaldung, besonders während des Siebenjährigen Kriegs, gaben den Anstoß zum Wandern. Der Kampf gegen die Wanderdünen wurde systematisch erst im 19. Jahrhundert aufgenommen. Die Arbeit von Björn, Senftleben, Kuwert und anderen musste aber Stückwerk bleiben, weil die richtige Methode noch nicht gefunden war. Wilhelm Franz Epha gilt zu Recht als der Bezwinger der Wanderdünen." (http://www.memelland-adm.de/Historische%20Ereignisse/Dueneninspektor.html)
  • "Noch heute verdanken die Bewohner der Insel dem, aus Nidden stammenden, Postmeister Georg David Kuwert die Aufforstung der Insel. Er lies Kiefernwälder, Sträucher und Strandhafer anpflanzen, um die Versandung der Insel zu stoppen." (http://www.reise-ziele-online.de)

Zeitzeugen

"Zurück fahren wir nach Kuwertshof am Atmathstrom - ein Nebenarm der Memel. Das alte Schöpfwerk am Fluss steht noch, es half jedes Frühjahr, die überschwemmten Wiesen zu entwässern. Mit Vater gingen wir manchmal hier zum Angeln. Alles noch wie damals. Das Haus des Pumpen- und Schleusenwärters gut erhalten, es wird von Litauern bewohnt. Ein stärkeres Pumpwerk werkelt jetzt bei Überschwemmungsnöten. Die alte Pumpe aber ist gut gepflegt und wird bisweilen noch zusätzlich in Betrieb genommen." [13]

  • Die Familienforschungsgruppe Memelland gratuliert Jonny Köhler herzlich zum Geburtstag! Der passionierte Segler nennt es selbst seine "93-igste Lebensboje, die er umrundet" (2009).
Bake an der Atmath


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Schöpfwerk Kuwertshof
Kuwertshof bei Hochwasser


Verschiedenes

Karten

Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000
Ohsten auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Kuvertshoff im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Kuvertshoff und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Kuwertshof im Messtischblatt 0693 Minge (1911) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Kuwertshof aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv




Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

GOV-Kennung KUWHOFKO05PH
Name
  • Kuwertshof Quelle (${p.language})
  • Uostadvaris (1923) Quelle Seite 1089 (${p.language})
Typ
  • Wohnplatz
w-Nummer
  • 66131
Karte
   

TK25: 0693

Zugehörigkeit
Übergeordnete Objekte

Kuwertshof, Uostadvaris (- 1939-04-30) ( Gutsbezirk) Quelle Quelle

Kuwertshof, Uostadvaris (1939-05-01 -) ( LandgemeindeGemeinde) Quelle 1939 - Nr. 180 - S. 65

Ruß (1907) ( Kirchspiel) Quelle S. 94/95

Untergeordnete Objekte
Name Typ GOV-Kennung Zeitraum

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
  3. Urmesstischblatt von 1860
  4. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  5. GOV: http://gov.genealogy.net/
  6. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  7. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  8. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  9. Heinrich A. Kurschat: Das Buch vom Memelland, Heimatkunde eines deutschen Grenzlandes, Verlag Werbedruck Köhler, Oldenburg, 1990
  10. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  11. Jenny Kopp, Beiträge zur Chronik des ostpreussischen Grundbesitzes, 1913
  12. Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform, 2004
  13. Köhler, (Jonny) Wilhelm: Verlorene Heimat! Wiedergefunden -!-, Erinnerungen eines Memeler Bowke und Heydekrüger Lausbub von 1920 bis 1939, Lübeck 1999, S. 110